Jeder hat sie, kaum einer weiß was darüber: die Lymphe. Dabei spielt sie eine große Rolle für unsere Gesundheit. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zum Gewebewasser.
1. Welche Aufgaben hat die Lymphe?
Sie versorgt die Zellen mit Nährstoffen und befreit sie von Abfall. Über diese Funktion wird zurzeit viel gesprochen, weil sich seit einigen Jahren der Verdacht erhärtet, dass die Lymphe diese Rolle als Ver- und Entsorger bei manchen Menschen nicht optimal erfüllen kann. Denn wenn die Lymphe übersäuert ist, kann sie nicht gut fließen (siehe Frage 5). Das kann akute und chronische Beschwerden wie Muskelschmerzen, Arthrosen, Verdauungsprobleme und Entzündungen begünstigen, etwa der Nebenhöhlen. Eine These übrigens, die ganzheitliche Mediziner schon seit Jahrzehnten vertreten. Darüber hinaus ist die Lymphe wichtig für das Immunsystem (siehe Frage 3).
2. Wie arbeitet das Lymphsystem?
Es bildet ähnlich wie das Blut einen Kreislauf, und beide sind eng miteinander verbunden. So beginnt die Reise der Lymphe als wässriger Teil des Blutes – Serum genannt – in den Arterien, aber sie kann erst dann die Gewebezellen mit Nährstoffen, Salzen und Sauerstoff versorgen, wenn sie aus den kleinsten Äderchen ins Gewebe gepresst wird. Der größte Teil der Lymphe wird schnell wieder ins Blut aufgenommen, während der Rest wie Tinte im Löschpapier selbstständig durch die Spalten zwischen den Zellen kriecht. Diese können sich dann nehmen, was sie brauchen, und zugleich ihren Müll abgeben. Die Lymphe nimmt ihn mit, sammelt sich in immer größer werdenden Gefäßen und mündet schließlich wieder in den Blutkreislauf. „Lymphpflichtige Lasten“ sind vor allem Substanzen, die zu groß für ganz feine Blutgefäße sind, wie Proteine, Fette und das Gelenkschmiermittel Hyaluronsäure sowie Abfallstoffe und Gifte. Auch bei der ständigen Erneuerung der Gewebe aussortierte Zellen werden so abtransportiert, zudem Krebszellen und Krankheitserreger.
3. Was bedeutet es, wenn Lymphknoten sich dick und hart anfühlen?
In den Lymphbahnen gibt es 600 bis 800 Stellen, an denen kranke Zellen, Bakterien und Viren abgefangen und bei einer Infektion die passenden Antikörper gebildet werden: die Lymphknoten. Wenn diese so anschwellen, dass sie von außen zu ertasten sind, führt die Immunabwehr in der Nähe gerade heftige Gefechte gegen eingedrungene Erreger.
4. Was haben geschwollene Füße mit der Lymphe zutun?
Dahinter steckt eine Überlastung des Systems; das aus dem Blut ins Gewebe eingedrungene Lymphwasser wird nicht effektiv genug abtransportiert. Typische Auslöser für leichte Schwellungen sind Hitze und stundenlanges Sitzen oder Stehen. Stärkere Ödeme, egal wo im Körper, deuten auf beschädigtes Gewebe hin, etwa durch eine Entzündung oder bei einer Verstauchung. Hinter chronischen Schwellungen steckt dagegen eine Organschwäche (zum Beispiel des Herzens), ein Defizit im Lymphsystem selbst oder vernarbtes und dadurch undurchlässiges Gewebe, etwa nach einer Operation.
5. Was ist mit „Übersäuerung“ gemeint?
Damit im Körper alles rundläuft, ist es sehr wichtig, dass der Säuregehalt (pH-Wert) im Blut bzw. in der Lymphe immer konstant ist. Doch bei der Verstoffwechselung von Lebensmitteln wie Fisch, Fleisch und Käse entstehen Säuren, die das Verhältnis von Säuren und Basen in der Lymphe zum Sauren verschieben könnten. Damit das nicht passiert, gibt es im Körper sogenannte Pufferverbindungen, die Säure abfangen. Sie entstehen bei der Verstoffwechselung von Gemüse, Obst und Kartoffeln. Ist der Nachschub zu gering, muss der Körper Kalium, Magnesium und Kalzium als Puffer nutzen und entzieht diese Mineralien anderen Geweben – was unter anderem Osteoporose und Herzrhythmusstörungen begünstigt. Offenbar ist das aber nicht die einzige ungünstige Folge von dauerhaft zu wenig Obst und Gemüse. „Zudem lassen die ständig anfallenden Säuren die Eiweiße in der Lymphe gerinnen, sie wird dann zäh wie Pudding und kann die Zellen im betroffenen Bereich nicht mehr versorgen“, sagt der Arzt und Naturheilkundler Dr. A. H. Barth, der als Leiter des Potamos- Zentrums in Britzingen sein berufliches Leben diesem Phänomen gewidmet hat. Er nennt es „acidotische Lymphblockade“ und führt als Beispiel die schmerzhaften Knubbel an, die man oft in verspannten Muskeln ertastet. Auch die verklebten Faszien, die in jüngster Zeit als Ursache für viele chronische Schmerzen entdeckt wurden, können laut Barth eine Folge der Säurebelastung sein, ebenso wie Arthrose, chronische Entzündungen und Autoimmunerkrankungen.
6. Wie bleibt die Lymphe im Fluss?
Je nach Ursache der verschiedenen Lymphstauungen muss entweder die Ursache behandelt werden (etwa die Herzschwäche), oder der Lymphfluss wird mit Kompressionswäsche und verschiedenen therapeutischen Massagetechniken von außen angeregt. Sie können Ihr Lymphsystem auch selbst unterstützen: mit Trockenbürsten oder Zupfmassagen der Haut sowie mit Wechselduschen, durch basenreiche Ernährung und Sport. Besonders empfehlenswert ist Bewegung im Wasser (der Druck massiert das Gewebe zusätzlich von außen) und alles, was das Gewebe lockert, wie Dehnübungen sowie Training mit der Faszienrolle oder auf dem Trampolin.
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