Eins vorweg: Eine Hyposensibilisierung bzw. spezifische Immuntherapie ist aufwendig. Aber nur sie kann die Ursache der Allergie beseitigen, nämlich die Überempfindlichkeit des Immunsystems. Gut belegt ist der Erfolg bei Allergien gegen Baum- und Gräserpollen, Hausstaubmilben und Insektengift. Bei Letzterem kann sie lebensrettend sein und ist unbedingt zu empfehlen. „Pollenallergikern rate ich zur Immuntherapie, wenn sie trotz der Anwendung von antiallergischen Medikamenten sehr belastet sind“, so der Berliner Allergologe Dr. Jörg Kleine-Tebbe, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie.
Pollenallergikern rate ich zur Immuntherapie, wenn sie trotz der Anwendung von antiallergischen Medikamenten sehr belastet sind
Wichtigste Voraussetzung für die Therapie: „Zunächst muss durch Blut- bzw. Hauttests und ausführliche Gespräche genau geklärt werden, welches Allergen die Beschwerden auslöst.“ Denn mit diesem soll der Körper dann regelmäßig behandelt werden. Aktive Immunisierung nennt man dies, und da eine Impfung gegen Masern oder Mumps nach dem gleichen Prinzip funktioniert, spricht man auch von einer Allergie-Impfung. Die Kassen übernehmen die Kosten.
1. Spritze oder Tablette
In der klassischen Form wird das Allergen in den Oberarm injiziert, Gräserpollen gibt es auch als Tropfen bzw. Tablette, die unter die Zunge gegeben werden, eine Tablette für Hausstaubmilben-Allergiker ist jetzt auch zugelassen. Bei Heuschnupfen- Geplagten beginnt die Therapie übrigens fast immer außerhalb der Pollensaison – manchmal schon im Herbst oder in der Kurzzeit-Variante mit wenigen Wochen Vorlauf.
2. Dosis steigern
Über das genaue Behandlungsmuster entscheiden Allergen und gewähltes Präparat. Üblicherweise wird die Dosis im Wochenrhythmus gesteigert, bis nach etwa ein bis drei Monaten die Höchstdosis erreicht ist, dann folgen Injektionen im Vier-Wochen-Takt. Manche Gräser- oder Milbentabletten sind dagegen immer gleich dosiert. Tabletten und Tropfen werden täglich genommen.
3. Und halten
Eine Immuntherapie geht meist über drei Jahre. Nach und nach werden so Immunzellen gebildet, die überschießende Abwehrreaktionen kontrollieren, und sogenannte IgG-Antikörper, die im Gegensatz zu den Allergie-verursachenden IgEs für Immuntoleranz stehen. Nebenwirkungen gibt es meist nur lokal: z. B. Kribbeln unter der Zunge oder Schwellungen an der Injektionsstelle. Viel seltener betreffen Reaktionen den ganzen Körper. „Weil diese aber bedrohlich werden können, bleiben Patienten nach jeder Spritze für 30 Minuten in der Praxis“, so Kleine-Tebbe. Bei Tabletten und Tropfen ist dieses Risiko viel geringer: Nur die erste Gabe erfolgt unter Arzt-Aufsicht, dann geht es zu Hause weiter.
4. Und der Erfolg?
Laut Studien ist im Mittel mit einer Halbierung der Heuschnupfen-Beschwerden zu rechnen, oft schon in der ersten Therapiesaison. Im Idealfall verschwinden sie ganz und dauerhaft. Am längsten ist die Erfahrung mit Injektionen, aber auch die Gräsertablette hat sich sehr gut bewährt. Weiterer Pluspunkt: „Eine Immuntherapie kann dem sogenannten Etagenwechsel, also dem Entstehen von Asthma, vorbeugen“, so Kleine-Tebbe. Am erfolgreichsten ist eine Hyposensibilisierung übrigens bei Insektengiftallergien.
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