Wenn uns schwach ums Herz wird, weil wir schlendern oder die zwei Stufen zum Geschäft hochsteigen – dann haben wir ein Problem. Und nein, es ist nicht das Problem des Alters, vielmehr ist es eine Herzenssache. Rund 1,8 Millionen Menschen leiden hierzulande an einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz. Das heißt: Die Pumpkraft des Herzens genügt nicht, um alle Organe mit frischem sauerstoff- und nährstoffreichem Blut zu versorgen. Das Herz braucht Kraft, schließlich pumpt es täglich bis zu 10.000 Liter Blut durch die Blutgefäße. Die Medizin weiß heute ziemlich genau, was unser Herz schwach werden lässt: Es können Herzklappenfehler vorliegen, der Herzmuskel kann durch eine Entzündung geschädigt sein. Am häufigsten sind es aber Veränderungen der Blutgefäße, welche den Herzmuskel mit Blut versorgen oder Blut aus dem Herzen abführen. Diese Herzkranzgefäß-Veränderungen haben den medizinischen Namen „Koronare Herzkrankheiten“ (KHK).
Herzinsuffizienz durch verengte Blutbahnen
Bluthochdruck und die Koronare Herzkrankheit hängen oft zusammen. Zu hoher Blutdruck führt zur Überbelastung der Blutbahnen und somit zu kleinen Verletzungen in den Blutgefäßen. Die Blutgefäße bilden, um diese Schäden zu „kitten“, Ablagerungen. Das können Blutfette, Kalk, Bindegewebe oder auch Blutgerinnsel sein. Der Effekt der Ablagerungen: Sie verengen die Gefäße und machen sie starrer. Engere Blutbahnen bedeuten, dass mehr Druck notwendig wird, um den Körper noch ausreichend zu durchbluten. Das Herz muss stärker pumpen, so vergrößert sich die linke Herzkammer, die für das Herauspumpen des Blutes in den Körper zuständig ist. Das Herz gerät ins Ungleichgewicht, ist geschädigt und wird schwächer.
Mögliche Anzeichen für Herzinsuffizienz
Das Herz meldet sich meistens erst verhalten, besonders bei Frauen sind die Symptome oftmals zunächst unauffällig. Eine Herzschwäche kann sich über Jahre hinweg langsam entwickeln. Außerdem können die Anzeichen auch in anderen Zusammenhängen vorkommen – sind also nicht klar zuzuordnen. Folgende Zeichen sollten uns aufmerksam werden lassen:
- Das Herz rast und stolpert, auch dann, wenn wir ruhig sitzen: bedenklich, wenn es mehrmals am Tag auftritt.
- Das Herz sticht, besonders bei körperlicher Belastung: bedenklich, wenn es nicht nur kurz anhält; erst recht, wenn es von einem Engegefühl begleitet wird.
- Der Atem bleibt weg, es tritt vermehrt Schwindel auf: bedenklich, wenn das schon bei moderater Bewegung wie dem Steigen einiger Treppenstufen passiert.
Bei Herzschwäche: Bewusst und gesund leben hilft
Eine Herzinsuffizienz kann nur durch einen Kardiologen festgestellt werden. Die medikamentöse Therapie besteht meistens aus Mitteln zur Blutdrucksenkung, Verlangsamung der Herzfrequenz, Herzrhythmus-Stabilisierung und Entwässerung. Heilbar ist sie nicht, aber in der Regel gut behandelbar. Und hier ist der Patient gefragt: Denn eine regelmäßige Einnahme der Medikamente sowie ein bewusster und gesunder Lebensstil sind für eine erfolgreiche Behandlung unerlässlich. Essen Sie mehr mediterran: Obst, Gemüse, Nüsse, wenig Salz, keine Fertiggerichte, wenig Wurst und Käse. Meiden Sie Alkohol und Zigaretten. Meiden Sie Stress: In kleineren Studien konnte für Yoga und Meditation eine Senkung des Blutdrucks und eine Abnahme der kardiovaskulären Mortalität nachgewiesen werden.
Ein schwaches Herz will nicht ruhen
Machen Sie sich bewusst: Das Herz ist ein Muskel und Muskeln brauchen Training, um nicht zu erschlaffen. Zehn bis 25 Prozent Leistungszuwachs (je nach Schädigung) sind auch für ein geschwächtes Herz möglich. Fachleute empfehlen, an fünf Tagen pro Wochen 30 Minuten moderat Sport treiben und sich zu bewegen. Moderat bedeutet, dass man nur leicht schwitzt und sich bequem unterhalten kann. „Gilt nicht“ gibt es dabei nicht: Egal ob Spaziergang, Hausarbeit, Gartenarbeit, Treppensteigen oder gar mit dem Liebsten einen Walzer tanzen – alles kommt auf das Bewegungs-Konto.
Erst zum Arzt, dann zum Sport
Im Alleingang sollte man keinesfalls ein körperliches Training durchführen. Es ist ratsam, zunächst einen Gesundheitscheck machen zu lassen, bei dem die individuelle körperliche Belastbarkeit festgestellt wird. Bei einer chronischen Herzschwäche empfiehlt es sich sogar, die erste Sporteinheit unter ärztlicher Aufsicht zu machen. Danach bietet eine Herzsportgruppe ein sicheres Umfeld. Dort gibt es ein entsprechendes Trainingsprogramm, oftmals ist ein Arzt anwesend. Zu empfehlen sind Ausdauersportarten (Wandern/ Nordic Walking/Radfahren), die keinen punktuellen Kraft- und Druckaufbau erfordern. Pressatmung, wie sie bei Liegestützen oder Gewicht stemmen entsteht, ist für schlecht für geschwächte Herzen.
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