Multiple Sklerose: Fragen und Antworten zum Welt-MS-Tag

Multiple Sklerose ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, unter der weltweit zwei Millionen Menschen leiden.

Multiple Sklerose: Fragen und Antworten zum Welt-MS-Tag

Wie verläuft Multiple Sklerose und welche Typen gibt es? / Bild ©iStock/noipornpan

Was ist Multiple Sklerose (MS)?

Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch entzündliche, nicht ansteckende Erkrankung des zentralen Nervensystems, bei der das Gehirn und das Rückenmark betroffen sein können. Bei MS-Patienten greift das eigene Immunsystem Teile der Nervenfasern an, die maßgeblich an der Weiterleitung von Impulsen beteiligt sind, aber auch Nervenfasern und -zellen werden zerstört. Dadurch kann es unter anderem zu Lähmungserscheinungen kommen, Muskeln werden mitunter nicht mehr richtig koordiniert oder Sinnessignale nicht korrekt weitergegeben.

Welche Formen gibt es?

Es gibt drei Verlaufsformen der Multiplen Sklerose.

1. Schubförmig remittierender Verlauf

Beim schubförmig remittierenden Verlauf äußert sich die MS in Schüben, das heißt, hier entwickeln sich während eines Schubs Symptome, die sich in Regenerationsphasen oftmals wieder zurückbilden. Es lässt sich allerdings nicht vorhersagen, welche Symptome bleiben und welche nicht. Eine Prognose über den Verlauf ist unmöglich.

2. Sekundär progrediente Form

Hierbei verläuft die Krankheit ebenfalls in Schüben. Allerdings verschlechtert sich auch zwischen den Schüben der Gesundheitszustand der Betroffenen stetig. Die schubförmig remittierende Verlaufsform kann in die sekundär progrediente Form der Multiplen Sklerose übergehen.

3. Primär progrediente Verlaufsform

Die primär progrediente MS macht rund 15 Prozent aller Fälle aus, und sie ist die schwerwiegendste Form der Erkrankung, da sie stetig und rasch fortschreitet. Sie ist gekennzeichnet durch eine kontinuierliche Verschlechterung von Krankheitsbeginn an, deutliche Schübe bleiben meist aus.

Wie wird die Multiple Sklerose therapiert?

Multiple Sklerose ist nicht heilbar, jedoch stehen mittlerweile Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, die helfen, die Krankheitsaktivität zu stoppen oder zu verlangsamen. Hierbei wird zwischen einer täglichen Basistherapie unterschieden, bei der das Immunsystem daran gehindert werden soll, sich selbst anzugreifen. Und einer Behandlung des akuten Schubs mit dem Ziel, dessen Dauer und Schwere zu verringern.

Woran erkennet man bei Multiple Sklerose Symptome im Anfangsstadium?

Vor einer endgültigen Diagnose nehmen MS-Patienten oftmals verschiedene Symptome wahr: Ihre Arme und Beine fühlen sich möglicherweise taub an oder kribbelig, als liefen Ameisen darüber. Bei ungefähr einem Drittel der Betroffenen kommt es außerdem zu visuellen Störungen. Die Patienten sehen getrübt wie durch ein Milchglas oder erblicken Doppelbilder. Rasche Ermüdbarkeit und Konzentrationsstörungen gehören ebenfalls zu möglichen Frühsymptomen. Der behandelnde Neurologe oder die Neurologin klärt zunächst, ob diese Symptome Anzeichen anderer Krankheiten sind. Lassen sich beispielsweise Borreliose, Sarkoidose, HIV, Gefäß- oder Stoffwechselleiden als Ursache ausschließen, untersucht das medizinische Fachpersonal die Gehirn und Rückenmarksflüssigkeit und darin enthaltene Eiweiße und Zellen. Hinweise für eine schlussendliche Diagnose liefert zusätzlich die Bildgebung der Kernspintomographie (MRT).

Wie erkennt man einen Schub?

Wer mit Multipler Sklerose diagnostiziert ist und eine kontinuierliche Veränderung am Körper wahrnimmt, etwa ein Kribbeln an den Beinen, und diese Veränderung den ganzen Tag über anhält, sollte zum Arzt oder zur Ärztin gehen. Tritt die Wahrnehmungsstörung hingegen für kurze Zeit auf, verschwindet und macht sich irgendwann erneut bemerkbar, liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit kein Schub vor. Für einen Schub muss sie konstant sein. Es kann daher sinnvoll sein, den eigenen Körper genau zu beobachten und sich Zeit und Dauer der Beschwerden zu notieren. Die Aufzeichnungen können bei einem Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt helfen. Liegt tatsächlich ein akuter Schub vor, verschreiben die Mediziner in aller Regel hoch dosierte Kortisonpräparate, sie sollen die Entzündung hemmen, die Dauer des Schubs verkürzen und die Rückbildung der MS-Symptome beschleunigen. Da Kortison bei einer längeren Einnahme Nebenwirkungen nach sich zieht, dauert die Schubtherapie zwischen drei bis fünf Tagen.

