Das erste Fitnesscenter für die Seele ist eröffnet

Für die körperliche Fitness existieren zahlreiche Angebote zur Ertüchtigung. Nun startet in Wien ein Fitnesszentrum für die Seele.

Das erste Fitnesscenter für die Seele ist eröffnet

Manchmal ist alles zuviel: Um Burn-Out und anderen Erschöpfungszuständen vorzubeugen, öffnet jetzt in Wien ein Fitnesscenter für die Seele. Bild ©iStock/Ales_Utovko

Warum braucht man ein Fitnesscenter für die Seele? Fakt ist: Vielen Menschen fällt es schwer, sich zu entspannen und aktiv zu erholen – etwa nach getaner Arbeit. Das bleibt nicht ohne Folgen. So soll sich die Anzahl der Krankheitstage in Deutschland wegen Depressionen und Erschöpfungen innerhalb von zehn Jahren mehr als verdoppelt haben, immer mehr Menschen melden sich wegen psychischer Probleme krank. Und erstmals hat die Weltgesundheitsorganisation WHO Burn-out als Faktor eingestuft, der den Gesundheitszustand beeinflusst und durch beispielsweise chronischen und nicht erfolgreich verarbeiteten Stress am Arbeitsplatz krank machen kann. Die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten (ICD) gilt als das wichtigste, weltweit anerkannte Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen und wurde aktuell entsprechend überarbeitet.

Was kann man tun?

Therapien, Sport, Achtsamkeitstrainings oder Meditations-Apps: Um etwas gegen Burn-out und andere Erschöpfungszustände zu tun, existieren zahlreiche Angebote, aber keine klassische Standard-Therapie. Die Behandlung muss immer zum Patienten und seiner Lebenssituation passen. Und am besten ist es natürlich, es gar nicht erst dazu kommen zu lassen, dass Körper und Seele ausbrennen. In Wien hat deshalb ein Fitnesscenter mentale Gesundheit eröffnet, eine Art Work-out für die Seele. „Denn seelische Fitness ist nicht nur ’nice to have‘, sondern Voraussetzung für persönliches Wohlbefinden und grundlegend bedeutsam für beruflichen Erfolg und ein glückliches Privatleben“, heißt es auf der Internetseite des Unternehmens Anima Mentis, das das Fitnesscenter für die Seele ins Leben gerufen hat.

Was erwartet Besucher im Fitnesscenter für die Seele?

Wer das Fitnesscenter betritt, kann auswählen zwischen verschiedenen Angeboten, die der Entspannung dienen. Es gibt Tageslicht-Therapie, die zur Bestrahlung in den verschiedensten Farbspektren einlädt, Seminare, die Entspannungs-Atem-und Sprech-Techniken lehren oder klassische Yoga– oder Spinning-Kurse. Spektakulär ist ein 360-Grad-Kino, in dem Vögel zwitschern und Wind in Wipfeln rauscht, und in dem es nach Moos und Erde duftet. Ein Virtual-Reality-Erlebnis im Wald.

Wie sinnvoll ist ein Fitnesscenter für die Seele?

Grundsätzlich ist es immer gut, etwas für den Erhalt der psychischen und körperlichen Gesundheit zu tun. Ein Besuch im Wald, das sogenannte Waldbaden, wie Japaner sagen, erholt Körper und Seele und hilft unter Umständen bei Depressionen oder Blutdruck. Ist kein Wald in der Nähe, tut es, besser als nichts, auch ein virtueller Wald. Und auch die Achtsamkeit lässt sich durch das Wahrnehmen entsprechender Angebote trainieren wie ein Muskel. Niko Kohls, Gesundheitswissenschaftler an der Hochschule Coburg, beschreibt Achtsamkeit als Fähigkeit, das Hier und Jetzt wie ein staunendes Kind zu erleben, das im Zoo erstmals einen Eisbären erblickt. „Wenn man diese Fähigkeit regelmäßig praktiziert, verändert sie das Gehirn. Die Areale, die mit Emotionsverarbeitung und Selbstreflexion zu tun haben, werden größer. Aus Erkenntnissen der Neurobiologie wissen wir, dass Menschen, die achtsam leben und regelmäßig meditieren, weniger anfällig für stress- und altersbedingte Erkrankungen wie beispielsweise Bluthochdruck sind. Im Sinne der Gesundheitsförderung lohnt es sich also durch, achtsam zu leben.“
Ob man die Achtsamkeit nun in einem Fitnesscenter trainiert für monatlich rund 200 Euro – oder zu Hause, beim Sport oder einem Waldspaziergang, das bleibt jedem und jeder selbst überlassen.

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