Was ist Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)?
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine virale Form der Hirnhautentzündung und wird durch den Gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus) übertragen, die bekannteste Art der Schildzecken. Die Zecke muss dafür selbst mit Flaviviren infiziert sein, mit Viren aus jener Gattung also, die auch Dengue- oder das Gelbfieber auslösen können.
Wie wird Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen?
Zecken leben im Unterholz, im Gras und auf Sträuchern. Ab einer Temperatur von ungefähr fünf Grad werden sie aktiv. Dabei springen sie nicht, wie es oft heißt, auf ihren Wirt, sondern warten darauf, dass ein Tier oder ein Mensch vorbeistreift. Dann krallen sich die Parasiten im Fell oder an der Kleidung fest. Sobald sie zu einer Hautstelle vorgedrungen sind, beginnen sie Blut zu saugen. Das FSME-Virus, welches in den Speicheldrüsen der Spinnentiere lebt, wird in der Regel bereits beim Zeckenstich übertragen.
Welcher Verlauf ist typisch für Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)?
Ungefähr eine Woche nach dem Zeckenstich treten Beschwerden auf wie Fieber, Kopfschmerzen oder Übelkeit. Oftmals ist die Krankheit damit überstanden. Bei jedem dritten Betroffenen befällt der Erreger jedoch das zentrale Nervensystem. Dort kann das Virus, wie der Name sagt, Hirnhäute und Gehirn schädigen – Enzephalitis bezeichnet eine Entzündung des Gehirn, Meningen sind Hirnhäute. Der Beiname Frühsommer deutet auf das vermehrte Auftreten der Krankheit in den wärmeren Jahreszeiten hin.
Wie diagnostiziert das medizinische Fachpersonal Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)?
Um herauszufinden, ob es sich tatsächlich um FSME handelt, fragt der Arzt oder die Ärztin den Patienten zunächst nach Risikofaktoren, also beispielsweise danach, ob und wann sich der Betroffene in der Natur aufgehalten hat. Denn an den Stich erinnert sich kaum jemand, weil die Zecke mit ihrem Speichel ein Betäubungsmittel abgibt und der Stich nicht weh tut. Anschließend können Blut, Nervenwasser und Rückenmarksflüssigkeit auf FSME-Antikörper untersucht werden. Für die schlussendliche Diagnose reicht die Bestimmung der Antikörper im Blut. Weiterhin wird aber auch noch Gehirnwasser für eine Lumbalpunktion abgenommen. Das geschieht, um FSME etwa gegen eine Multiple Sklerose abzugrenzen. Da FSME eine meldepflichtige Erkrankung ist, müssen Ärzte das zuständige Gesundheitsamt informieren.
Wo kann ich mich anstecken?
FSME tritt nur in bestimmten Risikogebieten auf. Das gesamte Bundesland Bayern gilt, genau wie Baden-Württemberg, Südhessen sowie das südöstliche Thüringen als Endemieherd. Eine regelmäßig aktualisierte Landkarte des Robert Koch Instituts zeigt auf, wo außerdem infizierte Zecken vorkommen.
Innerhalb Europas besteht eine Gefahr durch Übertragung in Polen, in der Tschechischen und in der Slowakischen Republik. Auch im Baltikum, in Süd- und Mittelschweden, an der Südküste Norwegens und Finnlands sowie in Teilen Dänemarks gibt es ein Risiko für eine Infektion, außerdem im europäischen Teil Russlands. In Südosteuropa sind Ungarn, Kroatien, Slowenien und Albanien betroffen. Erkrankte sind nicht ansteckend.
Was geschieht, wenn ich von Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) betroffen bin?
Einmal infiziert lassen sich nur die Symptome behandeln, denn eine medikamentöse Therapie gegen FSME existiert nicht. In Deutschland werden pro Jahr ungefähr 300 FSME-Erkrankungen registriert, die Dunkelziffer liegt vermutlich höher, denn die Symptome können bei einem milden Verlauf leicht mit einem grippalen Infekt verwechselt werden. Folgen, die in Zusammenhang mit einer fortgeschrittenen FSME entstehen, decken das ganze neurologische Spektrum ab und reichen von Taubheit über Gesichtsfeldausfälle bis hin zu Lähmungen einzelner Körperteile. Wenn es den Betroffenen durch die Bettruhe und die entzündungshemmende Therapie besser geht, können Reha-Maßnahmen hilfreich sein. Bei Kindern und Jugendlichen heilen die Infektionen oftmals folgenlos aus.
Wie kann ich mich vor Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) schützen?
Tatsächlich ist eine Impfung der einzig wirksame Schutz vor dem FSME-Virus. Dafür werden abgetötete Krankheitserreger (Totimpfung) in den Muskel gespritzt, die dann im Körper eine Antikörperbildung gegen FSME-Viren bewirken. Drei Impfungen sind für einen vollständigen Schutz notwendig. Nach einer Erstimpfung erfolgt zwei bis zwölf Wochen später eine Zweitimpfung. Hiernach besteht bereits ein zuverlässiger Schutz für ein Jahr. Die dritte Impfung sollte neun bis zwölf Monate nach der zweiten stattfinden. Um den Impfschutz aufrecht zu erhalten, muss dieser altersabhängig alle drei bis fünf Jahre aufgefrischt werden. Die Impfempfehlung richtet sich an alle Menschen, auch an solche mit chronischen, neurologischen Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Parkinson oder Epilepsie.
Wer zahlt eine Impfung?
In Baden Württemberg und Bayern empfehlen die Gesundheitsministerien öffentlich eine Impfung, sie ist überdies bei jedem Hausarzt und als Krankenkassenleistung möglich. Wer sich aus beruflichen Gründen in einem Risikogebiet aufhält, sollte seinen Arbeitgeber darauf ansprechen. Dieser muss im Falle einer notwendigen Impfung für die Kosten aufkommen. Anders sieht es bei Urlaubsreisen aus. Die Krankenkassen sind nicht verpflichtet, eine Impfung zu bezahlen. Weil einige Kassen aber zu einer Kostenübernahme bereit sind, lohnt es sich nachzufragen.
Bei Kindern ist die FSME-Impfung ab einem Alter von einem Jahr möglich. Da bei ihnen eine FSME meistens jedoch mild verläuft, bleibende Schäden äußerst selten auftreten und Kinder außerdem oft mit Fieber auf den Impfstoff reagieren, warten viele Ärzte mit einer Impfung bis zum dritten Lebensjahr.
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