Rauhnächte: Was bedeuten sie und welche Bräuche gibt es?

Die Rauhnächte werden auch als Unternächte bezeichnet und es ranken sich viele Sagen und Bräuche um diese Tage. Wie können wir diese besondere Zeit für uns nutzen?

Rauhnächte: Was bedeuten sie und welche Bräuche gibt es?

© iStock/Kichigin

Die Zeit der Rauhnächte zwischen Weihnachten und dem 6. Januar ist besonders: Die Arbeit ruht, man ist allein oder mit den allerneusten Familienmitgliedern zusammen. Früher sprachen die Menschen von Rauhnächten.

Was sind die Rauhnächte? 

Als Rauhnächte werden auch als zwölf Nächte, Glöckelnächte, Innernächte oder Unternächte bezeichnet. Sie gelten als die Zeit zwischen Heiligabend und dem Dreikönigstag am 06. Januar.  

Ihr genauer Ursprung ist unbekannt. Sie stammen aber aus einer Zeit, in der es noch keine naturwissenschaftliche Erklärungen für viele Naturphänomene gab. Es existierte kein elektrisches Licht, und die Dunkelheit erschien den Mensch unendlich lang. Viele glaubten damals, dass in den stürmischen Winternächten die Seelen der Toten und Geister Zugang zur Welt der Lebenden erhalten. Und auch wir spüren heute, dass die Zeit zwischen Weihnachten und Silvester besonders ist – eine Zeit des Übergangs. Die Zeit zwischen den Jahren.

Welche Bräuche gibt es?

Früher schützten sich die Menschen in den Rauhnächten mit Bräuchen. Dem Räuchern von Weihrauch etwa. Mit dessen Hilfe versuchten die Bauern Haus und Hof vor Dämonen zu schützen. Bis heute ist auch die Praxis der Sternsinger überliefert. Sie hinterlassen Anfang des Jahres mit Kreide die Buchstaben „C+M+B“ an Haustüren. „C+M+B“ bedeutet Christus mansionem benedicat, Christus schütze dieses Haus. Auch das ist im weitesten Sinne eine Formel gegen Geister. 

In der Mitte der Rauhnächte befindet sich Silvester. Hier soll der Überlieferung zufolge der Gott Wotan mit den Toten zur wilden Jagd aufbrechen. Die Menschen haben deshalb in jener Zeit keine Wäsche aufgegangen, schließlich wollten sie nicht, dass die Geister sie bei ihrem Ritt herunterreißen.

Auch das Orakeln gehört traditionell zu den Rauhnächten – wie beim Blei- oder heutzutage Wachsgießen. Die in Wasser erstarrte Formen sollen den Orakelnden Auskunft über das kommende Jahr geben. Und natürlich die Zeit bis Mitternacht vertreiben.

Was können wir heute mit der Idee der Rauhnächte anfangen?

In Zeiten der Pandemie müssen sich die Menschen mehr ins Private zurückziehen und sich auf den engsten Familien- und Freundeskreis beschränken. Das ist für viele schmerzlich, birgt aber auch eine Chance. Die Chance, stärker als sonst zur Ruhe zu kommen und die Rauhnächte als Zeit der Einkehr zu Innenschau zu erleben. Der Sozialethiker Friedhelm Hengsbach rät zum „Schildkröteln“: Briefe zu schreiben, Musik zu hören und unverplant in den Tag hinein zu leben. Es geht um Auszeit, Muße und Meditation. Das klingt schön – nach einem guten Plan.

Genießen Sie es! Und kommen Sie gut ins neue Jahr!

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