Jammern ist es ein verbreitetes Phänomen, und Gründe zur Klage finden sich meistens genug: die nervige Chefin, der unzuverlässige Ehepartner, das schlechte Gehalt, das verregnete Wetter, der heiße Sommer, der verspätete Bus. Doch bringt das Jammern überhaupt etwas? Sorgt es als geteiltes Leid für Erleichterung, oder steigert es in seiner destruktiven Monotonie nur die Unzufriedenheit?
30 Tage ohne Meckern
Dass es der Gesundheit schadet, nimmt der flämische Gesundheitsminister Jo Vandeurzen an und hat in Belgien zu einer ungewöhnlichen Aktion aufgerufen: „30 Tage ohne Meckern“ („30 dagen zonder klagen“), heißt die Kampagne, die auf „30 Tage ohne Alkohol“ und „30 Tage ohne Fleisch“ folgt. Jo Vandeurzen hat ein Glücksformular erstellen lassen – wer mitmacht, kann darin festhalten, wie glücklich er ist und am Ende des Monats eine Bilanz ziehen.
Ist Jammern ansteckend?
Die Funktionen und Auswirkungen des Jammerns sind kaum erforscht. Einige Forscher befürchten jedoch, es könne der Gesundheit schaden. Denn, so die These, beim Jammern steigt das Stresshormon Cortisol im Blut und hebt dadurch das Risiko für Herzinfarkt, Diabetes und Übergewicht. Cortisol wird in der Nebennierenrinde aus Cholesterin gebildet und ist an vielen Vorgängen des Stoffwechsels beteiligt. Es beeinflusst den Blutzucker, den Fettstoffwechsel, verzögert die Wasserausscheidung und wirkt entzündungshemmend. Es steht im Verdacht, bei Depression konorare Herzkrankheiten zu verursachen. Andere Mediziner beschreiben beim Jammern Effekte wie beim Passivrauchen: Der Klagende stecke seine Umwelt mit schlechter Laune an und sorge dafür, dass das Jammern kein Ende finde.
Das Ergebnis des belgischen Mecker-Detox’ bleibt abzuwarten. Vielleicht stecken die rund 30.000 Belgier die übrigen ungefähr 11 Millionen Landsleute mit ihrer guten Laune an. Schöne wäre es. Dabei belegt Belgien schon heute Platz 17 im internationalen Glücksreport, dem World Happiness Report 2017, – einen Platz nach Deutschland.
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