Laut Medizinern könnte der Klimawandel zur größten medizinischen Herausforderung des 21. Jahrhunderts werden. Für das Projekt „The Lancet Countdown: Tracking Progress on Health and Climate Change“ haben sich untern anderem die Vereinten Nationen und 27 führende Forschungseinrichtungen zusammengetan. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, bis 2030 den Fortschritt im Bereich Klimawandel und Gesundheit zu beobachten und darüber zu berichten. Das Ergebnis: Die Gesundheit von Millionen Menschen weltweit wird durch den Klimawandel bedroht.
Klimawandel: Was sind die Folgen?
Hitze
Zu den größten klimabedingten Bedrohungen gehören laut den Forschern Hitzewellen. 2018 gilt als das voraussichtlich viertheißeste Jahr seit den Aufzeichnungen des Wetters. Hält der gegenwärtige Trend an, droht die globale Durchschnittstemperatur bis zum Ende des Jahrhunderts um drei bis fünf Grad zu steigen. Dem Lancet-Countdown-Projekt zufolge waren 2017 18 Millionen mehr gefährdete Personen Hitzewellen ausgesetzt als 2016. Im Vergleich zum Jahr 2000 waren es sogar 157 Millionen mehr.
Dr.med. Martin Herrmann, Sprecher Deutsche Allianz Klimawandel & Gesundheit, kommentiert: „Die Hitzewelle in diesem Sommer hat vielen Menschen zu schaffen gemacht. Diese extremen Temperaturen werden in Zukunft häufiger auftreten. Hitzestress ist besonders eine Bedrohung für ältere Menschen in städtischen Gebieten und für Personen mit Vorerkrankungen. In der europäischen Region ist das Risiko besonders hoch, denn hier sind 42% der Bevölkerung über 65 Jahre alt und die Mehrzahl der Menschen lebt in Ballungsräumen. Zahlen zu Gesundheitsauswirkungen sind für 2018 noch nicht verfügbar, aber allein die Hitzewelle im Jahr 2003 führte zu 70.000 zusätzlichen Todesfällen in ganz Europa.“
Als besonders gefährlich gilt auch der Mix aus Hitze und Luftverschmutzung. Dadurch bildet sich vor allem in Städten öfter Ozon, das Kopfschmerzen, eine Reizung der Atemwege und Lungenschäden verursachen kann. Aber auch vor Feinstaub durch häufigere Waldbrände, Schimmel durch Überflutungen und eine höhere Pollenbelastung warnen die Mediziner der Lancet-Kommission.
Hunger
Außerdem wirken sich die steigenden Temperaturen laut des Reports auf die Ernteerträge aus. Durch die Hitze verdorren die Erträge auf den Feldern. Gerade in klimabedrohten Regionen, in denen Menschen zudem von selbst angebauten Lebensmitteln leben, droht laut der Studie Unterernährung. Denn für kleine Bauern ist es schwieriger ihre Landwirtschaft kurzfristig an neue Gegebenheiten anzupassen.
Der weltweite Hunger ist laut der Analyse die größte gesundheitliche Auswirkung des Klimawandels im 21. Jahrhundert. Heute leiden weltweit rund 795 Millionen Menschen unter Hunger. Sie haben nicht genug zu essen, weil sie von ihren landwirtschaftlichen Erzeugnissen nicht leben können. Gleichzeitig haben sie kein Geld, um sich ausreichend Nahrung zu kaufen. Hunger und Unterernährung sind die Folgen. An diesen Folgen sterben jährlich mehr Menschen als an Aids, Malaria und Tuberkulose zusammen. Ein unerträglicher Zustand – vor allem angesichts des Überflusses in den Industrienationen. Wärmere Ozeane bedrohen zudem den Fischfang. Wenn die Fischbestände weiter sinken, drohe 1,4 Milliarden Menschen die Unterversorgung mit zentralen Mikronährstoffen wie Zink und Omega-3-Fettsäuren.
Hoffnung
Doch es gebe auch Hoffnung, schreiben die Autoren, die zu Maßnahmen gegen den Klimawandel aufrufen. So sei der weltweite Kohleverbrauch seit 2013 gesunken. Das werde sich– vorausgesetzt, der Trend bleibt bestehen – auch auf die Luftqualität auswirken. Denn schmutzige Luft ist laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eines der größten Gesundheitsrisiken. 2012 starben etwa 3,7 Millionen Menschen unter 60 Jahren an Krankheiten, die durch Luftverschmutzung verursacht werden können, schätzt die WHO. Die hohe Smog-Belastung in den Städten Asiens liegt vor allem am Verkehr und an der Kohleverfeuerung.
Die Lancet-Autoren haben ihre Forschungsergebnisse wenige Tage vor der UN-Klimakonferenz in Katowice 2018 vorgelegt. Sie findet vom 02. bis zum 14. Dezember in Polen statt.
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