War es das schon? Was kommt noch? Was könnte ich verändern? Was hindert mich daran? Die Autorin Tanja Köhler kennt all diese Fragen und hat in der Mitte des Lebens eine Leitformel für persönliche Veränderung entwickelt. In ihrem Buch „Das Jahr, als ich anfing, Dudelsack zu spielen. Eine Anleitung zur Veränderung in der Mitte des Lebens“ stellt sie diese vor. Lesen Sie hier Auszüge daraus:
„Was braucht es, um endlich aktiv zu werden und seine schon lang geplanten Vorhaben endlich in die Tat umzusetzen? Meine Antwort ist fürs Erste ziemlich abstrakt, es braucht nur drei Buchstaben: ein D, ein Z und ein U. Mehr nicht. D steht für Dringlichkeit, Z für Ziele und U für Umsetzung. Oder als Formel ausgedrückt: Veränderung = D . Z . U. Die Leitformel für Veränderung ist stark vereinfacht und erhebt auch keinen Anspruch, vor irgendeiner Krankenkasse als Therapie anerkannt zu werden. Oder irgendeinen Management Award zu erhalten. Menschen in Veränderungsprozessen brauchen keine Wissenschaft, sie brauchen Nachvollziehbarkeit und umsetzbaren Pragmatismus. Eine Orientierung, die sie Schritt für Schritt durch ihren eigenen Entwicklungsprozess führt. Das können scheinbar kleine Dinge sein, wie zum Beispiel das längst überfällige Aufräumen der Garage. Oder größere Dinge, wie zum Beispiel das Lernen des Dudelsackspiels oder das Abnehmen von 20 Kilo Übergewicht. Oder die ganz großen Dinge wie der Beginn eines neuen Lebensabschnitts. Mutig sein in der Mitte des Lebens.
Ich weiß nicht, was Ihre Motivation ist. Keine Ahnung, welchen Vorsatz Sie endlich umsetzen würden. Welche Sehnsucht Sie in sich tragen, die nach Veränderung ruft. D – Z – U, das sind weit mehr als drei Buchstaben des Alphabets. Hinter jedem Buchstaben finden sich Themengebiete, die einen starken Einfluss auf Ihren Veränderungswunsch haben. Was steckt also hinter den einzelnen Buchstaben D, Z, U?
D wie Dringlichkeit spüren
Vereinfacht gesagt: Wer nicht die Dringlichkeit in sich spürt, etwas in seiner Arbeitsweise beziehungsweise in seinem Leben zu verändern, wird es auch nicht tun. Dringlichkeit ist allerdings mehr als Leidensdruck. Dringlichkeit ist nichts, was nur im Kopf stattfindet. Dringlichkeit ist ein Gefühl, ein innerer Satz, der – wenn er Worte finden würde – etwa wie folgt lauten könnte: Ich will das jetzt nicht mehr. Ich möchte das jetzt anders machen. Ich will endlich … Wenn ich mit Menschen auf die gefühlte oder eben nicht gefühlte Dringlichkeit schaue, so stelle ich Fragen zu den folgenden drei Einflussfaktoren.
- Ehrlichkeit: Wie ehrlich sind Sie zu sich selbst? Was würde passieren, wenn Sie Farbe bekennen würden?
- Herkunft: Woher kommen Sie? Welchen Einfluss hat Ihre Herkunftsfamilie?
- Impuls: Was müsste passieren, damit Sie in Bewegung kommen? Wie sieht er aus – der eine einzige richtige Veränderungsimpuls? Ohne Dringlichkeit keine Veränderung. Auch wenn man Ziele hat und versucht, sie umzusetzen.
