Pilgern: Gehen als des Menschen beste Medizin

Beim Pilgern ist der Weg der Ziel – egal ob man unterwegs nach Abstand vom Alltag, nach dem Lebenssinn oder die Nähe zu Gott sucht.

Pilgern: Gehen als des Menschen beste Medizin

Pilgern kann die Reise zu Gott sein, für viele ist es aber auch eine bloße Reise zu sich selbst. / ©iStock/michelangeloop

Wohin führt der Weg beim Pilgern? Und woher stammt der Brauch? Wir geben einen kleinen Einblick in den Brauch dieser besonderen Reise.

Der Weg ist das Ziel

Sanft schlängelt sich der Weg eine Anhöhe hinauf und wieder hinab ins Tal. Links und rechts des Pfades blühen Wildblumen, Hagebutten duften im Grün, und Amseln zwitschern in einer Birke. Auf jedem Meter, den der Pilger voranschreitet, scheint sich die Natur etwas Neues einfallen zu lassen. Wer pilgert und und Tag für Tag eine bestimmte Strecke zurücklegt, wandert nicht einfach. Der Pilger befindet sich vielmehr auf einer spirituellen Reise – zu einem als heilig verehrten Ort oder zu sich selbst. Für die meisten Menschen ist Pilgern ein Suchen und Finden, eine Meditation oder eine Quelle der Kraft – selbst dann, wenn die ersten Blasen an der Ferse von der Mühsal des Laufens erzählen.

Suche nach dem Göttlichen

Abraham, der als Vater der drei monotheistischen Religionen (Islam, Judentum und Christentum) gilt, hat es laut Bibel vorgemacht. Als einer der ersten Pilger zieht er los, weil Gott es so von ihm verlangt. Die buddhistischen Mönche in Asien zog es an einsame Orte wie Lumbini im heutigen Nepal zurück, wo der Begründer des Buddhismus Siddhartha Gautama zur Welt kam. Die griechische Kaiserin Helena begab sich schließlich im vierten Jahrhundert nach Jerusalem an den Ort der Auferstehung. Zahlreiche Gläubige folgten ihrem Beispiel. Nach und nach entstand so ein großes Wegenetz mit Herbergen, Kirchen und Klöstern durch Europa. Lourdes in Frankreich, Fatima in Portugal, Santiago de Compostela in Spanien oder Kevelaer in Irland heißen die berühmtesten Wallfahrtsorte des Christentums. Islamische Pilger treten ihre Reise nach Mekka zur Haddsch an, und Hindus sind zahlreiche Städte, Orte und Flüsse vor allem Fluss Ganges heilig.

Pilgern bedeutet auch: Innere Ruhe finden

Doch auch Menschen, die nicht religiös sind, pilgern. Vielleicht haben sie eine besonders herausfordernde Zeit hinter sich und möchten beim Pilgern zur Ruhe kommen und frische Lebenskraft tanken. Schritt für Schritt, Atemzug für Atemzug, erfahren sie die Natur und ihren Körper mit allen Sinnen. Die Gedanken ziehen vorbei wie Wolken am Himmel, frisch gemähtes Gras duftet, selbst gepflückte Brombeeren schmecken nach Sommer, und mitunter unbekannte Muskeln melden sich mal schmerzhaft, mal wohltuend-entspannt zu Wort.

Gehen als beste Medizin

„Gehen ist des Menschen beste Medizin“, sagte Hippokrates, der berühmte Arzt der Antike. Er verdeutlicht damit, dass Bewegung für Leib und Seele gleichermaßen gut ist. Damals, im fünften vorchristlichen Jahrhundert, hatten die meisten Menschen kaum eine Alternative zu der Fortbewegung mit den Füßen. Nach der Industriellen Revolution und im Zeitalter der Digitalisierung wird langsames und bedächtiges Laufen hingegen zum Luxus. Zur Möglichkeit, inne zu halten und in sich einzukehren. Und sich währenddessen auf ein großes schönes Abenteuer zu begeben.

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