Ja, man denkt, man weiß bereits alles über die Grippe: dass mit einer echten Grippe (ausgelöst durch Influenza-Viren) nicht zu spaßen ist, dass eine Erkältung (ein „grippaler Infekt“) sieben Tage dauert und mit Medikamenten eine Woche, dass Antibiotika gegen beide nichts ausrichten können. Doch über einige Fakten lohnt es sich schon noch zu sprechen. Denn das Größte wäre es doch, gesund durch den Winter zu kommen.
Mit dem Impfen darf man nicht bis zur Grippewelle warten
Viele denken erst an die Impfung, wenn die Medien über die anhaltende Grippeepidemie berichten. Dann kann es aber zu spät sein für den Impfschutz. Denn der Körper braucht nach dem Piks ungefähr zwei Wochen Zeit, um Abwehrstoffe (Antikörper) gegen die Grippeviren zu bilden. Da die Zahl der Grippekranken meist ab Januar deutlich nach oben schnellt, sollte man sich am besten bis Mitte Dezember impfen lassen. Doch es ist auch später oft noch sinnvoll, wenn sich abzeichnet, dass sich eine Grippeepidemie nähert. Meistens dauert es ja einige Wochen, bis die Grippewelle ganz Deutschland erfasst hat.
Winterspaziergänge helfen der Abwehr
Wieso bekommt man eine Grippe praktisch nur im Winter? Einer der Gründe ist, dass wir in der dunklen Jahreszeit fast immer in geschlossenen Räumen bleiben. Dadurch wird weniger Vitamin D in der Haut gebildet, denn dazu braucht es Sonnenlicht (UV-Strahlung). Und Vitamin D stärkt vielen Studien zufolge die körpereigene Abwehr gegen Krankheitserreger, also auch gegen Grippeviren. Ein halbe Stunde täglich an der frischen Luft reicht – allerdings sollte das Gesicht dann ausnahmsweise nicht mit Sonnencreme vor den UV-Strahlen geschützt werden. Und wenn es nicht zu kalt ist, sollte man auch keine Handschuhe tragen, damit Sonne an die Hände kommt.
Morgens ist Impfen effektiver als nachmittags
Ein Impftermin nach der Arbeit, das passt zeitlich am besten. Wer einen effektiven Impfschutz will, sollte sich einer neuen britischen Studie zufolge aber lieber einen Vormittag freinehmen. Denn offenbar bilden Geimpfte deutlich mehr Antikörper gegen die Grippeviren, wenn sie zwischen neun und elf Uhr morgens geimpft werden als zwischen drei und fünf am Nachmittag.
Wasser und Seife schützen erstaunlich gut vor Grippeviren
Klar, mit Grippe oder Erkältung darf man seine Mitmenschen nicht anhusten oder anniesen. Denn die Viren werden durch Tröpfcheninfektion, also über winzige Flüssigkeitspartikel mit Körpersekreten, übertragen. Noch nicht so richtig in den Köpfen angekommen ist dagegen die Gefahr der Virenübertragung über die Hände. Denn Grippeviren schlummern beispielsweise auf Türklinken oder Computertastaturen, wohin sie von den Händen Infizierter gelangt sind. Wer dort anfasst, hat die Erreger an den Fingern. Und steckt sich zum Beispiel über die Tränenflüssigkeit an, wenn er sich ganz unbewusst die Augen reibt. Davor schützt in der Grippesaison sehr häufiges, gründliches Händewaschen mit Seife: Mindestens nach jedem Toilettengang und wenn man z. B. beim Einkaufen war oder in öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren ist – also immer, nachdem man außerhalb der eigenen Wohnung viel angefasst hat.
Impfen in der Schwangerschaft? Ja, und nicht nur dann
Bei Impfungen in der Schwangerschaft haben viele Bedenken, dass sie dem Baby schaden könnten. Doch die Grippeimpfung wird von Experten ab dem vierten Schwangerschaftsmonat sogar ausdrücklich empfohlen. Denn schwangere Frauen erleiden bei einer Infektion häufiger schwere Komplikationen, zum Beispiel eine gefährliche Lungenentzündung. Das liegt an der veränderten Immunabwehr in der Schwangerschaft. Und außerdem erhöht eine Grippe das Risiko einer Frühgeburt. Aber auch anderen Personengruppen wird die Impfung wegen eines erhöhten Komplikationsrisikos dringend empfohlen: Älteren ab 60, chronisch Kranken (z. B. mit Diabetes, Herz- und Atemwegserkrankungen, Krebs mit begleitender Abwehrschwäche). Alle anderen sollten gründlich abwägen, ob sie sich impfen lassen wollen. Dafür spricht, dass man im Schnitt die Gefahr halbiert, eine schwere Grippe zu bekommen – daran sterben jedes Jahr mehr Deutsche als im Straßenverkehr. Dagegen sprechen (vergleichsweise schwache) Nebenwirkungen wie z. B. Schmerzen und Schwellungen an der Einstichstelle oder ein Erkältungsgefühl als Impfreaktion.
Manche Menschen brauchen einen Spezialimpfstoff
Die meisten Grippeimpfstoffe enthalten Spuren von Hühnereiweiß, denn während des Herstellungsprozesses (der ein halbes Jahr dauert!) vermehren sich die Viren in Eiern. Wer allergisch ist, sollte deshalb in einer Praxis geimpft werden, die über das Know-how zur Behandlung eines eventuellen allergischen Schocks verfügt. Oder gleich auf einen Impfstoff zurückgreifen, der mit Zellkulturen hergestellt wird. Ein weiterer Sonderfall sind ältere Menschen: Da sie nach der Impfung oft nicht so viele Antikörper bilden, gibt es für sie spezielle Impfstoffe, die höher dosiert sind oder einen Zusatz enthalten, der die Immunantwort verstärkt („Adsorbatimpfstoffe“).
Krank trotz Impfung? Das kann passieren
Wer sich hat impfen lassen, ist zu Recht frustriert, wenn ihn die Grippe dann doch erwischt. Das ist möglich, denn damit der Impfstoff rechtzeitig fertig ist, legt die Weltgesundheitsorganisation schon im Februar die drei oder vier Virenstämme fest, gegen die ab dem folgenden Herbst geimpft wird. Es gibt aber sehr viele weitere Varianten. Und da ist es durchaus möglich, dass sich plötzlich ein Kandidat über den Globus verbreitet, den man Monate vorher gar nicht auf dem Schirm hatte. Gegen den hilft die Impfung dann nicht. Und übrigens: Gegen die unzähligen Erkältungsviren, die uns Schnupfen und Husten bescheren, kann die Grippeimpfung ohnehin nichts ausrichten.
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