Z wie Ziele klären
Wie heißt es so schön? »Ohne Ziel ist jeder Schuss ein Treffer!« Bingo! Wie eine wilde Horde laufen die Menschen durch den Alltag, ohne eigentlich zu wissen, wohin. Sie haben sich nie mit den nächsten Zielen auseinandergesetzt. Was kommt, nachdem »mein Beruf – mein Haus – meine Familie« erreicht wurde? Ein vages Ziel: die Rente. Oder der nächste Urlaub. Der Alltag plätschert so vor sich hin. Und schwuppdiwupp ist das nächste Jahr da. Man müsste, sollte, könnte! Frau Konjunktiv hat Hochkonjunktur. Eine andere Facette dieser Dimension: Wie oft haben Sie sich schon Ziele gesteckt und sie nicht erreicht? Darin sind wir zweifellos extrem gut – sich Ziele zu stecken und sie nicht zu erreichen. Irgendwas scheint da schiefzulaufen. Wenn ich mit Menschen in die Dimension der Ziele blicke, dann verbringen wir Zeit mit der intensiven Betrachtung folgender Einflussfaktoren:
- Ziele und Handlungsalternativen: Wie sieht dein Ziel aus? Was tust du, um es zu erreichen? Und wie genau sieht dann das neue Verhalten aus?
- Gefahrenquellen: Was könnte dich zu Fall bringen? Welche Gefahren lauern auf dem Weg? Wie gehst du mit ihnen um? Wie bereitest du dich auf sie vor? Ohne Ziele keine Veränderung. Zumindest keine sinnhafte, auch wenn man die Dringlichkeit in sich spürt und man permanent irgendetwas am Umsetzen ist. Irgendetwas halt – nur nicht das, wonach unser Herz ruft. Ach, wenn der Nebel sich nur lichten würde!
U wie Umsetzung
Diese Situation kennen Sie sicherlich auch. Sie stehen da und wissen alles. Sie wissen, was Sie tun müssten und wie alles zusammenhängt, und kommen trotzdem nicht in die Pötte. Irgendetwas hält Sie zurück. Als ob Sie am Boden mit einem dicken Nagel festgenagelt wären. Oder Sie verschieben es auf den kommenden Montag oder den Montag danach oder den danach. Wie können Menschen in die Umsetzung kommen? Was braucht es? In dieser Dimension schaue ich auf folgende Einflussfaktoren.
- Hüter der Schwelle: Wer oder was hält mich zurück und was brauche ich, um loszugehen?
- Tun! Wie komme ich rasch in eine neue Gewohnheit? Was tue ich, wenn es einen Rückfall gibt?
Eigentlich eine ganz einfache Leitformel, finden Sie nicht auch? Ein D, ein Z und ein U. Mehr braucht es nicht. Aber ganz so einfach, wie sie scheint, ist sie doch nicht, die Leitformel für Veränderung. Die einzelnen Dimensionen sind nämlich ein Produkt. Veränderung = D . Z . U. Inzwischen wissen Sie ja, dass ich in Mathe keine große Leuchte war, aber selbst mir ist geläufig, dass man – wenn man etwas mit null multipliziert – null herausbekommt.
- Dringlichkeit und Ziele da? Keine Zeit für Umsetzung? Keine Veränderung!
- Dringlichkeit da und permanent in (irgendeiner) Umsetzung? Aber kein wirkliches Ziel? Die Energie verpufft! Ohne Ziel ist jeder Schuss ein Treffer! Aber vielleicht sind Sie damit glücklich!?
- Ziele da? Eventuell wurden Ihnen diese von jemandem vorgegeben? Umsetzung möglich? Aber Sie spüren keine Dringlichkeit? Regression und Rückfall vorprogrammiert!
Diese Leitformel gibt in den komplexen Situationen, die Veränderungen mit sich bringen, eine klare und vor allem einfache Orientierung.
Die Autorin Tanja Köhler wollte neben ihrem Leben als erfolgreiche Unternehmerin und Coach etwas Neues ausprobieren. Dann hat sie eines Tages begonnen, Dudelsack spielen zu lernen. Eine Metapher, um wieder in Schwung zu kommen und Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.
In ihrem Buch führt Tanja Köhler durch den Veränderungsprozess, identifiziert Stolpersteine, entlarvt immer wiederkehrende Muster, die uns zurückhalten, und gibt den Leserinnen und Lesern Impulse, selbst die richtigen Fragen zu stellen und aktiv zu werden. Tanja Köhler schreibt nicht vom hohen Ross der Beraterin, sondern auf Augenhöhe über ganz persönliche Erlebnisse und über das, was sie begeistert, hemmt und motiviert. Murmann Verlag, 20,- Euro.
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