Was ist die Fatigue?

Fatigue ist eines der unsichtbaren Symptome der Multiplen Sklerose. Bei ihr leiden die Patientinnen und Patienten unter einer extremen Erschöpfung, die sich von normaler Müdigkeit grundsätzlich unterscheidet. Geistige oder körperliche Tätigkeiten werden dann zu einer kaum zu bewältigenden Herausforderung. Viele Betroffene leiden stark unter der Fatigue – nicht zuletzt, da ihre Umwelt ihnen mitunter Faulheit oder mangelnde Disziplin unterstellt. Aber dem ist aber nicht so. Die anhaltende Müdigkeit lässt sich nicht mit Willenskraft bekämpfen.
Expertinnen und Experten raten, die Fatigue in den Alltag konkret einzuplanen – und zwar in Form von kleinen Pausen. Im Haushalt kann man sich beispielsweise kleine Körbe in jeden Raum stellen, in denen man zu transportierende Dinge sammelt, so dass man Wege einspart.

Kann man mit Multipler Sklerose eine Familie gründen?

MS-Patientinnen und -Patienten müssen nicht auf Kinder verzichten. Hinweise auf negative Auswirkungen auf den Verlauf der Schwangerschaft durch die MS sind gibt es aktuell nicht. Und auch die Genetik muss niemand bei seiner Familienplanung fürchten. Studienergebnisse deuten zwar auf eine genetische Veranlagung hin. Das heißt, das Risiko an Multipler Sklerose zu erkranken, ist erhöht, wenn ein weiteres Familienmitglied bereits erkrankt ist. Bei Verwandten ersten Grades (z.B. Kinder, Geschwister) liegt das Erkrankungsrisiko bei knapp drei bis fünf Prozent. Bei Verwandten zweiten Grades beträgt das Erkrankungsrisiko nur etwas über einem Prozent. Aber eine genetische Veranlagung verursacht noch keine MS. Vielmehr scheinen mehrere Faktoren zusammenkommen zu müssen. Diskutiert als Trigger werden virale Infektionen (z.B. durch Masern-Viren, Herpes-Viren oder Epstein-Barr-Viren) genauso wie ein Vitamin D-Mangel.

Muss man seinem Arbeitgeber davon erzählen, wenn man an Multipler Sklerose leidet?

Viele MS-Patienten und -Patientinnen arbeiten über Jahrzehnte hinweg leistungsfähig in ihrem Beruf. Dennoch ist möglich, dass MS-typische Symptome wie Sehstörungen am Arbeitsplatz ein Problem darstellen. Auch benötigen Betroffene durch den Erschöpfungszustand Fatigue oftmals viele Ruhepausen. Sie fragen sich vielleicht, ob sie besser ihre Vorgesetzten und Kollegen einweihen sollten. Hierbei gilt: Nach der bislang geltenden Auffassung des Bundesarbeitsgerichts muss ein Arbeitnehmer von sich aus weder eine chronische Erkrankung noch eine festgestellte Schwerbehinderung mitteilen. Schränkt die Krankheit den Betroffenen allerdings stark bei der Ausübung seines Berufs ein, etwa im Sehvermögen, muss der Chef informiert werden. Und nur informierte Kolleginnen und Kollegen können Verständnis für die Situation des MS-Patienten aufbringen.

Wie sollte man sich bei Multipler Sklerose ernähren?

So gesund wie möglich! Das heißt, viel Gemüse, viel Salat essen und auf tierische Fette weitgehend verzichten. Sie gelten als entzündungsfördernd, Fisch mit Omega-3-Fettsäuren hingegen als entzündungshemmend. Da sehr viele MS-Patienten und Patientinnen unter einem Vitamin-D-Mangel leiden sollten sie ihren Vitamin-D-Spiegel regelmäßig vom Hausarzt checken lassen.

Kann man mit Multipler Sklerose Sport treiben?

Wer Sport treibt, trainiert Muskulatur und Gleichgewicht, und nebenbei wirkt Sport gegen Stress und depressive Verstimmungen. Das gilt für alle Menschen. In zahlreichen Studien konnten Wissenschaftler außerdem nachweisen, dass Sport und Bewegung bei MS-Patientinnen und -Patienten eine positive Wirkung auf die Lebensqualität haben. Ausdauersport eignet sich in aller Regel gut, um die Auswirkungen des Erschöpfungszustands Fatigue zu mildern.

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