„Ich mach heut nichts! nichts! nichts, was etwas nutzt!“, singt Judith Holofernes in ihrem 2014 veröffentlichten Song „Nichtsnutz“. Sie erzählt damit von einer Situation, die wohl den meisten Menschen schwer fällt: ohne Smartphone, ohne Buch, ohne Gesellschaft, ohne Sport zu treiben oder zu meditieren, einfach da zu sein und nichts zu tun. Der Gedanke des Nichtstun schreckt viele Menschen so sehr ab, dass sie alles tun, um diesen Zustand zu vermeiden. In einer 2014 durchgeführten Studie der Universität Virginia entschieden sich beispielsweise 18 von 42 Testpersonen dafür, sich lieber einem Elektroschock auszusetzen als eine Viertelstunde nichts zu tun.
Doch viele Psychologen, Philosophen und Managementtrainer raten zum Innehalten. Zum Gedanken schweifen lassen. Beobachten, Genießen. Da-Sein.
Der Clou am völligen Untätigsein ist der Verzicht auf eine bewusste Nutzen-Kosten-Rechnung. Diese Zweckfreiheit schließt letztlich aus, dass man sich von der Auszeit eine anschließende Steigerung von Kreativität und Leistungsfähigkeit verspricht. Doch wer nichts tut, tut sich trotzdem etwas Gutes.
Wie geht das Nichtstun?
„Beim Nichtstun bleibt nichts ungemacht“ lautet ein chinesisches Sprichwort aus dem sechsten Jahrhundert vor Christus. Es besagt, dass das Nichtstun letztlich ein unmögliches Unterfangen ist. Denn selbst wenn wir eine Stunde lang auf dem Bett liegen und an die Decke blicken oder im Garten unter einem Apfelbaum sitzen, fließen die Gedanken, und die Sinne nehmen die Umgebung wahr. Diese Gedanken und Sinneseindrücke unterscheiden sich jedoch vermutlich nach einiger Zeit von denen der alltäglichen Betriebsamkeit. Genießen Sie den Moment. Versuchen Sie wertfrei zu schauen, was geschieht. Haben Sie Geduld mit sich und der Situation. Vielleicht wird es langweilig. Vielleicht wird es anstrengend. Und vielleicht geschieht etwas unerwartet Schönes.
Wie wirkt sich Nichtstun auf den Körper aus?
Medizinische Untersuchungen zeigen, dass das Nichtstun mehrere positive Auswirkungen auf den Körper hat. So wird der Blutdruck gesenkt und die Aktivitäten der Gehirnwellen verlangsamt. Gleichzeitig wird der Energiehaushalt des Körpers optimiert und das Immunsystem gestärkt. Die dadurch gewonnene Kraft und Energie führt zu einer höheren geistigen Klarheit. So wird das Nichtstun und Innehalten zu einem wichtigen Bestandteil jeglicher kreativer Arbeit – auch wenn es beim Nichtstun gerade darum geht, einmal nicht effizient und in Bewegung sein zu müssen.
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