Frau Gabler, besitzt jeder Körper die Fähigkeit zur Selbstheilung?
Barbara Gabler: Ich glaube, das Heile wohnt jedem Menschen inne. Ich muss es nicht außen suchen, ich kann es in mir finden. Kennen Sie Clemens Kuby? Das ist ein nicht unumstrittener Dokumentarfilmer und Autor, der nach einem Sturz aus dem Fenster querschnittsgelähmt war.
Er hat sich innerhalb eines Jahres kraft seiner Gedanken aus dem Bett herausgearbeitet. Laut seiner behandelnden Mediziner handelte es sich dabei um eine Spontanheilung. Aus meiner Sicht ist das ein gutes Beispiel für die Kräfte, die ein Mensch mobilisieren kann, wenn er sich nicht durch Zweifel und Ängste blockiert. Offen sein für Veränderungen ist eine Grundvoraussetzungen für Heilung.
Sie leben in Neuseeland, und an Sie wenden sich schwer kranke Menschen aus aller Welt, vor allem solche, die an Krebs leiden.
Barbara Gabler: Ja, ich bin die eine der Personen, die Menschen aufsuchen, wenn sie keine Hoffnung mehr haben, oder wenn die Schulmedizin sie aufgegeben hat. Und Krebs ist existenziell. Dringlich. Wenn man Rheuma hat, denkt man vielleicht: „Tut halt weh“. Bei Krebs geht es um alles, und man ist offen für Veränderungen.
Als Heilerin möchten Sie sich aber nicht bezeichnen. Warum nicht?
Barbara Gabler: Weil damit wahnsinnig viele Erwartungen verknüpft sind. Die Leute wollen sich dann wie eine Katze auf den Rücken legen, den Bauch in die Luft strecken und sagen: „Mach mal!“ Diese Vorstellung, dass es jemanden gibt, der Krankes wieder in Ordnung bringt, findet sich ja auch in der Schulmedizin. Aber ich habe durch eigene Krankheiten gemerkt, dass es so nicht funktioniert. Ich bezeichne mich lieber als Coach. Als Reisebegleiterin auf dem Weg zum eigenen Selbst und zu den Selbstheilungskräften.
Wie begleiten Sie die Menschen?
Barbara Gabler: Das ist ganz unterschiedlich. Eine meiner ersten Fragen lautet immer: „Wofür willst du gesund werden?“. 80 Prozent können darauf keine konkrete Antwort geben. Sie wissen es nicht. Aber es ist eine sehr wichtige Frage. Wofür will ich leben? Darum geht es doch. Man möchte und muss doch Lebensdrang spüren und diesen dem Körper mitteilen.
Sie können sehen, wenn jemand krank ist. Wann haben Sie gemerkt, dass Sie über diese Gabe verfügen?
Barbara Gabler: Ob es eine Gabe ist, oder ein Bürde, ist gar nicht so leicht zu sagen. Als Kind habe ich bemerkt, dass ich Sachen sehe, die andere nicht wahrnehmen. Ich habe braune Augen. So habe ich meine Mutter oft gefragt, was sie mit ihren blauen Augen sieht. Ob da Meerjungfrauen sind? Weil ich dachte, dass jemand mit wasserblauen Augen das vermöchte. Ich hingegen konnte und kann in den Körper sehen. Ich sehe die Leber, den Magen, die Nieren – allerdings nur dann, wenn sie krank sind. Ich habe an der kranken Stelle dunkle Flecken wahrgenommen.
Wie haben Sie sich das erklärt?
Barbara Gabler: Für mich war das normal. Mein Vater dachte, dass ich heimlich seine Anatomiebücher durchgeblättert habe, er war Chefarzt eines Landeskrankenhauses. Aber damals, mit etwa drei oder vier Jahren, hatte ich keinen Zugang zu diesen Büchern. Er hat die Veröffentlichungen dann vor mir versteckt und wollte später, dass ich Medizin studiere. Für mich kam das nicht in Frage. Mich schreckte ab, wie er insbesondere als Unfallchirurg immer im Einsatz war.
Gab es ein weiteres Schlüsselerlebnis, bei dem Sie bemerkten, dass Sie anders als andere sind?
Barbara Gabler: Als ich 17 war, hatte ich einen Lehrer, der mit uns über Parapsychologie sprach. Ich war genau wie meine Mitschüler sehr fasziniert. Gleichzeitig habe ich dort zum ersten Mal festgestellt, dass ich mit meinen Händen etwas bewegen kann. Zum Beispiel wenn jemand aus meiner Klasse unter Kopfschmerzen litt und ich mit meinen Händen den Kopf gehalten habe, waren die Schmerzen weg. Das spürte der- oder diejenige. Und ich eben auch. Das war ausgesprochen unheimlich. Schließlich hatte ich keinerlei Erklärung dafür. Genauso so wenig wie für die dunklen Flecken auf den Organen von kranken Menschen.
