Job-Mails nach Feierabend sind Burnout-Wegbereiter

Endlich Wochenende! Jetzt noch das Mail-Postfach auf Nachrichten vom Chef zu checken, kann zu emotionaler Erschöpfung führen

Job-Mails nach Feierabend sind Burnout-Wegbereiter

© iStock/GeorgeRudy

Während des Ausflugs ins Schwimmbad, beim gemütlichen Sonntag-Morgen-Frühstück und heimlich auf der Gartenparty: Nur schnell noch mal die beruflichen Mails gecheckt, es könnte ja was Wichtiges sein. Rund 42 Prozent der Deutschen sind ständig für den Job online, ergab eine repräsentative Umfrage der „gfu Consumer & Home Electronics“ im Jahr 2015.

Eine neuere Studie dreier amerikanischer Universitäten zeigte jetzt: Allein die Möglichkeit, dass nach Feierabend oder am Wochenende aus dem Büro Mails eintrudeln, kann zu emotionaler Erschöpfung und einer Störung der „Work-Family-Balance“ führen. Beides sind Elemente, die zu einem Burnout beitragen.

Für ihre Studie befragten die drei Autoren 385 Studienteilnehmer aus den verschiedensten Branchen. Es wurde unter anderem abgeklopft, welche Erwartungen die Firmen an die Erreichbarkeit der Mitarbeiter stellten, wie viel Zeit mit Wochenend-Mails verbracht wurde, und wie hoch die emotionale Erschöpfung war.

Dabei kam heraus: Nicht die mit der Beantwortung von Mails tatsächlich verbrachte Zeit war für die emotionale Erschöpfung ausschlaggebend, sondern vor allem die Erwartung eintrudelnder Mails. Aufgrund dieses „vorwegnehmenden Stresses“, seien viele Angestellte nicht in der Lage, sich von der Arbeit zu lösen, schreiben die Forscher.

„Wenn Menschen nicht zwischen Arbeit und Erholung trennen können, führt das zu Burnout, vermehrten Personalwechseln, Verhaltensstörungen, niedrigerer Produktivität und anderen unerwünschten Folgen“, erklärt Studienautorin Liuba Belkin, Associate Professor of Management an der Lehigh University (Pennsylvania), – die das Ganze nicht nur aus gesundheitlicher, sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht beleuchtet.

Auch große Firmen in Deutschland beschäftigten sich schon mit dem Phänomen – und reagierten, in dem sie Mail-Server nach Feierabend und am Wochenende herunterfahren (VW), oder das Anhäufen von Urlaubsmails (Daimler) verhindern. Die IG Metall fordert seit 2012 eine „Anti-Stress-Verordnung“ mit verbindlichen Regelungen zur Eindämmung der ständigen Erreichbarkeit. Auch Arbeitsministerin Andrea Nahles möchte eine solche Verordnung durchsetzen, kündigte sie 2014 an. Doch im Moment scheint dieses Vorhaben auf Eis zu liegen. Frankreich war da schneller: Die kürzlich verabschiedete Arbeitsmarktreform verpflichtet Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern dazu, verbindlich festzulegen, in welchen Zeiträumen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf Mails reagieren müssen.


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