S.G.: Herr von Hirschhausen, unseren Leserinnen und Lesern sind Sie als medizinisch versierter Kabarettist bekannt. Klimaerwärmung scheint da ein ganz anderes Thema zu sein. Wie kam es zu diesem Sinneswandel?
E.v.Hirschhausen: Eher ein Prioritätenwandel. Die Klimakrise bedroht die Gesundheit massiv und es ist Aufgabe von Ärzten, Leben zu erhalten und manchmal auch schlechte Nachrichten zu überbringen. Entscheidend für mich war meine Begegnung mit Jane Goodall. Sie ging als junge Frau in den Dschungel und revolutionierte unser Bewusstsein für die Menschenaffen. Heute ist sie eine weltweit bekannte Umweltaktivistin. Sie stellte mir die Frage: Wenn der Mensch die intelligenteste Art auf dem Planeten ist – warum zerstört er dann sein eigenes Zuhause? Das hat mich schlucken lassen und mir aufs Eindringlichste gezeigt, dass wir handeln müssen.
Dass Lachen gut für die Gesundheit ist, ist mittlerweile bekannt. Kann Humor auch das Klima retten? Oder wo sehen Sie Ihre Aufgabe in diesem Feld?
E.v.Hirschhausen: Mir liefern ja inzwischen Politiker die Pointen, die „Fridays for Future“ nicht ernst nehmen und „Profis“ einfordern. Deshalb habe ich zusammen mit über 28.000 weiteren Wissenschaftlern eine Stellungnahme unterzeichnet: Die Jugendlichen haben recht, wir sind in einer Klimakrise und müssen dringend handeln. Humor hilft, damit das Ganze nicht so verbiestert rüberkommt. Wenn es zum Beispiel um mehr öffentlichen Verkehr, weniger Flüge und weniger Raser auf der Autobahn geht, empfehle ich: „Wer gerne schnell Porsche fährt, Vollgas, freie Strecke und das auch noch emissionsfrei in der Elektro-Variante: Wie wäre es mit einer Carrera-Bahn?“
Wenn unsere Leserinnen und Leser jetzt motiviert sind, sich für das Klima einzusetzen, was würden Sie raten?
E.v.Hirschhausen: Im Privaten sind es drei Bereiche, die den persönlichen CO2-Abdruck ändern: Häuser isolieren, Radfahren statt Auto und Gemüse statt Fleisch. Als Arzt interessiert mich auch der gesundheitliche Vorteil dieser Maßnahmen: Die Idee einer „Planetary Health Diet“ verbindet das, was dem Körper guttut, mit dem, was dem Planeten guttut. Denn es kann Millionen Herzinfarkte und Schlaganfälle, praktisch alle großen Zivilisationskrankheiten verhindern, wenn wir uns mehr bewegen und weniger Übergewicht anhäufen. Wir müssen viel mehr betonen, welche Vorteile wir selber haben, wenn wir für den Klimaschutz handeln. Wenn wir unsere Konsummuster durchbrechen, geht es nicht um Mangel oder Verzicht, sondern um einen Zugewinn an Lebensqualität.
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