Sling Training: In den Seilen hängen trainiert Muskeln

An Schlaufen hängen für ein umfassendes Muskeltraining? Sportwissenschaftler Heinz Kleinöder erklärt, warum das gut für den Körper ist.

Sling Training: In den Seilen hängen trainiert Muskeln

© iStock/Brainsil

Das Sling Training oder auf Deutsch Schlingentraining ist ein Ganzkörpertraining. Bei der Trendsportart befestigt man nicht-elastische Gurte an der Decke, am Türrahmen oder draußen an einem Baum. An den Enden der Gurte befinden sich Schlingen, an denen man sich festhalten oder bei bestimmten Übungen die Füße einhaken kann.

Herr Professor Kleinöder, welchen Vorteil hat das Sling Training gegenüber anderen Workouts?

Dadurch, dass man die Slings einfach am Türrahmen oder an einem Baum im Garten befestigen kann, kann man direkt mit den Übungen loslegen. Das ist ein riesiger organisatorischer Vorteil im Vergleich zum Gang ins Fitness-Studio. Abgesehen davon trainiert man mit den Slings viele Muskelgruppen gleichzeitig, hat also ein effektives Ganzkörpertraining – und zwar unter erschwerten Bedingungen.

Inwiefern erschwert?

Wenn ich klassisch Liegestütze am Boden mache, muss ich meine Körpermitte stabilisieren und mich kraft meiner Arme rauf und runter bewegen. Wenn ich dasselbe im Sling mache und die Arme in die Schlaufen hänge, ist das eine ziemlich wackelige Angelegenheit. Dann muss ich meinen Körper zusätzlich zu der Kraftanstrengung ausbalancieren. Das heißt, der Sling löst eine deutlich höhere Anforderung aus, in der der Trainierende nicht nur die Bewegungen ausführen, sondern auch Gleichgewicht halten muss. Und das ist schon sehr außergewöhnlich. Wo sonst liegt man etwa beim Training der Bauchmuskeln etwa auf einer instabilen Unterlage? Nirgendwo.

Was muss ich beachten, bevor ich mit Sling Training loslege?

Egal ob Sling oder beim Muskeltraining mit Maschinen: Ganz wichtig ist, dass ich die Übung beherrsche, die ich ausführe. Ich darf nicht das Gleichgewicht verlieren, ich darf nicht in eine Schieflage geraten, und ich darf keine Ausweichbewegungen vollziehen. Weil Slings erschwerte Bedingungen schaffen, sollte ein Anfänger nicht wild herum experimentieren, sondern einige wenige Übungen präzise ausführen – am besten mit Anleitung durch einen Profi. Wer über eine gute Körperwahrnehmung verfügt, kann sich auch selbst im Spiegel beobachten und korrigieren. Grundsätzlich gilt die uralte Didaktik: Vom Leichten zum Schweren, vom Einfachen zum Komplexen trainieren. Wenn es während der Übungsausführung in Gedanken oder im Rücken weh tut, sollte man nicht in den Schmerz hinein gehen, sondern aufhören.

Eignet sich das Sling Training denn für jeden?

Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass das Training bei vielen Sport-Studierenden gut ankommt, auch bei Kindern und Jugendlichen, genauso wie bei älteren Menschen. Wichtig ist nur, dass man nicht übermütig wird, sondern die Übungen kontrolliert ausführt.

Wie oft trainiert ein Anfänger am besten mit den Schlingen?

Zweimal die Woche eine halbe Stunde lang zu trainieren, ist für den Anfang völlig ausreichend.

Wie gesund ist das Schlingentraining aus sportmedizinischer Sicht?

Sportmedizinisch sind die Slings ein wirklich schönes Training. Man kann viele Muskelgruppen ansteuern, das Training macht Spaß, man kann es außerdem draußen praktizieren. Und da die Slings wenig Aufwand erfordern, eignen sie sich sehr gut für den regelmäßigen Gebrauch. Und hier bin ich immer der Meinung: Wenn sich mit wenig Aufwand Gesundheit absichern lässt, ist das erste Ziel erreicht.

Heinz Kleinöder

Heinz Kleinöder

Heinz Kleinöder (Foto: privat)

Heinz Kleinöder ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Trainingswissenschaft und Sportinformatik sowie Leiter der Abteilung Kraftdiagnostik und Bewegungsforschung an der Deutschen Sporthochschule Köln.

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