Fußballweltmeisterschaft: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel

Die Fußball-WM in Russland treibt die Menschen beim Public Viewing zusammen: Beim Mitfiebern tun die Fans sogar etwas Gutes für ihre Gesundheit

Fußballweltmeisterschaft: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel

Begeisterung bei der Fußball-WM: Auch gut für die Gesundheit? ©iStock/Terroa

Feiern, jubeln, Heiterkeit: Die Fußball-WM verbindet. Grundsätzlich sind positive Gefühle ja gut für den Körper. Aber wie steht es beim Public Viewing: Bedeutet das lange Stehen in großen Menschenmengen nicht eher Stress? Wir geben ein paar Tipps zum Thema Fußballweltmeisterschaft und Gesundheit.

Begeisterung düngt das Gehirn

114 000 Menschen passen in das größte Fußballstadion der Welt im nordkoreanischen Pjöngjang, das kleinste Stadion der deutschen Bundesliga im Schwarzwald fasst nur 24 000 Menschen. Auch Bierzelte, Kneipen, Gärten und Wohnzimmer verwandeln sich während der Fußball-WM in kleine Fußballstadien. 90 Minuten lang fiebern die Fans zusammen mit. Sie feuern ihre Mannschaft an. Sie jubeln bei einem Tor, fluchen bei einer verpassten Chance, sie fallen sich in die Arme oder stimmen einen Fangesang an. Keine Frage: Begeisterung steckt an. Ganz automatisch.

Bei der Laola-Welle etwa imitieren die Zuschauer eine Wasserwelle, die sich wie ein Kreis durch das Stadion ausbreitet, und zwar indem die Fans in einer vorgegebenen Richtung nacheinander kurz die Arme hochreißen. Für die Entstehung der Welle bräuchte es eigentlich nur 35 Menschen, hat der Verkehrsforscher Dirk Helbing herausgefunden. Denn laut Helbing bewegt sich die Laola-Welle mit einer Geschwindigkeit von zwölf Metern pro Sekunde und zumeist im Uhrzeigersinn durchs das Stadion, das entspricht  einer Distanz von 20 Sitzplätzen. Wichtig ist bei der Forschung um die Laola-Welle aber vor allem die Erkenntnis, dass sich die Menschen währenddessen wie chemische Teilchen verhalten. Sie machen mit – egal, ob sie wollen oder nicht. Fast niemand bleibt einfach sitzen, die  Begeisterung erfasst die Anwesenden. Und Begeisterung ist wie Dünger für das Gehirn, wissen Hirnforscher wie Gerald Hüther: Wer sich begeistert, hilft seinem Gehirn, Umbauprozesse von Neuronen in Gang zu setzen. Das Gehirn vernetzt und erweitert sich. Allerdings muss man sich regelmäßig begeistern, um sein Gehirn weiter auszubauen. Während der Fußballweltmeisterschaft kein Problem: Die Fans haben 64 Spiele innerhalb eines Monats Zeit, ihr Gehirn mit Fußballbegeisterung zu düngen.

Vorsicht bei zu viel emotionalem Stress

Für einen echten Fan ist ein Fußballspiel eine hochemotionale Angelegenheit. Freude, Wut, Trauer, Hoffnung – das ganze Gefühlsspektrum spielt sich mitunter im Körper innerhalb von Sekundenbruchteilen ab. Eine solche emotionale Achterbahn kann für den Körper Stress bedeuten, und dieser lässt Puls und Blutdruck steigen. „Für einen gesunden Menschen ist dies völlig unbedenklich“, sagt Prof. Dr. Jürgen Tebbenjohanns, Chefarzt der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin des Helios Klinikums Hildesheim im Online-Magazin der Klinik. „Bei herzkranken Patienten ist jedoch Vorsicht geboten, denn emotionaler Stress kann schlimmstenfalls zu ernsthaften Herzrhythmusstörungen oder gar zum Herzinfarkt führen.“ Er rät: „Vorbeugend kann es sinnvoll sein, Art und Dosierung der Medikamente anzupassen. Wenn das Spiel zu nervenaufreibend wird, hilft es auch, den Raum kurz zu verlassen und frische Luft zu schnappen.“

Weitere Tipps zur Fußball-WM: 

Die Fußballweltmeisterschaft findet im Juni und Juli statt. Wer zum Public Viewing geht, steht und drängt sich mit anderen Menschen mitunter stundenlang in der Hitze. Das kann anstrengend für den Kreislauf sein, und genug Flüssigkeit ist wichtiger denn je. An normal warmen Tagen braucht der Körper durchschnittlich zwei Liter Flüssigkeit. Bei großer Hitze und an langen Tagen sollte er zusätzlich ungefähr zwei Liter bekommen – und damit ist kein Bier gemeint.
Auch an Sonnenschutz ist zu denken, an langärmelige Kleidung oder eine Creme mit Lichtschutzfaktor. Männer mit Glatze oder Halbglatze sei genau wie kleinen Kindern eine Kappe empfohlen.

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