Bei familiärer Veranlagung besteht ein erhöhtes Darmkrebsrisiko. Darüber hinaus tritt Darmkrebs oft auch bereits im jungen Erwachsenenalter auf. Über das Thema zu reden, ist ein wichtiger erster Schritt. Denn nur wer Bescheid weiß, kann auch etwas unternehmen.
Erhöhtes Darmkrebsrisiko: Ausführliche Familienanamnese
Wie wichtig es ist, das Thema auch in jungen Jahren anzugehen, zeigt das Modellprojekt „Sprich darüber!” aus Bayern. Im Fokus stehen dabei Versicherte aus Bayern im Alter von 25 bis 49 Jahren. Im Rahmen des Projekts erhalten sie die Möglichkeit, durch die Erhebung einer ausführlichen Familienanamnese über eine eventuell in der Familie vorliegende Veranlagung für Darmkrebs informiert zu werden. Deutet die Anamnese auf das Vorliegen eines familiären Risikos hin, können diese Betroffenen in Bayern eine kostenfreie Vorsorge-Darmspiegelung oder alternativ einen immunchemischen Stuhltest in Anspruch nehmen.
Junge Betroffene brechen Tabu
Dass die Krankheit auch blutjunge Menschen treffen kann, wird an den sechs Galionsfiguren ablesbar, die mit ihrem Schicksal im Rahmen der bayerischen Initiative an die Öffentlichkeit gegangen sind und andere Menschen ermutigen wollen, über das Krankheitsrisiko zu sprechen. So zum Beispiel Florian aus Neumarkt in der Pfalz. Er erkrankte bereits mit 21 Jahren an Darmkrebs, nachdem auch sein Vater und sein Großvater betroffen waren. „Wenn man die Diagnose kriegt, ist das, wie wenn jemand einem ein Brett an den Kopf haut“, erzählt er. Bianca aus der Nähe von Deggendorf im Bayerischen Wald verlor ihre Mutter an Darmkrebs und erinnert sich: „Es ist nicht drüber geredet worden. Es ist auch nicht auf familiäres Darmkrebsrisiko hingewiesen worden.“
Gesetzliche Früherkennung bei erhöhtem Darmkrebsrisiko oft zu spät
„Besonders gefährdet sind diejenigen jungen Männer und Frauen, in deren Familien es bereits Fälle von Darmkrebs gibt“, heißt es bei der Felix-Burda-Stiftung in München, die zu den Initiatoren des Projekts gehört. „Insbesondere für diese Menschen, die aufgrund ihres familiären Risikos wesentlich früher an Darmkrebs erkranken können, kommt die gesetzliche Früherkennung ab 50 aber oft zu spät.“ Der Darmkrebs ist aber ein Krebs, der sich durch Vorsorge vermeiden lässt. Junge Versicherte haben erstmals im Rahmen dieses Projekts die Möglichkeit, dass eine familiäre Veranlagung früh erkannt und Vorsorge schon in jungen Jahren von den Krankenkassen bezahlt wird.
Wichtigste Waffe: Darmspiegelung
Darmkrebs ist bei Männern derzeit die dritthäufigste und bei Frauen die zweithäufigste Tumorerkrankung hierzulande. Sie entsteht meist im Dickdarm (Kolonkarzinom) und wird auch als „stille” Krankheit bezeichnet, da es in den meisten Fällen keine Warnzeichen gibt. Man weiß heute, dass rund 90 Prozent der Darmkrebserkrankungen sich aus zunächst gutartigen Darmpolypen entwickeln. Es kann etwa zehn Jahre dauern, bis daraus Krebs wird. Zu den sichersten Früherkennungsmethoden gehört die Darmspiegelung. Die Koloskopie dauert etwa 20 Minuten und ist schmerzfrei – ein Beruhigungsmittel versetzt den Patienten in einen Dämmerschlaf. Darüber hinaus gibt es noch den immunologischen Stuhltest. Ist dieser auffällig, hat der Patient immer noch Anspruch auf eine Darmspiegelung zur Abklärung.
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