Do you have … äääh, Anti-Pilz-Creme?

Es kann ganz schön unangenehm sein, im Ausland ein Medikament zu brauchen. Was man über Rezepte von zu Hause, Pillen-Schnäppchen im Urlaub sowie den Transport von Arzneimitteln wissen sollte.

Do you have … äääh, Anti-Pilz-Creme?

© istock.com / g4gary

Pflaster, Sonnencreme, Schmerztablette – das ist für die meisten das Notfall-Set im Urlaub, ergab die Umfrage einer großen deutschen Krankenkasse. Warum den Koffer mit Medikamenten belasten, wenn viele Mittel am Urlaubsort zu haben sind? Das stimmt, solange man ein gut erschlossenes Ziel ansteuert. In den meisten Touristenzentren gibt es Apotheken, die auch kompetent beraten, teilweise sogar auf Deutsch. Innerhalb der EU und in der Schweiz sind mitgebrachte Kassenrezepte willkommen, die Arzneimittelkosten erstattet die Krankenkasse später, abzüglich der gesetzlichen Zuzahlung. Beispiel: Wer zu Blasenentzündungen neigt, kann sich vom Hausarzt ein Rezept für ein Breitband-Antibiotikum mitgeben lassen und es bei Bedarf am Urlaubsort einlösen. Der Vorteil: Man erhält mit Sicherheit ein geeignetes Präparat und muss nicht im Urlaub zum Arzt. Außerhalb der EU funktioniert das ebenfalls, kann aber je nach Land und Arznei teuer werden. In den USA zum Beispiel kosten manche Präparate auf Rezept deutlich mehr als hier, die Kasse zu Hause erstattet aber nicht mehr als den hiesigen Regelsatz.

Sogar ohne Rezept

Einige Arzneimittel gehen im Ausland aber auch rezeptfrei über die Ladentheke. Antibiotika gehören dazu – in den USA ebenso wie in Thailand oder Spanien. Von der Selbstbehandlung rät die Münchner Reisemedizinerin Dr. Susanne Pechel jedoch nachdrücklich ab. Das falsche Antibiotikum könne wirkungslos sein, die Infektionsbeschwerden sogar verschlimmern und resistente Keime heranzüchten. Vieles ist in anderen Ländern zudem deutlich günstiger. Aber Vorsicht: In Asien oder Afrika sollte man die Finger von billigen Arzneien lassen, raten Verbraucherschützer.

In Asien oder Afrika sollte man die Finger von billigen Arzneien lassen, raten Verbraucherschützer.

Denn laut Weltgesundheitsorganisation WHO sind dort die meisten Fälschungen im Umlauf. Solche Produkte enthalten keine Wirkstoffe, oder sie sind verunreinigt und somit ein Risiko für die Gesundheit. Sichere Arzneimittel erkennt man am ehesten daran, dass die Originalverpackung unbeschädigt ist und einen Beipackzettel enthält. Außerdem stimmt das aufgedruckte Verfallsdatum mit dem auf Blister oder Tube überein.

Günstiger im Ausland

Im europäischen Ausland kann es sich lohnen, unterwegs einzukaufen. Ob Aspirin, Mittel gegen Durchfall oder Sodbrennen: In Südeuropa und selbst im nahen Frankreich kosten Arzneien durchweg weniger. Das gilt sogar in der französischen Karibik, auf Guadeloupe und Martinique. Für die rezeptpflichtige Antibabypille gleicher Marke zahlen Frauen dort oft nur ein Fünftel vom deutschen Preis, belegt das Europäische Verbraucherzentrum in einem Vergleich – und rät dazu, die Kostenvorteile beim Nachbarn zu nutzen. Das birgt aber auch Tücken: Namensähnliche Präparate können verschiedene Dosierungen und Wirkstoffe enthalten, warnt das Zentrum. Darum ist es unbedingt sinnvoll, sich ganz genau zu informieren – zum Beispiel mit der Gratis-App „Suche mein Arzneimittel“ (für iOS und – von der Redaktion „Chip“ gut besprochen – für Android). Sie wirft je nach Reiseland das Pendant zu vielen der gewünschten Mittel aus – und kann einem im Notfall sogar aus der Patsche helfen: Wer weiß, was für ein deutsches Mittel er braucht, kann der freundlichen indonesischen Apothekerin einfach nur das Display mit der „Übersetzung“ zeigen.

Dennoch: Längst nicht jedes Medikament ist an jedem Ort der Welt erhältlich. Wer regelmäßig bestimmte Mittel braucht, sollte diese deshalb auf jeden Fall mitnehmen – und im Handgepäck verstauen. Flüssige Arzneien wie Insulin dürfen allerdings oft nur zusammen mit einer Bescheinigung des Arztes und mit dem Beipackzettel mitgeführt werden, ein Diabetiker-Ausweis reicht unter Umständen nicht aus. Gleiches betrifft das Mitführen von Asthmaspray oder Schmerzmitteln, die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen. Mehr Infos und Vordrucke für ein Reiseattest gibt es auf der Seite des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (www.bfarm.de). Tipp: Während eines Langstreckenfluges kann man temperaturempfindliche Medikamente für gewöhnlich im Bordkühlschrank zwischenlagern lassen.

Heikle Mitbringsel

Medikamente aus dem Ausland mit nach Hause zu nehmen ist kein Problem, solange die Menge stimmt. „Ein persönlicher Vorrat für drei Monate pro Arzneimittel ist erlaubt“, sagt Isabell Gillmann vom Hauptzollamt Frankfurt am Main. Das gilt selbst für diejenigen Medikamente, die hier nicht zugelassen sind. Heikel wird es, wenn es sich um gefälschte Medikamente oder Dopingpräparate handelt. Verboten sind außerdem Nahrungsergänzungsmittel, die beispielsweise Haifischknochen enthalten und deshalb gegen den Artenschutz verstoßen. Solche Mitbringsel werden aus dem Verkehr gezogen. Dabei schützt Unwissenheit vor Strafe nicht, so Gillmann: „Verstöße gegen Einfuhrbestimmungen werden als Ordnungswidrigkeit, manchmal auch als Straftat geahndet.“ Wer mit gefälschten Medikamenten erwischt wird, dem drohe in jedem Fall ein Ermittlungsverfahren.

Fazit: Wer am Urlaubsort Medikamente kauft, sollte sich gut informieren. Alle, die auf Nummer sicher gehen wollen, packen schon zu Hause ein, was für die Gesundheit dabei sein sollte – und schalten im Urlaub einfach mal ab.

Infokasten:

Reiseapotheke 2.0

Für vieles, was früher ins Gepäck gehörte, gibt es inzwischen bessere Alternativen

  • DIGITALES FIEBERTHERMOMETER statt Glasthermometer. Elektronische Geräte messen schneller, ihr Gehäuse ist bruchsicher.
  • BAKTERIENPRÄPARAT statt sogenannter Motilitätshemmer oder Kohle. Probiotika helfen bei Durchfall dem Darm, sich rasch selbst zu regulieren. Mittel, die ihn nur träge machen oder – wie Kohle – Flüssigkeit binden, sind nicht optimal.
  • BLASENPFLASTER statt normaler Pflaster, wenn wunde Füße ein Thema sind. Sie polstern besser, und die Blase heilt schneller.

WAS AUSSERDEM MIT SOLLTE:
Wunddesinfektion, Pflaster, Elektrolytpulver, Paracetamol oder Ibuprofen gegen Schmerzen, Entzündungen und Fieber, Sonnenschutzmittel mit mindestens LSF 30 und eine Creme gegen Pilzinfektionen.

 

 

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