Fast jeder dritte Deutsche hat einen zu hohen Blutdruck. Oft geht es nicht ohne Medikamente, um diesen auf ein normales Maß zu senken – darunter versteht man heute bis zu 139 mmHg (Millimeter-Quecksilbersäule) beim oberen („systolischen“) Wert und bis zu 89 mmHG für den unteren („diastolischen“). Bei Werten darüber spricht man von Bluthochdruck (Hypertonie). Aber was kann man beim Essen für den Blutdruck tun? Wir haben uns Lebensmittel und Ernährungsweisen rausgesucht, für die es mindestens Hinweise gibt, dass sie den Blutdruck innerhalb von Wochen oder Monaten senken. Und den Internisten Prof. Dr. Bernhard Krämer vom Universitätsklinikum Mannheim gebeten, sie zu bewerten.
Kaffee
Die Studie: Forscher vom Universitätsspital Lausanne erfassten die Blutdruckwerte von über 16.000 Personen – und wie viel Kaffee sie tranken. Und siehe da: Den Daten zufolge senkt eine Tasse am Tag den Blutdruck um bis zu 9 mmHg. Kaffee als Blutdrucksenker? „Das ist vergleichbar mit Jogging: Auch wenn der Blutdruck während des Rennens steigt, schützt regelmäßiger Sport vor Herz-Kreislauf-Schäden“, sagt Studienautor Idris Guessous. Prof. Krämer: „Noch nicht genug erforscht. Eben weil wir wissen, dass Kaffee den Blutdruck gerade bei seltenem Kaffeegenuss kurzfristig ansteigen lässt. Zwar gibt es auch Studien, die besagen, dass regelmäßiger Kaffeekonsum mit einem eher niedrigeren Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen, Schlaganfälle und Gesamtsterblichkeit einhergeht – allgemeingültig ist das in meinen Augen nicht. Was aber klar ist: Auch mit Bluthochdruck muss man nicht auf Kaffee verzichten, es sei denn, man hat Herzklopfen oder Herzstolpern – oder verträgt ihn nicht. Bis zu fünf Tassen am Tag sind erlaubt.“
Parmesan-Käse
Der Hinweis: Italienische Wissenschaftler stellten auf einem Kongress im April eine Studie mit 29 Teilnehmern vor, die zu dem Ergebnis kam, dass der tägliche Verzehr von 30 Gramm Parmesankäse (Grana Padano) innerhalb von zwei Monaten den Blutdruck um 8 mmHg (Systole) bzw. 7 mmHg (Diastole) senken kann. Prof. Krämer: „Nicht zu empfehlen. Das waren viel zu wenig Studienteilnehmer, und die Arbeit ist noch nicht in einem Fachjournal veröffentlicht, wurde also noch nicht von unbeteiligten Wissenschaftlern begutachtet. Außerdem enthält Parmesan viel Salz und viel Fett – beides tut Bluthochdruckpatienten nicht gut.“ (Siehe nächste Seite.)
Rote-Bete-Saft
Die Datenlage: Mehrere Studien aus den vergangenen Jahren deuten darauf hin, dass ein Viertelliter Rote-Bete-Saft pro Tag den Blutdruck um etwa 8 mmHg (Systole) bzw. 5 mmHg (Diastole) senkt. Prof. Krämer: „Als ergänzende Maßnahme zu empfehlen. Auch wenn es vergleichsweise kleine Studien waren, der Effekt ist plausibel: Er geht auf die im Rote-Bete-Saft enthaltenen Nitrate zurück, die die Gefäße weiten und damit Druck vom Herzen nehmen.“
DASH-Diät
Die Geschichte dahinter: Diese Diät wurde eigens für Bluthochdruckpatienten entwickelt – DASH steht für Dietary Approaches to Stop Hypertension, also Diätmaßnahmen zur Hochdruckbehandlung. Zahlreiche internationale Untersuchungen – vor allem aus dem amerikanischen Raum – haben inzwischen bestätigt, wie wirksam sie ist: DASH senkt den systolischen bzw. diastolischen Blutdruck bei Hochdruckkranken um etwa 11 bzw. 6 mmHg. Prof. Krämer: „Effektiv. DASH ist reich an Obst, Gemüse und fettarmen Molkereiprodukten. Somit entspricht sie in wesentlichen Bestandteilen der sogenannten mediterranen Kost, von der wir wissen, dass sie Herz und Kreislauf guttut. Wer sich nach der DASH-Diät ernährt und zudem seine Aufnahme von Kochsalz reduziert, kann mit einer weiteren systolischen Blutdrucksenkung um etwa 4 mmHG rechnen.“ (Weitere Informationen und Rezepte zur DASH-Diät finden Sie z. B. unter www.hochdruckliga.de.)
Vegetarische Ernährung
Die Studie: Auf Fleisch zu verzichten senkt den systolischen Blutdruck um etwa 5 bis 7 mmHg und den diastolischen um etwa 2 bis 5 mmHg, sagen Forscher vom National Cerebral and Cardiovascular Center in Osaka, nachdem sie insgesamt 39 Studien zu dem Thema ausgewertet haben. Prof. Krämer: „Effektiv. Eine vegetarische Ernährung beinhaltet Elemente der DASH-Diät und trägt zudem zur Gewichtsabnahme bei, welche wiederum eine eigene blutdrucksenkende Wirkung hat. Zudem salzen Vegetarier in der Regel weniger, was ebenfalls zu einer Senkung des Blutdrucks führt.“
Vollkornprodukte
Die Analyse: Eine Auswertung vieler Studien, die vergangenes Jahr in der Fachzeitschrift „British Medical Journal“ erschien, zeigt: Täglich 100 bis 120 Gramm Vollkornbrot oder Getreide senken den systolischen bzw. diastolischen Blutdruck um 4 bzw. 2 mmHg. Prof. Krämer: „Effektiv. Diese günstige Wirkung könnte durch vielfältige Effekte auf den Fettstoffwechsel, die Insulinsensitivität und die Blutgefäße zu erklären sein. Vollkornprodukte vermindern übrigens auch das Risiko, einen hohen Blutdruck erst zu entwickeln.“
Fasten
Der Hinweis: Eine amerikanische Studie mit 147 Teilnehmern kommt zu dem Ergebnis, dass schon mehrtägiges Fasten bei 90 Prozent der Teilnehmer zu einer Blutdrucksenkung um satte 37 bzw. 13 mmHG führt. Prof. Krämer: „Nicht zu empfehlen. Fasten senkt den Blutdruck zwar kurzfristig deutlich, da es eine stark verminderte Aufnahme von Kochsalz bewirkt sowie eine Gewichtsabnahme. Allerdings erscheint es als blutdrucksenkende Allgemeinmaßnahme wenig geeignet, da es u. a. zu einem Muskelabbau führt und die Erfolge sehr häufig nicht anhaltend sind. Oft kommt es zum sogenannten Jo-Jo-Effekt, und man wiegt nach dem Fasten mindestens wieder so viel wie davor.“
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