Kreuzallergie: Wenn Allergene das Immunsystem verwirren

Unsere Antikörper können manche Allergieauslöser nicht voneinander unterscheiden. Die Folge: eine Kreuzallergie. Welche Arten sind verbreitet und was kann man tun?

Kreuzallergie: Wenn Allergene das Immunsystem verwirren

Wie entsteht eine Kreuzallergie? / Bild ©iStock/artisticco

Wie äußert sich eine Kreuzallergie?
Juckreiz, Atemwegsbeschwerden oder tränende Augen – diese Symptome sind nichts Neues für Bernd S. Er ist schon lange gegen Birkenpollen allergisch. Neu war allerdings, dass die Symptome plötzlich außerhalb der Birkensaison auftraten. Ein Apotheker* empfahl ihm daher einen erneuten Allergietest. Und tatsächlich: Bernd S. reagierte mittlerweile auch allergisch auf Äpfel. Dabei handelte es sich aber nicht um eine neue Allergie, sondern um eine Kreuzreaktion, auch Kreuzallergie genannt. Allergien sind eine Überempfindlichkeit des Immunsystems. Unser Abwehrsystem bekämpft eigentlich harmlose Substanzen, sogenannte Allergene. Und es gibt Stoffe, deren Allergene – meist Eiweiße – sich so ähneln, dass das Immunsystem sie nicht voneinander unterscheiden kann. Es kommt zur Kreuzreaktion.

Zwei Drittel der Birkenpollenallergiker sind von einer Kreuzallergie betroffen

„Eine Kreuzallergie tritt vor allem zwischen Pollen und pflanzlichen Nahrungsmitteln auf“, weiß Prof. Dr. Jörg Kleine-Tebbe, Allergologe und Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und Klinische Immunologie. Am stärksten betroffen seien Birkenpollenallergiker, nahezu zwei Drittel. Oft spüren Betroffene ihre Kreuzallergie verstärkt in der Pollensaison, manche sogar ausschließlich dann. „Dann werden nicht nur die Pollen besser erkannt, sondern auch diese ähnlichen Eiweiße in pflanzlichen Nahrungsmitteln,“ erklärt der Allergologe.

Man muss nur meiden, was man nicht verträgt

Bernd S. war überrascht von den vielen Nahrungsmitteln, auf die man kreuzreagieren kann. Doch Betroffene müssen nur meiden, was sie tatsächlich nicht vertragen. Denn: „Allergene sind nicht sehr stabil und werden durchs Erhitzen zerstört.“ Obst oder Gemüse kann gegart also weiter genossen werden. Kommt es aber doch zu schweren Reaktionen, sollte unbedingt ein Spezialist aufgesucht werden.

Eine Hyposensibilisierung, bei der das Immunsystem kontrolliert an das Allergen gewöhnt werden soll, hilft bei Kreuzallergien allerdings nur bedingt. „Wir können zwar Hyposensibilisierung bei Birkenpollen oder Hausstaubmilben anbieten, aber bisher noch nicht bei Nahrungsmitteln“, erklärt der Facharzt. Bei einer Behandlung der Ausgangsallergie verbessere sich die Kreuzallergie bei etwa 50 Prozent der Patienten.

Antihistaminika gegen lokale Symptome

Zeigen Betroffene einfache lokale Symptome, helfen rezeptfreie Antihistaminika wie Cetirizin und Loratadin, weiß Kathrin Müller, Apothekerin und Vizepräsidentin der Deut- schen Pharmazeutischen Gesellschaft. Im Gegensatz zu früheren Präparaten hätten diese weniger Nebenwirkungen. „Auf die Antihistaminika der älteren Generation wie Fenistil sollte man nur zurückgreifen, wenn die anderen nicht helfen“, so Müller. Dann müsse man aber auch Nebenwirkungen wie Fahruntauglichkeit hinnehmen. „Und für leichte allergische Reaktionen an Augen und Nase gibt es lokal anwendbare Präparate wie Augentropfen und Nasensprays“ – neuerdings sogar ein rezeptfreies Cortison-Nasenspray. Aber die Apothekerin stellt auch klar: Einen Arztbesuch sollte das nicht ersetzen.

Bernd S. meidet jetzt rohe Äpfel. Eine Hyposensibilisierung wurde ihm nicht empfohlen, auch deshalb, weil seine Kreuzreaktion bei dem Allergietest recht schwach ausfiel. Aber für alle Fälle hat er ein Antihistaminpräparat bekommen.

*Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.

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