Als Kind und Jugendliche waren Sie selbst krank.
Barbara Gabler: Genau. Ich litt unter verschiedenen Allergien und unter chronischer Polyarthritis, das ist eine entzündliche Erkrankung der kleinen Gelenke, bei der eine autoimmune Ursache angenommen wird.
Wie sind Sie mit Ihrer eigenen Erkrankung umgegangen?
Barbara Gabler: Ich hatte immer ein Notfall-Kit dabei mit Asthmaspray, Kalziumspritzen und Antihistaminen. Als mir auffiel, dass es bei Stress schlimmer wird, habe ich Verschiedenes ausprobiert: Ich habe entgiftet, meditiert, Akupunktur oder Yoga gemacht. Außerdem habe ich meine Ernährung umgestellt und angefangen, weitgehend zuckerfrei zu leben. Das war der größte Teil der Besserung. Und mein Blutbild wies irgendwann keine für Allergien typischen IgM-Werte mehr auf. Zusammengefasst würde ich sagen, dass ich krank wurde, als ich bemerkte, dass bei mir viele Dinge anders sind. Dann hab ich einen Weg der Genesung beschritten, den die Medizin der Indigenous People als Weg des Schamanen beschreibt: Man wird krank, wenn man nicht seiner Fähigkeit entsprechend lebt, und muss sich sich anschließend auf eine Reise begeben – Visionssuche, Gesundheitssuche in meinem Fall.
Wie hat sich die Schulmedizin Ihre Genesung erklärt?
Barbara Gabler: Es wurde, nachdem die Krankheit verschwunden war, gesagt, dass die chronische Polyarthritis eine Fehldiagnose gewesen war – anders ließe sich die vollständige und schnelle Genesung nicht erklären. Das war schon frustrierend. Trotzdem bin ich nach wie vor für einen Austausch mit der Schulmedizin und befürworte es, alle Ansätze zu vereinen und zusammen zu arbeiten.
Geben Sie in Ihren Sitzungen Ratschläge – zum Beispiel für oder gegen eine Chemo?
Barbara Gabler: Nein. Das darf ich gar nicht, und daran halte ich mich. Natürlich kommt es vor, dass mich Menschen mit einer Krebsdiagnose fragen, ob sie eine Chemotherapie machen sollen. Was ich dazu meine? Ich meine gar nichts! Man selbst muss klar sein, dass man für sich selbst das Beste tut. Und wer sich für eine Chemo entscheidet, sollte keine Angst davor haben. Denn Angst schwächt. Im Falle einer Entscheidung für eine Chemotherapie versuche ich zu unterstützen. Wie kann ich den Körper dazu bringen, dass er die Nebenwirkungen nicht so spürt? Das ist möglich. Ich habe Menschen erlebt, die fast ohne Nebenwirkungen durch die Chemotherapie gegangen sind. Grundsätzlich entscheiden sich sicherlich weniger Menschen gegen eine Chemo, so lange schulmedizinisch Hoffnung besteht. Allein deshalb, weil der Druck der Familie immens ist. Die meisten Angehörigen empfinden eine Entscheidung gegen eine Chemo als leichtsinnig und verrückt.
Haben Sie sich bei Ihren eigenen Erkrankungen selbst mit den Händen behandelt?
Barbara Gabler: Am Anfang noch nicht auf der Energieebene. Aber später habe ich mich mit der Idee der Chakren beschäftigt, das sind Energiezentren zwischen dem physischen und dem feinstofflichen menschlichen Körper. Auch wenn ich jetzt den Aufschrei so mancher Wissenschaftler höre – ich habe im Laufe dieser Beschäftigung festgestellt, dass Farben bei Menschen unterschiedlich ausgeprägt sind. Also, dass manche Menschen über dunkle Farben verfügen, manche leuchten nur an der Vorderseite ihres Körpers farbig, andere hinten. Ich habe dann begonnen, die Farben mit den Händen zu stimulieren und zu verteilen. Manchmal schaue ich auch anstelle der Organe die Farben der Menschen an. Denn die Schwingung einer Krankheit, so wie ich sie sehe, erscheint in einer bestimmten Farbe. Dieses „Sehen“ ist meine Übersetzung des Zustandes – und sehr persönlich. Farben sind verständliche Parameter, und die Menschen verstehen meist gut, was ich meine und können darauf reagieren. Man muss bei der Arbeit eine gemeinsame Sprache finden, sonst ist es kein Teamwork.
