Die Kunst des Weglassens

Immer mehr Beauty-Firmen verzichten auf bestimmte Zutaten wie Silikone oder Parabene. Auf was Sie noch achten sollten

Die Kunst des Weglassens

Zusatzstoffe: Die Kunst des Weglassens © iStock/Ridofranz

Haben Sie auch das Kleingedruckte gelesen? Nein, nicht im Vertrag, auf Ihrer Creme! Per Gesetz muss auf der Verpackung von jedem Shampoo, Deo oder Lippenstift ganz genau deklariert sein, was drinsteckt. So kann, wer empfindlich ist oder zu Allergien neigt, problematische Zutaten vermeiden. Dabei hat jeder Stoff eine weltweit einheitliche englische Bezeichnung nach der INCI (International Nomenclature of Cosmetic Ingredients). Im Prinzip clever, nur leider sind die Listen dadurch schwer verständlich. Wir sagen Ihnen, auf welche Begriffe Sie achten sollten – und was es für Alternativen zu den umstrittenen Stoffen gibt.

Aluminiumsalze

Wohl kein Inhaltsstoff ist in den vergangenen Jahren so hart kritisiert worden wie Aluminium. Das Leichtmetall kommt natürlicherweise in der Erde vor, wir nehmen es also über die Nahrung auf. In Deos wirkt es porenverengend und hemmt dadurch den Schweißfluss. Das Problem: Gelangt zu viel Aluminium in den Körper, kann es sich anreichern. Und es besteht der Verdacht, dass das Alzheimer und Brustkrebs wahrscheinlicher machen könnte. Der Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel gibt Entwarnung: Kosmetik mit Aluminiumverbindungen seien unverändert sicher und gesundheitlich unbedenklich. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) besteht allerdings noch Forschungsbedarf, das Institut empfiehlt, Aluminiumsalze bis zur endgültigen Klärung nicht auf frisch rasierte Achseln aufzutragen. Eine – allerdings weniger wirksame – Alternative bieten aluminiumfreie Antitranspirantien.

Sulfate

Wer gern beim Baden in Schaumbergen versinkt, braucht dazu Sulfate. Die Salze der Schwefelsäure sind Schaumschläger in Shampoos, Badezusätzen und Zahncremes. Sie reinigen stark, wirken austrocknend und tauchen oft als „Sodium Laurenth Sulfate“ auf der Verpackung auf. Für robuste Haut sind Sulfate okay. Wer empfindlich ist, greift zu Baby- oder Bioshampoos. In Naturkosmetik sind Sulfate generell tabu – an deren Stelle kommen Zucker- oder Kokostenside zum Einsatz, die allerdings weniger schäumen.

Silikone

Oh – das fühlt sich aber gut an. Wenn Ihre Creme direkt beim Auftragen für eine gleichmäßige, weiche Haut sorgt, stecken meistens Silikone darin. Der Fugenfüller kann sogar kleine Fältchen glätten. Die langkettigen Kunststoffmoleküle erkennen Sie leicht an der Wortendung „-cone“ oder „-xane“. Der Vorwurf: Sie sorgen nur für Sofort-Effekte und haben keinerlei Wirkung, Haut und Haar können unter der Versiegelung leiden und austrocknen. Silikone sind nicht biologisch abbaubar. Als körpereigene Alternative polstert Hyaluronsäure die Haut sehr gut auf. Und die gibt’s sogar in Bioqualität.

Paraffine

Ihr Lippenstift liegt gut auf der Haut und sorgt für einen schönen Schimmer? Könnte sein, dass Paraffine der Grund dafür sind. Sie werden aus Erdöl gewonnen und gelten als preiswerter Ersatz für natürliche Öle. Was echt unsexy klingt, ist besser als sein Ruf – Paraffine wirken selten allergen und schützen die Haut vor Feuchtigkeitsverlust. Allerdings: Weil sie nicht einziehen, kann sensible Haut auf den Film mit Trockenheit und Schüppchen reagieren. Wer auf „Paraffinum Liquidum“ verzichten möchte, ist mit pflanzlichem Glyzerin oder pflegender Sheabutter bestens bedient.

Parfüm

Längst nicht alle Beauty-Zutaten riechen von sich aus gut, darum wird Kosmetik parfümiert. Das kann für Allergiker gefährlich werden. Zumal bisher nur „Parfums“ auf der INCI-Liste steht. Aber: Neuerdings müssen die Hersteller 26 Duftstoffe mit hohem allergenem Potenzial einzeln deklarieren, darunter sind natürliche wie synthetische Stoffe. Über eine Erweiterung dieser Liste wird gerade diskutiert. Übrigens: Sowohl Bio- als auch Apotheken-Marken bieten duftstofffreie Serien an.

Parabene

Muckelig warmes Badezimmer, immer schön den (womöglich noch ungewa- schenen) Finger im Tiegel – damit Cremes die handelsübliche Haltbarkeit von 30 Monaten erreichen, sind Konservierungsstoffe oft unverzichtbar. In der Kosmetik sehr beliebt: Parabene. Sie wirken zuverlässig, sind hautverträglich und auf der Zutatenliste leicht am Begriff „-parabene“ zu erkennen. Die Stoffe gelten als gut erforscht, dennoch wird ihnen seit ein paar Jahren vorgeworfen, dass sie hormonell wirken und sogar Krebs auslösen könnten. Die entsprechenden Studien sind umstritten. Das BfR kommt zu dem Schluss, dass Parabene sicher sind, trotzdem verzichten viele Hersteller darauf. Tipp: Im Spender braucht eine Creme weniger Konservierungsmittel als im Tiegel. Hightech-Verschlüsse können sie sogar ganz überflüssig machen.

 

 

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