Aber natürlich!

Der große Hype um Bio-Kosmetik hält ungebremst an. Doch ist sie gesünder und pflegt Haut und Haar besser?

Aber natürlich!

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Was steckt eigentlich genau dahinter? Wir haben uns mal umgehört, worauf es wirklich ankommt.

1Was ist überhaupt Bio-Kosmetik? Bei Kosmetik ist das nicht so klar wie bei Lebensmitteln, denn Zutaten wie Emulgatoren in Cremes oder Tenside für Reinigungsprodukte sind chemisch und lassen sich nun mal nicht auf dem Bio-Bauernhof herstellen. Zudem ist „Bio“ kein geschützter Begriff. Allerlei schick aussehende Logos gaukeln uns Natur pur vor. Doch auch, wenn es bestimmt sehr gute naturnahe Kosmetik gibt: Wer ganz sicher zertifizierte Naturkosmetik im Tiegel haben will, muss auf Gütesiegel vertrauen (siehe Infokasten). Sie garantieren unter anderem, dass das Produkt weder Mineralöle enthält noch Silikone, Parabene, synthetische Duftstoffe oder PEGs (Polyethylenglykole; sie machen die Haut durchlässiger für Wirkstoffe).

2Bedeutet Bio auch gleichzeitig fair gehandelt? Nein. „Bio-Anbau ist mit ethischen Grundsätzen verbunden, er muss aber nicht Fair-Trade-Kriterien entsprechen“, sagt Sabine Kästner, Pressesprecherin der Firma Lavera. „Genauso umgekehrt: Fair Trade bedeutet nicht automatisch kontrolliert biologischer Anbau.“ Der Hintergrund ist schnell erklärt: Beim Bio-Anbau steht die Landwirtschaft im Mittelpunkt, beim Fair Trade sind es die Handelsbedingungen und Erträge.

Pflanzenextrakte3Löst Öko-Beauty häufiger eine Allergie aus? Nein. Es kann immer sein, dass jemand auf einen an sich ganz harmlosen Inhaltsstoff reagiert, das gilt für Bio- wie für konventionelle Kosmetik, trotz aller Verträglichkeitstests. Insbesondere bei Produkten mit Pflanzenextrakten, denn deren Zusammensetzung ist schwerer kontrollierbar und viel komplexer als die rein chemischer Substanzen.

4Wird Bio besser vom Körper verstoffwechselt? Nein, grundsätzlich nicht. „Was von der Haut wie aufgenommen wird, hängt ganz von der Bioverfügbarkeit und von den Molekularstrukturen der Substanzen ab“, sagt Andrea Weber, Forschungsleiterin bei Babor. „Und die sind bei synthetischen Molekülen nicht anders als bei identischen Molekülen aus der Natur.“ Und auch was die Haltbarkeit angeht, unterscheiden sich Bio- und konventionelle Kosmetik nicht.

5Gibt es Unterschiede zwischen Naturkosmetik im Billigsupermarkt und im Bioladen? Preiswerte Produkte sind nicht zwangsläufig schlechter, aber logischerweise haben nach strengen Kriterien hergestellte Zutaten ihren Preis. Wir kennen das vom Essen: Der Bio-Joghurt beim Discounter schmeckt dann doch oft nicht so gut wie der vom kleinen Hersteller.

6Worauf sollten Veganer achten? In erster Linie sollten sie natürlich nicht in Milch und Honig baden. Scherz beiseite – es lässt sich gar nicht so einfach feststellen, ob die Kosmetik vegan ist. Gut zu wissen: Vegan bedeutet nicht bio, es können sogar synthetische Stoffe enthalten sein, die in zertifizierter Naturkosmetik verboten sind. Noch schwieriger wird’s bei Tierversuchen: Sie sind zwar seit 2013 in der EU verboten, aber viele Hightech-Wirkstoffe kommen aus anderen Bereichen, der Medizin etwa. Und dort gilt diese Regelung nicht. Wer sichergehen will, dass bei der Herstellung wirklich keine Laus übers Blatt gelaufen ist, kann am ehesten der veganen Blume vertrauen. Sie wird von der Vegan Society vergeben. Zusätzlich können Sie unter www. kosmetik.peta.de checken, welche Produkte und Firmen vegane Kosmetik anbieten.

7Wie funktioniert Bio-Sonnenschutz? Mit Mineralien, die statt chemischer UV-Filter zum Einsatz kommen. Nachteil: Der doofe Weißeleffekt auf der Haut. Darum werden die lichtreflektierenden Stoffe so fein wie möglich gemahlen. „Je nach Standard oder Gütesiegel kann auch Nano-Titandioxid als UV-Filter enthalten sein“, sagt Birgit Huber, stellvertretende Geschäftsführerin vom Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel e. V. Dank moderner Herstellungsverfahren ist es Anbietern jedoch gelungen, dass die Teilchengröße nicht unter 100 Nanometer fällt, der Deklarationsgröße für die umstrittenen Nanopartikel (z. B. bei Lavera).

Besser shoppen

ECOCERT

Das ist eine private, unabhängige Kontrollstelle mit Ursprung in Frankreich, die weltweit agiert. Sehr vertrauenswürdig.

BDIH

Das Ökosiegel ist in Deutschland sehr verbreitet und garantiert echte Naturkosmetik. Allerdings sind naturidentische Stoffe zur Konservierung zugelassen.

NATRUE

Hier haben sich große und kleinere Hersteller wie Lavera, Dr. Hauschka, Weleda, Oceanwell, Primavera und Santaverde zusammengeschlossen. Die Bestimmungen zur Herstellung von Naturkosmetik sind sehr streng und selbst auferlegt. Absolut seriös.

 

 

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