Das Reizdarmsyndrom – Mythen und Fakten

Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung und Blähungen – hinter diesen lästigen Beschwerden kann ein Reizdarmsyndrom (RDS) stecken. Aber mit der Diagnose sind oft viele Fragezeichen verbunden, da die Krankheit komplex und vielschichtig ist. Wir haben den Fakten-Check gemacht.

Das Reizdarmsyndrom – Mythen und Fakten

Das Reizdarmsyndrom hat viele Symptome. Die Behandlung richtet sich nach dem jeweiligen Symptom. Bild ©iStock/dragana991

1. Mythos: Das Reizdarmsyndrom ist eine eingebildete Krankheit.

Betroffene des Reizdarmsyndroms (RDS) haben oft mit Vorurteilen zu kämpfen, denn die Beschwerden sind meist diffus und keiner eindeutigen Erkrankung zuzuordnen. Die Diagnose wird dann gestellt, wenn innerhalb von mindestens sechs Monaten wenigstens einmal pro Woche Bauchschmerzen in Verbindung mit einer veränderten Stuhlfrequenz und -konsistenz auftreten. Diese Beschwerden sind sehr real und oft so stark, dass die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigt ist.

2. Mythos: Reizdarm-Beschwerden sind die Folge falscher Ernährung. Mit einer speziellen Diät kann man einen Reizdarm therapieren.

Ob Ernährungsfaktoren bereits bei der Entstehung des Reizdarmsyndroms eine Rolle spielen, ist aus medizinischer Sicht unklar, wie aus der Leitlinie des Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. hervorgeht. Wahr ist aber, dass bestimmte Lebensmittel die Beschwerden eines Reizdarmsyndroms beeinflussen können: Hülsenfrüchte und Zwiebeln verstärken beispielsweise Blähungen, während eine ballaststoffarme Kost Verstopfungen begünstigt. Außerdem können die Symptome des Reizdarmsyndroms auch bei einer Nahrungsmittelunverträglichkeit bzw. -allergie auftreten, weshalb diese ärztlich ausgeschlossen werden müssen.
Tipp: Sollten Sie unter dem Reizdarmsyndrom leiden, empfiehlt es sich, ein Ernährungstagebuch zu führen. Dadurch können Sie mögliche Nahrungsmittel identifizieren, die Ihre Beschwerden verschlimmern.

3. Mythos: Einen Reizdarm kann man nicht medikamentös behandeln.

Eine Standardtherapie gegen das Reizdarmsyndrom gibt es tatsächlich nicht. Vielmehr richtet sich die Behandlung danach, welche Beschwerde im Vordergrund steht. Zur Linderung der Symptome gibt es eine Reihe bewährter Wirkstoffe:

  • Dazu gehören zum Beispiel krampflösende Mittel, sogenannte Spasmolytika, die bei Bauchschmerzen und Krämpfen eingesetzt werden. Rezeptfreie Wirkstoffe sind Butylscopolamin und Pfefferminzöl. Klassische Schmerzmittel sind beim RDS ungeeignet.
  • Bei Verstopfung sind Flohsamenschalen das Mittel der Wahl. Die löslichen Ballaststoffe quellen im Dickdarm auf und regen so die Darmtätigkeit an. Vorsicht: Sie können aber auch Blähungen und Bauchspannen begünstigen. Zeigen Flohsamen keine ausreichende Wirkung, helfen sogenannte Laxanzien (Abführmittel). Diese sollten jedoch nur in Absprache mit einem Arzt oder Apotheker eingenommen werden.
  • Bei Durchfallsymptomen können Sie Wirkstoffe wie Loperamid oder Cholestyramin für kurze Zeit einsetzen. Auch dies sollte vorab mit dem Arzt abgeklärt werden.
  • Zahlreiche Studien zeigen, dass Probiotika, also „gute“ Darmbakterien wie das Bifidobacterium infantis, besonders überzeugend bei der Behandlung des RDS sind. So über- zeugend, dass diese Therapiemethode in die medizinischen Leitlinien zur Behandlung des Reizdarmsyndroms aufgenommen wurde. Probiotika können die gestörte Darmflora wieder ins Gleichgewicht bringen und lindern damit gleich mehrere Darmbeschwerden.

Neben der medikamentösen Behandlung und der Vermeidung unverträglicher Nahrungsmittel sollten Betroffene generell auf eine gesunde Lebensweise achten: Nicht rauchen, wenig Alkohol, ausreichend Schlaf, bewusster Stressabbau und ausreichend Bewegung. So helfen Sie Ihrem Darm dabei, wieder ins Gleichgewicht zu kommen.

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