Im Supermarkt hat man bereits wachsame Augen: Plastik, Hormone und endlose Listen an Zusatzstoffen finden sich in vielen Produkten. Wer Umwelt und Körper schonen will, weiß: weniger ist mehr. Doch nicht nur bei Lebensmitteln und Kosmetikprodukten sollte man achtsam sein. Auch ein wacher Blick in die Erotikindustrie ist sinnvoll, wenn nicht gar notwendig. Denn obwohl Schadstoffe über die Schleimhäute direkt in den Körper gelangen können, prägen Kondome mit chemischen Geschmacksstoffen, Spielzeuge aus thermalem Plastik – Weichmacher inklusive – und Gleitmittel auf Erdölbasis den Markt. Der Gesundheit und der Umwelt zuliebe kommen hier anregende Tipps und Tricks für ein nachhaltiges Vergnügen beim Sex.
Nachhaltig Verhüten
Einhorn: das Fair–Sustainability Kondom
Der Hype um Einhorn–Kondome war groß: Doch hält die Marke, was sie versprochen hat? Die beiden Gründer haben den „Enterpreneur’s Pledge“ ins Leben gerufen. Damit versprechen sie, 50 Prozent ihrer Gewinne in soziale oder ökologische Projekte zu investieren. Die Kondome sind vegan und durch die Verwendung von Naturkautschuklatex biologisch abbaubar. Leider gibt es die Verhütungsmittel nur in einer Normgröße von 54mm Durchmesser zu kaufen.
Fair Squared: vegan und fairtrade
Was Einhorn verspricht hält Fair Squared bereits seit 2010. In Deutschland produzieren sie vegane und fair gehandelte Kondome. Fair Squared stellt trockene und befeuchtete Gummis in den Größen 52 und 54mm her. Sie sind ebenfalls aus Naturkautschuklatex hergestellt.
Glyde: vegane Kondome seit 2006
Die größte Auswahl an veganen Naturkautschuklatex-Kondomen bietet der australische Hersteller Glyde. In den Größen von 49 – 60mm und allerlei Geschmacksrichtungen sind sie auch in Deutschland erhältlich. Glyde setzt sich für verschiedene soziale Projekte in Australien ein, fairtrade-zertifiziert ist das Unternehmen allerdings nicht. Aromatisiert werden die Kondome durch natürliche Fruchtextrakte in Lebensmittelqualität.
Gleitmittel aus der Natur
Gleitmittel sind regulär in kleinen Plastiktuben zu kaufen. Vegane und bio-zertifizierte Produkte bilden hier leider keine Ausnahme. Auch beinhalten wasserbasierte Gleitmittel Glycerin, welches Pilzinfektionen begünstigen kann. Ölbasierte Gleitmittel werden meist aus raffinierten Ölen hergestellt und da sie sie ohne Seife nicht zu entfernen sind, wird die Scheidenflora unnötig belastet. Bei Gleitmitteln auf Silkionbasis sind die Langzeitwirkungen nicht abschließend geklärt.
Aloe Vera statt Glycerin
Aloe Vera kann Abhilfe schaffen: Das durchsichtige Fleisch der Heilpflanze kann als Gleitmittel verwendet werden und hilft darüber hinaus die Scheidenflora zu verbessern. Einfach ein Stück der Pflanze abschneiden, um es vor der Anwendung auszupressen – fertig ist das natürliche Gleitmittel. Um nicht vor jedem Mal extra Stück seiner Pflanze abschneiden zu müssen, kann das Gel auch vorher bereits von der Schale befreit werden. Damit das Gleitgel nicht verdirbt, sollte der Vorrat allerdings eingefroren werden. Wer sich nicht extra eine Pflanze heranziehen möchte, kann auch auf Produkte aus dem Handel zurückgreifen. Da das Gel der Pflanze leicht verderblich ist, muss unbedingt auf Zusatzstoffe geachtet werden. Aloe-Vera-Gel kann problemlos mit Kondomen verwendet werden, einziges Manko ist der bittere Geschmack der Pflanze.
Kokusöl statt raffinierte Öle
Kokusöl ist ebenfalls als Gleitmittel geeignet, allerdings nicht in Kombination mit Kondomen. Das Fett hat neben antibakterieller Wirkung auch eine antimykotische Wirkung und kann Pilzinfektionen vorbeugen. Die Anwendung ist einfach: Eine etwa haselnussgroße Kugel aus dem Fett formen und sie tief in die Scheide einführen. Das Öl wird im Körper flüssig und ist ein besonders langlebiges Gleitmittel.
Spielzeuge aus Holz statt Silikon
Nur wenige Firmen in Deutschland bieten ein Recycling für Silikonprodukte an. Die meisten Lustbringer enden deswegen nach dem Sex für gewöhnlich in der Restmülltonne. Das muss nicht sein.
WaldMichlsHoldi: das deutsche Familienunternehmen
Das kleine Familienunternehmen WaldMichlsHoldi fertigt in Baden-Württemberg Dildos, Plugs und Vibratoren aus Holz. Sie sind mit Farbe auf Wasserbasis beschichtet, die nach der deutschen Kinderspielzeugverordnung zugelassen sind. Nach Angaben des Unternehmens wird ausschließlich nachhaltig erzeugtes und zertifiziertes Fichtenholz verarbeitet.
NobEssence: elegantes Spielzeug aus den Vereinigten Staaten
Auch in Amerika gibt es einen Hersteller von Holzdildos: NobEssence. Die Firma mit Sitz in Georgetown hat ihre eigene Versiegelung für das verwendete Holz entwickelt und bietet eine Auswahl an handgefertigten Dildos und Plugs.
Holz erreicht bereits nach kurzem anwärmen in der Hand Körpertemperatur und lässt sich dadurch angenehm einführen. Der größte Unterschied zu den Silikonkonkurrenten ist, dass die Holzspielzeuge nicht flexibel sind. Was besser ist? Das muss jeder für sich selbst herausfinden.
Weitere Anregung: Massageöl selbstgemacht
Für eine sinnliche Massage braucht es kein Massageöl aus dem Laden. Ein wohlriechendes Öl selbst herzustellen, ist am Ende vielleicht sogar einfacher als eines im Handel zu finden, mit dem man vollständig zufrieden ist. Massageöl besteht im Grunde aus zwei verschiedenen Bestandteilen: einem Basis-Öl und ätherischen Ölen. Als Ölbasis kann Kokus-, Sesam-, Mandel-, Avocado- oder auch Olivenöl verwendet werden. Anschließend können ätherische Öle zugegeben werden. In der Regel rund 10 Tropfen auf 100 Milliliter Öl. Hierzu lässt man sich am besten im Reformhaus oder einem Laden seines Vertrauens beraten. Abschließend wird alles miteinander vermengt und in eine dunkle Flasche abgefüllt: Fertig ist das selbstgemachte Massageöl.
Zu guter Letzt
Zum Saubermachen ein Stückchen Stoff statt Toilettenpapier zu benutzen schont die Wälder, und selbst das Licht ausknipsen ist bereits ein Schritt in die richtige Richtung. 😉
KOMMENTARE