Laut einer Studie der Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse (AWA) gab es im Jahr 2017 in der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahre rund 840.000 Menschen, die sich als Veganer bezeichnen oder als jemand, der weitgehend auf tierische Produkte verzichtet. Aber warum entscheidet man sich für die vegane Lebensweise? Worin bestehen die Vorteile?
Im Jahr 2017 gab es in der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahre rund 0,84 Millionen Personen, die sich selbst als Veganer bezeichnen würden oder als jemand, der weitgehend auf tierische Produkte verzichtet.
Herr Rittenau, Sie bieten Ernährungsseminare an und haben etwa die Deutsche Bundeswehr in Sachen pflanzlicher Ernährung beraten. Wie schwierig ist es, einen Soldaten von den Vorzügen eines Tofu-Schnitzels zu überzeugen?
Die meisten Soldaten wissen geschmacklich durchaus ein gutes Steak zu schätzen, und mir ging es auch gar nicht darum, den Männern ihr Schnitzel zu verbieten. Neue Technologien ermöglichen es laut Zukunftsforschern in wenigen Jahrzehnten ohnehin, Fleisch unabhängig vom Tier herzustellen. Deshalb ist die Frage des Fleischkonsums künftig hauptsächlich eine gesundheitliche und damit eine Frage der Menge. Letztlich hat es Soldaten aber gut geschmeckt!
Was gab es denn zu essen?
In erster Linie war ich dort als Redner geladen und habe über pflanzliche Ernährungswissenschaft gesprochen. Aber in der Pause haben wir auch zwei Smoothies zubereitet. Eines der Getränke bestand aus Spinat, Apfel, Zitrone und Avocado und eignete sich als leichtes Zwischengericht. Der andere ersetzt durch eingeweichte und verquirlte Haferflocken, Cashewkerne, Bananen, Kakao und Datteln eine leicht verdauliche Hauptmahlzeit. Zum Beispiel, wenn die Soldaten unterwegs sind und nicht so viel Gepäck schleppen können.
Sie haben sich viele Jahre vegetarisch ernährt. Warum wurden Sie Veganer?
Als Vegetarier war ich aus ethischen Gründen gegen die Massentierhaltung. Trotzdem habe ich zunächst nicht verstanden, warum Veganer auf Eier, Käse und Honig verzichten. Vor einigen Jahren traf ich dann in Wien auf Menschen, die mir erklärt haben, dass das Bild einer Bauernhof-Idylle nicht stimmt, auf dem Hühner gerne ihre Eier abgeben und Kühe sowieso Milch liefern. Allein, wenn man daran denkt, wie unzählige männliche Küken nach der Geburt geschreddert werden, weil von ihnen keine Eier zu erwarten sind oder Kälber ihrer Mutterkuh entrissen werden, damit wir die Milch trinken können. Das genügte mir, um diese Produkte nicht mehr zu konsumieren. Dass es auch aus gesundheitlichen Gründen wunderbar funktioniert, machte die Entscheidung dann sehr leicht für mich.
Sie haben in Berlin Ernährungsberatung an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement studiert und machen aktuell ihren Master in Ernährungstherapie an der Hochschule Anhalt. Wie gesund leben Sie als Veganer?
Sich vegan zu ernähren kann sowohl sehr gesund als auch sehr ungesund sein. Ungesund ist es, wenn man hauptsächlich Süßspeisen, Junk Food oder vegane Fertigprodukte isst. Je unverarbeiteter ein Produkt ist, umso gesünder ist es – zum Beispiel Obst, Gemüse, Getreide und Hülsenfrüchte und Nüsse. Für mich als gesunder Ex-Vegetarier war der Unterschied vermutlich nicht so groß. Aber die meisten Menschen berichten bei einer ausgewogenen Umstellung davon, besser zu schlafen und fit aufzuwachen. Sie können sich tagsüber besser konzentrierten und erreichen ihr Optimalgewicht.
Was haben Sie bei ihrer eigenen Umstellung besonders vermisst?
Käse, vor allem Parmesan. Aber unsere Geschmacksnerven ändern sich bei einer Umstellung innerhalb von vier bis sechs Wochen, und danach hört das Verlangen in den allermeisten Fällen auf. Natürlich hatte ich anfangs auch mal Rückschläge. Einmal habe ich dann auch mal wieder Käse gegessen und gemerkt, dass es mir der Geschmack nicht wert ist, dass dafür Tiere und die Umwelt in Mitleidenschaft gezogen werden.
Was raten Sie Neu-Einsteigern?
Als Neueinsteiger gilt es, sich über pflanzliche Ernährung zu informieren. Es gibt tolle Koch- und Sachbücher zu diesem Thema, und auf Reisen findet man zumindest immer frisches Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Pasta, Brot und Nüssen, mit denen man sich versorgen kann. Wer sich auswärts gesund ernähren will, muss einfach ein bisschen planen – das betrifft nicht nur die vegane Lebensform. Ich denke man sollte am Anfang nicht zu streng mit sich sein und bei der Umstellung Freude haben und all die neuen Dinge schätzen, die man dadurch kennenlernen kann.
KOMMENTARE