Heilendes Gift? Diese Stoffe aus der Natur heilen

Fliegenpilze, Schierling, Giftschlangen – die Natur ist voller giftiger Abwehrmechanismen. Aber so manches Gift entfaltet in Medikamenten auch heilsame Wirkung, wie unsere Beispiele zeigen.

Heilendes Gift? Diese Stoffe aus der Natur heilen

Manches Gift aus der Natur können genau so heilen. ©iStock/Ievgeniia Lytvynovych

Das Gift der Gila-Krustenechse helfen Diabetes-Patienten

Die Gila-Krustenechse ist in Nordamerika zuhause. Über ihre Giftzähne überträgt sie ein Sekret, das sofort den Blutdruck absacken lässt. Das hat auf den ersten Blick Horror-Story-Potenzial. Zum Glück aber hat sich die Wissenschaft davon nicht abschrecken lassen und einen insulinartigen Stoff aus dem Gift isoliert und imitiert. Das Besondere: Der Wirkstoff mit dem Namen Exenatid hilft Typ-2-Diabetikern nur dann, wenn es notwendig ist: Steigt der Blutzucker, kurbelt der Stoff die Insulinproduktion an. Bei niedrigem Blutzuckerspiegel bleibt der Stoff wirkungslos.

Atropa belladonna – übersetzt: „die schöne Frau“

Ein trügerischer Name für die schwarze Tollkirsche, die bei Verzehr tödlich wirken kann. In der Antike träufelten sich die Damen den Saft
in die Augen, um die Pupillen zu vergrößern. Das war gefährlich, entsprach aber dem Schönheitsideal. Heute kommt das aus der Tollkirsche gewonnene Atropin in unbedenklicher Form in der Augenheilkunde zum Einsatz, wenn die Pupille zu Diagnosezwecken erweitert werden soll. Medikamente auf Atropin-Basis werden außerdem gegen Koliken des Magen-Darmsystems, der Galle oder Blase eingesetzt.

Auch wenn es um Herz und Blutdruck geht, greift die Wissenschaft in den Giftschrank der Natur

Daraus sind zwei der bekanntesten Herzmedikamente entstanden. Bei einer Vergiftung mit Fingerhut (botanisch: Digitalis) kommt es zu schweren Herzrhythmusstörungen, die tödlich sein können. Pharmazeutisch aufbereitet zeigt Digitalis aber eine paradoxe Wirkung: Er hilft bei verschiedenen Rhythmusstörungen und Herzinsuffizienz. Digitalis-Medikamente verlieren heute allerdings zunehmend an Bedeutung – ganz im Gegensatz zu den weit verbreiteten ACE-Hemmern. Diese senken den Blutdruck und werden außerdem bei verschiedenen Herzkrankheiten eingesetzt. Vorbild für den Wirkstoff: das Gift einer südamerikanischen Schlange.

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