Manuelle Therapie: Heilende Hände

Manuelle Therapien und Medizin sind seit Jahren im Kommen, aber was genau bewirkt manuelle Therapie und welche Arten gibt es?

Manuelle Therapie: Heilende Hände

Manuelle Therapie © Kristiane Vey/Jump Fotoagentur

Fühlen, streichen und dehnen, alle diese Bewegungen bestimmen die manuelle Therapie. Und das Behandeln mit den Händen hat eine jahrtausendealte Tradition. Und auch heute vermögen erfahrene Therapeuten Störungen in den Körpergeweben oft früher aufzuspüren als bildgebende Verfahren. Zudem sind manuelle Heilmethoden insgesamt sehr nebenwirkungsarm, und viele helfen ganz schnell. Doch verwirrende Begriffe
und unterschiedliche Qualifikationen der Therapeuten machen es den Patienten und Patientinnen nicht
leicht. Darum hier ein Überblick über gängige manuelle Konzepte.

Massage

Was das ist: Die klassische Massage erhöht durch Streichen, Reiben und Kneten die Durchblutung und kann Verspannungen lösen. Lymphdrainagen sind sanfte Massagegriffe entlang der Lymphbahnen. Ihr Ziel: Gewebeflüssigkeit, die sich etwa nach Verletzungen angestaut hat, besser abfließen zu lassen.
Wem es helfen kann: Nackenschmerzen sprechen häufig auf klassische Massagen an. Bei akuten Rückenschmerzen werden sie nicht empfohlen, da hier vor allem Bewegung wichtig ist. Bei chronischen Rückenbeschwerden dagegen können Massagen wohltun und es erleichtern, aktiv zu bleiben.
Wer es anbietet: Masseure und Physiotherapeuten, auch auf Rezept.

Manuelle Medizin

Was das ist: Manuelle Medizin ist die moderne Bezeichnung für Chirotherapie oder ärztliche Chiropraktik. Nicht nur der Name hat sich geändert: Die Methode unterliegt heute auch einem sanfteren Konzept, das wissenschaftlichen
Studien folgt. Der Therapeut ertastet Blockierungen und verhärtete Muskelfasern; mobilisiert Gelenke, stimuliert Nerven, dehnt Muskelstränge. Bei hartnäckigen Blockaden zum Beispiel wird die „Manipulation“ angewandt: Das sind kurze Impulse ohne viel Kraft, die mit einer schnellen Bewegung erzielt werden.
Wem es helfen kann: Manuelle Medizin kann bei Bewegungseinschränkungen und Schmerzen helfen, aber auch bei Schwindel, Seh- und Hörstörungen oder Verdauungsproblemen. Studien deuten darauf hin, dass Wirbelsäulenmanipulationen chronische und akute Rückenschmerzen lindern können.
Wer es anbietet: Ärzte, die eine Weiterbildung Manuelle Medizin absolviert haben.

Osteopathie

Was das ist: Therapeuten spüren mit den Händen Störungen im Körper auf und lösen sie – was die Selbstheilungskräfte der Patienten anregen soll. Vor allem geht es darum, bindegewebige Strukturen („Faszien“) zu lockern, wenn sie verklebt sind. „In der Manuellen Medizin und der Osteopathie werden gleiche Techniken verwendet“, sagt Dr. Rigobert Klett, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Manuelle Medizin. Die Osteopathie biete aber zwei zusätzliche Methoden, wie die viszerale (die inneren Organe betreffend) und die kraniosakrale Ostheopathie, bei der ein Pulsieren
der Gehirnflüssigkeit ertastet und beeinflusst werden soll. Sie sind bisher wissenschaftlich nicht belegt.
Wem es helfen kann: siehe Manuelle Medizin.
Wer es anbietet: Anwenden dürfen die Osteopathie nur Ärzte und Heilpraktiker. Ärztliche Organisationen geben Standards für eine Mindestausbildung, generell ist sie jedoch nicht gesetzlich geregelt. Eine Liste gut ausgebildeter Therapeuten finden Sie auf www.daao.info oder www.bdoae.de. Manche Kassen erstatten nach (zahn-)ärztlicher Verordnung einzelne Sitzungen.

Manuelle Therapie

Was das ist: Als Teil der Physiotherapie behandelt sie Beschwerden, die von Gelenken, Muskeln und Nerven ausgehen. Angewandt wird etwa die sogenannte funktionelle Weichteilbehandlung. Dabei geht es um ein wiederholtes Streichen, Dehnen, Drücken. Gute Therapeuten erspüren zum Beispiel Veränderungen im Muskel und können sie bearbeiten. „Im Gegensatz zu einer Massage ist das aber nicht immer angenehm“, sagt Heiko Dahl vom Deutschen Verband für Physiotherapie.
Wem es helfen kann: bei mangelnder Beweglichkeit, zum Beispiel nach Operationen, bei Taubheits- und Kribbelgefühlen. In Studien zeigte sich die Manuelle Therapie bei chronischen Kopfschmerzen als gleich wirksam wie Medikamente.
Auch bei Nackenschmerzen wurde die Wirksamkeit nachgewiesen.
Wer es anbietet: Die Manuelle Therapie darf nur von in diesem Fachgebiet weitergebildeten Physiotherapeuten durchgeführt werden. Ärzte und Zahnärzte können sie auf Kassenrezept verordnen.

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