Zum Beispiel?
Barbara Gabler: Die Farbe des Herz-Chakras ist grün. Und ich habe noch keine aggressiven Zellen grün schwingen sehen. Kranke Zellen kommen in braun daher, in schwarz, grau, beige. Und wenn man jetzt – wie nicht zuletzt die Quantenphysik – davon ausgeht, dass alles Schwingung ist, wäre eine Idee, dem Körper zu sagen, dass er seine Zellen möglichst mit grünem Licht füllen soll. Man geht dann raus, verbindet sich mit der Natur, schaut sich die grünen Blätter an und kommuniziert dem Körper, dass das die Schwingung ist, in der man möchte, dass die Zellen erneuert werden. Dabei kann man den Körper klopfen.
Was ist damit gemeint?
Barbara Gabler: Es gibt verschiedene Techniken, bei denen man auf bestimmte Stellen des Körpers mit den Händen klopft. Meiner Erfahrung nach ist es nicht so zentral, welche Technik man anwendet. Wichtig ist, das man dadurch mit seinem Körper in Kontakt tritt. Denn es ist etwas anders, ob ich denke: „Ach, ist das ein schöner Tag heute!“ Oder ob ich meinen Körper klopfe und sage: „Ihr Zellen, freut euch! Es ist so schön!“ Das Klopfen ist wie eine Dusche von innen. Der Tag startet gut damit. Ich praktiziere es fast täglich nach dem Aufstehen.
Nehmen Sie mich während unseres Gespräches auch in einer bestimmten Farbe wahr? Wir skypen, und Sie führen gelegentlich Fernbehandlungen per Videochat durch.
Barbara Gabler: Nein. Wenn wir eine Behandlung machen würden, würde ich Sie um Erlaubnis fragen zu allen Ihren Ebenen Zugang zu erhalten. Anschließend benötige ich ungefähr ein bis zwei Stunden Ruhe. In dieser Zeit versetze ich mich in eine Art meditativen Zustand. Und in diesem Zustand nehme ich dann etwas wahr. Manchmal stelle ich fest, dass Energie feststeckt und dass Qi Gong ein gutes Mittel der Wahl wäre. Es ist aber hochindividuell. Ich kann nicht vorher sagen, wie eine Sitzung ablaufen wird.
Was erfolgreich sind Sie in Ihrer Arbeit?
Barbara Gabler: Ich möchte nicht arrogant klingen, doch ich erwarte gute Verläufe. Natürlich besitze ich keinen Zauberstab. Und ich erlebe hin und wieder auch, dass Menschen sterben. Ich bin dann immer sehr betroffen, und vor allem als ich jünger war, hatte ich das Gefühl, versagt zu haben. Aber das ist eine Anmaßung. Zum Glück darf ich häufiger gute Verläufe begleiten. Und da, wo man sich verabschieden muss, erfahre ich mitunter von Angehörigen, dass die Betroffenen meine Begleitung auf ihrem Weg doch als sehr hilfreich empfunden und dass sie sich durch sie noch einmal verändert haben.
Was ist eine aus Ihrer Sicht zentrale Erkenntnis in Bezug auf menschliche Selbstheilungskräfte?
Barbara Gabler: Der Körper von sich aus will nicht sabotieren. Er wird durch Emotionen, Stress und schlechte Ernährung sehr geschwächt. Aber wenn man ihn richtig und überzeugt anspricht, ist er froh, das zu tun, was er gut kann, nämlich funktionieren. Der Arzt Deepak Chopra, der Internist und Endokrinologe ist, sagt, dass wir ungefähr alle sechs Wochen über eine neue Leber im Körper verfügen. Denn innerhalb von sechs Wochen erneuern sich die Zellen dieses Organs. In der Leber, so sagt man, sitzen viele Kontrollmechanismen und Gedankenmuster, die es unter Umständen zu verabschieden gilt. Ich habe hundertfach erlebt, dass Menschen, die ihren Körper sechs Wochen lang klopfen und die ihn mit heilenden Affirmationen bedenken, anschließend zum Positiven veränderte Leberwerte aufweisen. Das ist für mich eine spannende Entdeckung.
Zur Person: Barbara Gabler
Barbara Gabler (zu ihrer Website) kam in Wien zur Welt und studierte dort Anthropologie. Dabei erhielt sie tiefgreifende Einblicke in verschiedene Kulturen und Heilmethoden aus der ganzen Welt. Andere bezeichnen sie als„Heilerin“, „medical intuitive“ und „Körperflüstererin“. Sie selbst nennt sich gerne „Reisebegleiterin auf dem Weg zu sich Selbst“.
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