Asperger-Syndrom, kleiner Bruder des Autismus?

Das Asperger-Syndrom ist eine leichte Form des Autismus und ist verbreiteter, als man denkt.

Asperger-Syndrom, kleiner Bruder des Autismus?

Was ist das Asperger-Syndrom und wie empfinden Betroffene? ©iStock/SIphotography

In dem Roman „Das Rosie Projekt“ von Graeme Simsion möchte der Genetikprofessor Don Tillman gerne eine Frau fürs Leben finden. Eigentlich sollte das klappen, denn Don Tillman ist groß, sportlich, intelligent und hat einen interessante Job mit entsprechendem Gehalt. „Im Reich der Tiere würde ich mich erfolgreich vermehren“, stellt er für sich fest. Aber trotzdem will es nicht so recht klappen. Immer, wenn Don Tillman versucht, Kontakt zu einer Frau aufzubauen, scheitert er. Er trifft einfach nicht den richtigen Ton. Er ist sozial nicht kompetent. Don Tillman leidet unter dem Asperger-Syndrom.

Was ist das Asperger-Syndrom?

Asperger gilt als leichte Form des Autismus, gehört also zu einem Formenkreis von komplexen und vielgestaltigen neurologischen Entwicklungsstörungen. Typisch für Menschen mit Asperger sind Verhaltensweisen, wie sie der liebenswerte Romanheld Don Tillman an den Tag legt. Die Betroffenen können sich beispielsweise nicht gut in andere hineinversetzen. Sie halten starr an bestimmten Gewohnheiten fest und haben Spezialinteressen, die auf andere nerdig wirken.

Bei Christine Preißmann wurde mit 27 Jahren das Asperger-Syndrom festgestellt. Sie hat Medizin studiert und arbeitet als ärztliche Psychotherapeutin im Suchtbereich einer psychiatrischen Klinik. Auf Vorträgen und in Büchern informiert sie über das Thema Asperger. Sie beschreibt: „Autisten erscheint die Welt um sie herum fremd, das Verhalten anderer Menschen können sie nur schwer einschätzen. Der Kontakt mit ihnen ist daher für die meisten Autisten eine große Herausforderung. Hinzu kommt häufig eine Überempfindlichkeit auf bestimmte Reize, etwa auf Licht, Geräusche oder Gerüche.“

1991 erkannte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Asperger-Syndrom als Krankheit an und nahm es in den Diagnosenkatalog ICD auf. Drei Jahre später folgte die American Psychiatric Association, die das Asperger-Syndrom fortan in ihrem Diagnosenkatalog DSM listete. Diese Handbücher enthalten genaue Beschreibungen der mit dem Asperger-Syndrom in Verbindung gebrachten Verhaltensweisen.

In dem Buch „Das Rosie-Projekt“ lässt Don Tillman mögliche Partnerinnen einen Fragebogen ausfüllen, er hofft, auf diese Weise die für ihn perfekte Frau zu finden – eine, die nicht trinkt, nicht raucht und pünktlich ist. Funktioniert Liebe so? Ja, davon ist Don Tillman überzeugt, schließlich handelt er nach streng wissenschaftlichen Kriterien. Doch dann kommt alles anders. Eine Frau, Rosie, tritt in Don Tillmans Leben. Sie erfüllt zwar keinen seiner Wünsche, aber trotzdem verlieben sich die beiden. Im Mai 2019 soll die Verfilmung der Komödie mit Ryan Reynolds ins Kino kommen.

Kann man Asperger therapieren?

Krankheiten aus dem autistischen Formenkreis sind nicht heilbar. Doch da insbesondere Kinder mit Asperger-Syndrom sich häufig wünschen, dazuzugehören und Freundschaften zu knüpfen, es aus eigener Kraft aber nicht schaffen, ist es gut, wenn sie Unterstützung und Hilfe von Lehrern oder Eltern erfahren. Auch eine Psychotherapie kann sinnvoll sein, sagt Christine Preißmann: „Eine auf sie zugeschnittene Therapie kann den betroffenen Menschen zu einem erfüllten und zufriedenen Leben im Rahmen ihrer Möglichkeiten und zu deutlich mehr Selbstständigkeit verhelfen, sie kann somit eine große Chance für sie sein, die sie nicht ungenutzt verstreichen lassen sollten.“

KOMMENTARE

WORDPRESS: 0
DISQUS: 0