Hodenkrebs? Ich doch nicht! Das denken viele junge Männer und vernachlässigen Routineuntersuchungen. Doch tatsächlich sind Männer zwischen 14 und 35 Jahren am stärksten von der bösartigen Erkrankung betroffen. Die gute Nachricht: In mehr als 90 Prozent der Fälle ist Hodenkrebs gut behandelbar.
Was ist Hodenkrebs?
Mediziner unterteilen die Hodentumore in zwei Gruppen: Seminome (lat semen= Samen) und Nicht-Seminome. Die Seminome sind nach den spermienbildenden Keimzellen des Hodens benannt, alle anderen Tumore werden Nichtseminome genannt. Nichtsemione neigen stärker zur Metastasenbildung und treten hauptsächlich bei Männern im Alter von um die 27 Jahren auf. Die weniger bösartigen Seminome haben dagegen ihren Altersgipfel bei etwa 37 Jahren.
Wer ist besonders gefährdet?
Ein bekannter Risikofaktor ist ein Hodenhochstand im Kindesalter, durch den der Hoden nicht im Hodensack liegt, sondern im Leistenkanal oder im Bauchraum. Auch bei einem behandelten Hodenhochstand bleibt ein Risiko bestehen. Außerdem scheint es eine genetische Veranlagung zu geben: Sind Vater oder Großvater an Hodenkrebs erkrankt, sollten Männer besonders wachsam sein.
Was kann ich tun?
Je früher der Hodenkrebs erkannt wird, desto besser stehen die Chancen auf Heilung. Mediziner empfehlen deshalb, den Hoden regelmäßig auf Schwellungen abzutasten. Natürlich ist nicht jede Schwellung ein Tumor, trotzdem gilt sie als häufigstes Symptom. Nach einer Selbstuntersuchung mit ungewöhnlichem Befund geht es zum Urologen. Nur er kann den möglichen Tumor mit bildgebenden Verfahren wie der Ultraschalluntersuchung sichtbar machen. Eine Analyse des Bluts liefert weitere Hinweise, zum Beispiel auf prostataspezifische Antigene – bestimmte Eiweiße, die häufig von Hodenkrebs-Zellen vermehrt produziert werden.
Zweitmeinung
Außerdem empfehlen Mediziner den Patienten die Teilnahme am sogenannten „Zweitmeinungsprojekt Hodentumor“. Verschiedene Ärzte haben sich hierfür zusammengeschlossen und speisen die Befunde ihrer Patienten anonym in eine Datenbank ein. Wer teilnimmt, erhält umgehend die Zweitmeinung eines weiteren Arztes aus dem Netzwerk. „In 40 Prozent der Fälle unterscheiden sich Erst- und Zweitmeinung. Etwa jede sechste Zweitmeinung führte zu einer Änderung der Therapieplanung. In jedem vierten Fall konnte der Therapieumfang reduziert und damit die Lebensqualität des Patienten gesteigert werden. In vielen Fällen ist die gemeinsame Diskussion der Fälle mit Hodentumorspezialisten für die Patienten aus den unterschiedlichsten Gründen äußerst hilfreich!“, sagt Mark Schrader, Leiter des Zweitmeinungsprojektes Hodentumor und Chefarzt der Klinik für Urologie am Klinikum Berlin-Buch.
Aufklärung
Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen ihren jungen männlichen Versicherten in aller Regel keine Früherkennung. Das kritisieren zahlreiche Urologen, die deshalb die Themenwoche Hodenkrebs vom 27. bis zum 31. März 2017 ins Leben gerufen haben. Mit der neuen Internetseite hodencheck.de, Chat-Möglichkeiten und Experten-Interviews wollen die Mediziner junge Männer darauf aufmerksam machen, dass Früherkennung der beste Schutz vor Hodenkrebs ist.
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