Matthias Steiner im Interview: Diabetes Typ 1-Diagnose mit 18

Matthias Steiner machte Karriere als Leistungssportler - mit Diabetes Typ 1. Seinen persönlichen Weg mit der Krankheit beschreibt er uns im Interview.

Matthias Steiner im Interview: Diabetes Typ 1-Diagnose mit 18

Leistungssportler Matthias Steiner möchte über die Stoffwechselstörung Diabetes Typ 1 aufklären. Foto ©Annette Mueck

Bevor Sie bei Olympia und Weltmeisterschaften Ihre Gegner besiegten, stellte sich dem jungen Matthias Steiner ein ganz anderer Widersacher in den Weg – Diabetes Typ 1. Sie erhielten Ihre Diagnose im Alter von 18 Jahren. Können Sie schildern, wie Ihre Gefühlslage damals war?

Matthias Steiner: Es war genau einen Tag vor meinem 18. Geburtstag. Ich freute mich schon riesig auf meine Geburtstagstorte. Stattdessen bekam ich eine Diät-Schnitte mit Kerze drauf! Ich konnte mit dieser Diagnose nichts anfangen. Bevor ich überhaupt wusste, was Diabetes Typ 1 bedeutet, wurde mir nur gesagt: Diät halten, BE zählen, in den Finger pieksen, um den Blutzucker zu messen, und Insulin spritzen.

Mediziner rieten Ihnen sogar vom Sport ab. Ihre Karriere als Gewichtheber schien beendet, bevor sie richtig startete. Warum haben Sie sich gegen den Rat der Ärzte entschieden?

Matthias Steiner: Natürlich ist das schon ein komplexes Thema, wenn der Stoffwechsel durch extreme sportliche Aktivitäten durcheinandergebracht wird. Es fehlt bei vielen Ärzten auch die Erfahrung auf dem Gebiet. Und es ist bereits 18 Jahre her. Aus heutiger Sicht weiß man da auch schon viel mehr. Zum Beispiel, dass Muskelaufbau gerade bei Diabetes gut ist. Ich mache niemandem einen Vorwurf, sondern ich habe mir über die Zeit einfach die richtigen Ärzte gesucht.

Wer oder was waren Ihre Verbündeten bei einem Weg in ein gesundes Leben?

Matthias Steiner: Ich habe nie wirklich ungesund gelebt. Aber wenn Sie die Gewichtsabnahme nach dem Leistungssport meinen, dann war Diabetes definitiv mein Verbündeter. Denn der hat mir klargemacht, dass ohne Leistungssport 150 Kilogramm Körpergewicht einfach zu viel sind. Und durch den jahrelangen Umgang mit dieser Stoffwechselstörung wusste ich halt schon, an welchen Rädchen ich drehen kann. Zudem habe ich eine Insulinpumpe, die mir hilft, flexibler zu sein. Seit einem Jahr trage ich ein CGM-System, das über sechs Monate permanent meine Zuckerwerte misst. Das macht das Leben mit Diabetes um einiges leichter.

Woran mangelt es nach Ihrer Erfahrung noch beim Thema Diabetes in der Gesellschaft?

Matthias Steiner: Viele glauben nach wie vor, dass Typ 1-Diabetiker ihre Erkrankung bekommen haben, weil sie in ihrem Leben zu viel Zucker gegessen oder sonst irgendwie ungesund gelebt haben. Dabei ist dieser Typ eine nicht heilbare Autoimmunerkrankung, die bei mir durch eine übergangene Grippe ausgelöst wurde. Diabetes Typ 2 ist in den meisten Fällen dagegen heilbar. Hier kann man präventiv so viel machen, eine kleine Ernährungsumstellung kann da schon helfen.

Matthias Steiner ist unter anderem Botschafter des Deutschen Diabetes-Zentrums. Mehr Informationen finden Sie unter www.diabetesinformationsdienst.de.

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