Die Fähigkeit, Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen, zu bewerten und für sich und seine eigene Gesundheit zu nutzen, wird als „Gesundheitskompetenz“ bezeichnet, international ist die Rede von „Health Literacy“, also „auf Gesundheit bezogene Literalität“. Zur Literalität gehören die Kompetenzen Schreiben, Lesen, Rechnen. Insbesondere sie sind wichtig, um die Packungsbeilagen von Medikamenten zu verstehen, Gesundheitsinformationen in den Medien richtig einzuschätzen oder um zu wissen, wann eine ärztliche Zweitmeinung sinnvoll ist.
Warum ist Gesundheitskompetenz wichtig?
Patientinnen und Patienten, die über eine geringe Gesundheitskompetenz verfügen, nehmen häufig weniger an Aktivitäten teil, die gut für ihre Gesundheit sind, Sport zum Beispiel oder dem Rauchstopp. Nicht zuletzt dadurch werden sie häufiger krank, müssen häufiger in Kliniken – und sie sterben unter Umständen früher. So lauten die empirischen Befunde, die das Regionalbüro der Weltgesundheitsorganisation WHO in Europa zu dieser Frage zusammengetragen hat. Menschen mit einer höherer Gesundheitskompetenz verhalten sich hingegen gesundheitsförderlicher, das heißt, sie achten auf ihre Ernährung, treiben Sport, besuchen regelmäßig den Arzt und beugen durch all diese Maßnahmen Krankheiten besser vor. Da immer mehr Menschen in den Industrienationen ein höheres Lebensalter erreichen und chronische Erkrankungen zunehmen, wird Gesundheitskompetenz immer mehr zu einer Schlüsselqualifikation. Wer nicht über sie verfügt, ist im Nachteil – und das sollte niemand sein, wenn es um die eigene Gesundheit geht.
Warum ist sie bei ungefähr der Hälfte der Deutschen niedrig?
Eine unterdurchschnittliche Gesundheitskompetenz geht oftmals mit bestimmten Merkmalen einher – mit einem niedrigen Bildungshintergrund, mit einem höheren Lebensalter oder mit dem Vorliegen einer chronischen Erkrankung. Denn Menschen mit einer chronischen Erkrankung müssen in aller Regel sehr viele medizinische Informationen verarbeiten und befolgen, sie haben es also doppelt schwer. Auch ein Migrationshintergrund sowie ein niedriger sozialer Status führen häufig zu einer geringen Gesundheitskompetenz.
Wie kann man mehr Menschen den Zugang zu Gesundheitskompetenz ermöglichen?
Ein Expertenkreis aus der Universität Bielefeld, dem AOK-Bundesverband, der Hertie School of Governance und der Robert Bosch Stiftung hat einen Nationalen Aktionsplan zum Thema Gesundheitskompetenz erstellt. Er benennt vier Handlungsfelder und formuliert 15 konkrete Empfehlungen, um die Gesundheitskompetenz in Deutschland gezielt zu fördern und zu stärken. Empfehlungen sind beispielsweise mit der Förderung so früh wie möglich anzufangen, also in den Kitas oder Schulen. Oder die Kompetenz im Umgang mit Konsum- und Ernährungsangeboten zu stärken, etwa durch eine Ampel auf den Lebensmitteln, die mit der Farbe Rot anzeigt, wenn ein Produkt durch zu viel Zucker und Fett ungesund ist und nur in Maßen genossen werden sollte.
Wie kann ich meine eigene Gesundheitskompetenz stärken?
Fragen! Fragen Sie den Arzt oder die Ärztin, wenn Sie etwas nicht verstehen. Oder fragen Sie Freunde, Familie oder Bekannte – vielleicht wissen sie mehr. Oder sie erklären sich bereit Sie zum Arzt zu begleiten, falls einmal ein wichtiges Gespräch ansteht. Denn zwei Ohrenpaare hören mehr.
(Beitragsbild ©iStock/bluebearry)
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