Hoffnung für Menschen mit Migräne: CGRP-Antagonisten

Wer unter Migräne leidet, erduldet klopfende, hämmernde, pochende und stechende Schmerzen. Eine neue Therapie mit CGRP-Antagonisten lässt hoffen.

Hoffnung für Menschen mit Migräne: CGRP-Antagonisten

CGRP-Antagonisten werden zur Therapie gegen Migräne unter die Haut gespritzt. / Bild: ©iStock/selvanegra

Was sind CGRP-Antagonisten und wie können sie Menschen mit Migräne helfen? Und welche neuen Möglichkeiten haben Kopfschmerzpatienten außerdem?

Was ist Migräne?

Migräne ist eine Kopfschmerzerkrankung, die als Anfall auftritt und in regelmäßigen oder unregelmäßigen Abständen wiederkehrt. Häufig bleiben die Kopfschmerzen auf eine Seite des Kopfes begrenzt, sie können aber auch beide Seiten befallen. Bei manchen Menschen kommen weitere Beschwerden hinzu – Licht- und Lärmempfindlichkeit beispielsweise, Sehstörungen, Appetitlosigkeit oder Übelkeit.

Wer ist betroffen?

Laut der Deutschen Gesellschaft für Neurologie und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft leiden in Deutschland etwa acht bis zehn Prozent der Männer und zehn bis 25 Prozent der Frauen an Migräne. Insgesamt 18 Millionen Menschen sind demnach betroffen. Den Patientinnen und Patienten geht es in der Zeit der Attacke ausgesprochen schlecht. Deshalb steht die Migräne der Weltgesundheitsorganisation zufolge an sechster Stelle der Erkrankungen, die den Menschen am stärksten behindern.

Wie entsteht Migräne?

Verantwortlich für den eigentlichen Migränekopfschmerz ist eine Entzündung im Bereich der Blutgefäße der Hirnhaut. Diese Entzündung wird durch das Nervensystem selbst hervorgerufen. Daher spricht man von einer neurogenen Entzündung. Die Entzündung führt zu einer Überempfindlichkeit von Schmerzrezeptoren in der Hirnhaut. Das einfache Pulsieren der Blutgefäße der Hirnhaut wird zum hämmernden pochenden Migräneschmerz. Jede körperliche Belastung macht den Schmerz noch intensiver.
Als Auslöser gelten verschiedene Triggerfaktoren wie ein unruhiger Schlaf, eine Veränderung des Blutzuckerspiegels, ungewohnte körperliche Belastungen, starker Geruch, starker Lärm oder flackerndes Licht sowie allgemeiner Stress. Auch die Hormone spielen eine Rolle. So setzt bei Frauen häufig die Migräne mit oder ab der ersten Regelblutung ein. Auch hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille oder Hormonpräparate gegen Wechseljahresbeschwerden können Migräneanfälle verstärken.

Wer erkrankt an Migräne?

Wer aus einer Familie stammt, in der verschiedene Mitglieder von Migräne betroffen sind, hat dafür selbst ein erhöhtes Risiko. So kennen mehr als 70 Prozent der Betroffenen Angehörige ersten Grades mit Migräne.

Welche Medikamente helfen akut gegen Migräne?

Zur Akuttherapie eignen sich frei verkäufliche Medikamente wie Ibuprofen, Paracetamol oder Aspirin. Als deutlich zuverlässiger in der Wirkung gelten jedoch verschreibungspflichtige Triptane. Zu der Gruppe der Triptane gehören mittlerweile sieben verschiedene Substanzen, die 1993 auf den Markt kamen und die die neurovaskuläre Entzündung bekämpfen. Sie verengen die geweiteten Blutgefäße und werden überwiegend oral verabreicht. Wegen der gefäßverengenden Wirkung sollten Patienten, die einen Herzinfarkt erlitten haben oder deren Blutdruck nicht optimal eingestellt ist, allerdings auf Triptane verzichten. Ebenso eignen sie sich nicht für Kinder, Senioren, Schwangere oder Stillende.

Welche Alternativen sind verfügbar?

Wer regelmäßig mehr als acht Attacken im Monat erdulden muss, sollte über eine Prophylaxe nachdenken, zum Beispiel einen Betablocker. Außerdem ist nun auch eine weitere Alternative verfügbar, nämlich die Vorbeugung mit einem sogenannten CGRP-Antagonisten.

Was bewirken die neu zugelassenen CGRP-Antagonisten?

Die Abkürzung CGRP steht für Calcitonin gene related peptide. Erhöhte CGRP-Spiegel wurden bereits 1988 im Blut von Patienten während einer Migräneattacke nachgewiesen. Der Antagonist soll nun erstmals direkt in den Mechanismus der Krankheit eingreifen und die Entzündungsstoffe, die bei der Migräneentstehung eine Rolle spielen, für ein paar Wochen stoppen. Ein Vorteil sind die im Vergleich zu den Triptanen geringeren Nebenwirkungen. Außerdem müssen die CGRP-Antagonisten nur einmal im Monat unter die Haut gespritzt werden. Viele sprechen deshalb von einer Migräneimpfung. Dieser Ausdruck ist medizinisch zwar nicht ganz korrekt, beschreibt aber die einfache Handhabung. Die Kosten übernehmen die Krankenkassen derzeit bei Patienten und Patientinnen, bei denen eine prophylaktische Therapie versagt hat oder kontraindiziert ist.

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