Sich eine schlechte Gewohnheit abzugewöhnen und neue anzutrainieren, ist gar nicht so leicht. Denn das Gehirn merkt sich Dinge, die uns in der Vergangenheit glücklich gemacht haben – ein riesiges Stück Torte mit Zuckerguss und Schlagsahne vielleicht. Auch dann, wenn wir uns durch den Genuss eher schaden als Gutes tun. Beim nächsten Mal schüttet unser Belohnungssystem beim bloßen Anblick einer weiteren Torte Dopamin aus, Glücksbotenstoffe. Damit verlang es nach mehr und quittiert das bei Erfüllung mit weiteren wohligen Gefühlen. Und plötzlich soll die Torte durch einen Apfel ersetzt werden? Frust ist vorprogrammiert.
Doch die gute Nachricht: Wer 66 mal Apfel statt Torte isst, gewöhnt sich daran. Und zwar so sehr, dass er sich nicht mehr mit der Frage herumquält, ob er nicht doch lieber ein Stück Torte auf dem Teller hätte. Denn nach 66 Tagen läuft der neue Vorgang automatisiert ab. Die Gewohnheit, Apfel statt Torte zu essen, ist in Fleisch und Blut übergegangen.
Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine Studie aus Großbritannien. Philippa Lally vom University College ließ 96 Studierende ungefähr 84 Tage eine neue Routine einstudieren – zum Beispiel nach jeder Mahlzeit Obst zu essen oder morgens ein paar Dehnübungen zu machen. Währenddessen sollten die Versuchsteilnehmer zwölf Wochen lang in einem Tagebuch festhalten, wie leicht ihnen diese Umstellung fällt. Das Ergebnis: Es dauerte ungefähr 66 Tage, bis sich eine neue Gewohnheit gefestigt hatte. Daran änderten auch ein, zwei Aussetzer nichts, also Tage, an denen die neue Routine nicht eingehalten wurde.
Es zeigte sich allerdings auch, dass es einfacher ist, sich etwas Neues anzugewöhnen, als sich eine schlechte Gewohnheit abzugewöhnen. Und stofflichen Süchte wie Nikotin oder Alkohol lässt sich mit der 66-Tage-Regel nicht unbedingt der Garaus machen. Hier lohnt es sich, auf weitere Hilfsmaßnahmen zur Entwöhnung zurückzugreifen.
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