Serie ‚Modern Love‘: Bipolare Störung in einer Folge thematisiert

Psychische Störungen stellen oftmals immer noch ein gesellschaftliches Tabu dar. Das möchten wir ändern und klären auf. In dieser Woche geht es um die bipolare Störung.

Serie ‚Modern Love‘: Bipolare Störung in einer Folge thematisiert

Die Fernsehserie Modern Love beschäftigt sich in einer Folge mit der bipolaren Störung. ©iStock/MatiasEnElMundo

Terri Cheney ist eine ehemalige Anwältin, die Michael Jackson und Quincy Jones vertreten hat und die an einer bipolaren Störung leidet. Ihren Kampf gegen diese Erkrankung schildert sie dem Bestseller Manic: A Memoir und The Dark Side of Innocence: Growing Up Bipolar. Ihre Geschichte hat sie außerdem in der New-York-Times-Kolumne Modern Love aufgeschrieben. Diese Kolumne nimmt der irische Regisseur John Carney für seine gleichnamige Fernsehserie zum Ausgangspunkt, die seit Oktober bei Amazon zu sehen ist. Sie besteht aus acht von einander voneinander unabhängigen Episoden, die alle in der New York Times erschienen sind.

Himmel hochjauchzend, zu Tode betrübt

In der Modern Love-Folge ‚Take Me as I Am, Whoever I Am‘, übersetzt: ‚Nimm mich so, wie ich bin, wer immer ich bin‘, lernt der Zuschauer eine junge, von Anne Hathaway gespielte Frau kennen. Sie möchte eines Tages Pfirsiche im Supermarkt kaufen und erscheint dort zurecht gemacht wie ein Hollywoodstar. Sie trägt ein goldenes Palettentop, das erdbeerrote Haar sitzt perfekt, sie sprüht vor Charme. Das ist Lexi alias Terri Cheney in einer euphorischen, manischen Stimmung. Am Gemüsestand lernt sie Jeff kennen und gemeinsam trinken die beiden spontan einen Kaffee. Zum Abschied vereinbaren sie ein Date. Alles wirkt irritierend perfekt in dieser Szene. Mit Absicht, sagt Terri Cheney in einem Interview mit der New York Times. „John (der Regisseur) erwähnte, dass er die manische Episode wie ‚La La Land‘ machen wollte, und ich fand das brillant, weil es so ist. Alles ist so hell.“
Am Abend der Verabredung sieht jedoch ganz anders aus. Lexis Stimmung ist ins Gegenteil umgeschlagen. Sie schleppt sich mit letzter Kraft an Jeffs Seite ins Restaurant. Kurz darauf kann sie ihre Wohnung und das Bett gar nicht mehr verlassen. Die Depression hat das Ruder übernommen.
„Ich spiele eine Frau, die lernt, wie man die Liebe findet, während sie gleichzeitig erkennen muss, dass sie an einer bipolaren Störung leidet“, sagt Anne Hathaway auf einem Panel der Television Critics Association. „Diese Rolle hat mich extrem mitgenommen, monatelang hatte ich damit zu kämpfen, diese Erfahrung wieder abzuschütteln.“

Abseits von ‚Modern Love‘: Wie geht es Terri Cheney?

Terri Cheney kann die bipolare Störung nicht abschütteln, sie muss damit leben. Und es gelingt ihr – zunehmend besser, wie sie in einem Interview mit der New York Times erzählt: „Eines der wichtigsten Dinge ist, offen und ehrlich zu sein und Unterstützung anzunehmen. Ich habe immer noch Angst davor, Leuten zu sagen, dass ich bipolar bin, und ich bin immer noch erstaunt über die Anzahl der Leute, die sagen: ‚Nun, meine Schwester auch‘ oder ‚Ich bin es auch‘ oder ‚Meine beste Freundin‘. Ich denke wirklich, dass das Stigma, obwohl es immer noch besteht, viel, viel weniger präsent als früher ist.“

Das Interview mit Terri Cheney finden Sie hier. Und bei uns können Sie in dieser Woche ein ausführliches Interview mit Nadja Stehlin von der Deutschen Gesellschaft für bipolare Störung lesen. Nadja Stehlin leidet ebenfalls an einer biopolaren Störung und gibt uns Einblicke in die Krankheit und Möglichkeiten, als Betroffener oder Angehöriger damit umzugehen.

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