Krankenhauszimmer: Ein Raum, der heilt

Wird man in einem schönen Krankenhauszimmer schneller wieder gesund? Ja, sagt Prof. Dr. Tanja Vollmer, Architekturpsychologin an der Technischen Universität Berlin. Worauf es ankommt

Krankenhauszimmer: Ein Raum, der heilt

© Deborah Massing

Krankenhauszimmer mit Aussicht

Ein Fenster zur Welt ist für Kranke wichtig, am besten mit Blick ins Grüne und in die Weite. In einer Studie wurden Patienten nach einer Gallenblasen-OP schneller gesund und brauchten weniger Schmerz- und Schlafmittel, wenn sie vom Krankenhauszimmer aus auf Bäume anstatt auf eine Mauer schauen konnten. Das Fenster muss dabei so tief reichen, dass man auch im Liegen gut rausschauen kann. Weitblick in der Stadt kann aber genauso ein großformatiges Bild liefern, das eine Landschaft mit Horizont oder das Meer zeigt. Auch das hat einen Effekt.

Nischen und Rückzugsräume

Der Körper ist der kleinste Schutzraum, und ein geschwächter Körper bietet weniger Schutz nach außen. Kranke brauchen deshalb mehr Rückzugsräume als Gesunde. Optimal sind Nischen im Raum, wo Patienten nicht gleich auf dem Präsentierteller liegen. Manchmal reicht auch schon ein Sessel am Bett mit der Lehne zur Tür, der Kranke und ihre Besucher gegen fremde Blicke abschirmt.

Sanftes Licht

Viele Krankenhauszimmer sind grell beleuchtet, damit Ärzte und Pflegepersonal bei der Arbeit genug sehen. Das stört die innere Uhr der Kranken. Besser sind natürliches Licht oder Lampen, die wie Tageslicht wirken und in ihrer Intensität den natürlichen Tagesverlauf simulieren. Das beugt Schlafstörungen und Depressionen vor. Für Verbandswechsel oder Spritzen kann dann punktuell helleres Licht eingesetzt werden.

Decke mit Formen und Farben

Wer krank ist, muss viel liegen. Und schaut oft an die Decke. Ist die weiß und leer, ist das schlecht für die Seele und damit für die Selbstheilungskräfte. Ein optimales Krankenzimmer bietet deshalb auch an der Decke Formen und Farben, evtl. sogar einen Bildschirm mit wechselnden Bildern.

Warme Wände, dunkler Boden

Nur ungefähr jeder zwölfte Erwachsene mag Weiß, es gilt als kalt und technisch. Die Lieblingsfarbe der Deutschen ist zwar Blau, doch als heilsam empfinden die meisten eher warme Töne wie Orange und Gelb, besonders wenn sie pastellig abgetönt sind. Um sich sicher und geborgen zu fühlen, ist auch die Verteilung der Farben im Raum wichtig: Der Boden darf nicht zu hell sein und spiegeln, dunkle Töne erden und verleihen Sicherheit.

Zum Weiterlesen

Mehr Infos zu Projekten, die Prof. Vollmer betreut, unter healthcaretub.com und initiative-kinderklinik.de/das-projekt/das-konzept

 

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