Wir geben Tipps: Das hilft bei Sodbrennen

Die Refluxkrankheit mit ihrem Hauptsymptom Sodbrennen breitet sich aus. Wie ernst muss man den aufsteigenden Schmerz nehmen?

Wir geben Tipps: Das hilft bei Sodbrennen

© iStock/Dejan_Dundjerski

Mittlerweile ist das Thema sozusagen ein Dauerbrenner: Laut Studien leiden bis zu 25 Prozent von uns mindestens einmal wöchentlich an Sodbrennen, vier bis elf Prozent sogar täglich. Und leider ist der aufsteigende Schmerz in der Magengrube und hinter dem Brustbein – manchmal begleitet von Aufstoßen oder schlechtem Geschmack im Mund – nicht nur unangenehm, sondern er kann ernste Spätfolgen wie Speiseröhrenentzündungen oder ein erhöhtes Krebsrisiko haben. Wie sehr ist Sodbrennen also ein Grund zur Sorge? Gelegentliche Probleme damit sind erst mal ziemlich normal. Denn im Bauchraum herrscht anders als im Brustkorb Überdruck – jedes zusätzliche Kilo auf den Rippen steigert diesen noch. Deswegen steigt von unten immer mal wieder saurer Nahrungsbrei auf, selbst wenn die Speiseröhre eigentlich durch einen Muskelring zum Magen hin verschlossen ist. Kommt es zum Aufstieg, ist das normalerweise noch kein Problem, denn die Speiseröhrenmuskulatur ist auch dazu da, eventuell aufsteigenden Mageninhalt zurückzupressen.

Dass Nahrungsbrei den Magen in Richtung Speiseröhre verlässt, geschieht aber umso eher und ausgeprägter, je mehr und schneller wir uns den Bauch vollschlagen. Das Problem ist auch ein mechanisches, im Liegen kommt es wesentlich leichter zu Sodbrennen, als wenn im Stehen die Schwerkraft den Mageninhalt Richtung Füße zieht. Bestimmte Lebensmittel stoßen dem Körper besonders häufig sauer auf, etwa Scharfes, Fettiges oder Alkoholisches. Wer schwanger ist, muss ohnehin mit Sodbrennen rechnen: Denn der Anstieg des Schwangerschaftshormons Progesteron macht nicht nur die Bauchdecke, sondern auch den Muskelverschluss der Speiseröhre weicher, zusätzlich drückt das wachsende Kind von unten. Anders als der Magen mit seiner dicken Schleimhaut besitzt die Speiseröhre keinerlei Schutz gegenüber Säure und Verdauungsenzymen. Kommt sie – genauer gesagt die Rezeptoren ihrer Wand – in Kontakt mit dem Mageninhalt, spüren wir dies darum als Brennen, Druck oder Schmerzen. Je häufiger das passiert, desto empfindlicher reagiert die Speiseröhre. Dennoch kann das Aufsteigen des Mageninhalts auch ganz unbemerkt passieren und dabei Probleme verursachen: Hinter Heiserkeit, häufigem Räuspern, Reizhusten oder Zahnschäden steckt manchmal auch ein Magenproblem; bei Kindern ist ein Zusammenhang mit wiederkehrenden Mittelohrentzündungen nachgewiesen.

Übergewicht spielt bei Sodbrennen eine Rolle

Wenn es häufiger brennt, können verschiedene Ursachen verantwortlich sein. Manche Menschen haben zum Beispiel eine überempfindliche Speiseröhre. Ihre Rezeptoren schlagen schon bei den ganz normalen Verdauungsvorgängen Alarm. Bekannt ist zudem, dass Stress die Wahrnehmung von alltäglichem Säurerückfluss verstärkt. Arzneimittel können ebenfalls das Feuer schüren: etwa solche gegen Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Asthma, Rheuma oder Osteoporose. Auch manche Psychopharmaka entspannen den Schließmuskel. Schmerzmittel vom NSAR-Typ, wie etwa Acetylsalicylsäure (ASS), dagegen erhöhen die Säureproduktion. Einigen Menschen stoßen die Hormone der Antibabypille oder Eisenpräparate sauer auf. Wer dauerhaft Medikamente nimmt und unter Sodbrennen leidet, sollte Arzt oder Ärztin ansprechen; eventuell lässt sich auf verträglichere Mittel ausweichen.

Die gute Nachricht: Etwas Ernstes wie ein Magengeschwür steckt nur ganz selten hinter den Beschwerden. Doch kommen Warnzeichen wie Gewichtsverlust, Schluckbeschwerden oder Erbrechen dazu, muss umgehend endoskopiert werden. Hauptursache für häufiges (mindestens einmal wöchentliches) Sodbrennen ist aber die Refluxkrankheit, das ist ein krankhaft gesteigerter Rückfluss (lateinisch „Reflux“) des sauren Mageninhalts in die Speiseröhre. Meist ist ein über die Zeit erschlaffter Speiseröhren-Schließmuskel dafür verantwortlich, aber auch die mangelnde Fähigkeit der Speiseröhre, den Nahrungsbrei wieder nach unten zu drücken, kann der Grund sein. Die Refluxkrankheit hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Schätzungen zufolge betrifft sie bereits jeden Sechsten. Schuld ist vor allem unser Lebensstil bzw. unser Übergewicht. Es ist ein wesentlicher Risikofaktor für die Krankheit – und heute wiegen eben zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen zu viel, Tendenz steigend.

Das Krebsrisiko nimmt zu

Behandelt wird die Refluxkrankheit vor allem mit Protonenpumpenhemmern (z. B. Omeprazol), die die Säureproduktion im Magen drosseln. Sie sind meist gut verträglich, effektiv – und beliebt. Innerhalb von zehn Jahren stiegen die Verordnungszahlen um das Vierfache; einige Präparate gibt es rezeptfrei. Allerdings weiß man inzwischen, dass eine dauerhafte Einnahme das Risiko für Knochenbrüche, Darm- und Lungeninfektionen steigert. Laut Leitlinien soll die Behandlung darum nach Abklingen akuter Beschwerden mit verringerter Dosis oder nur noch nach Bedarf erfolgen. Eine Therapie soll auch Komplikationen verhindern: Bei etwa 40 Prozent der Patienten verätzt die Speiseröhre regelrecht, es kommt zu Entzündungen, die womöglich vernarben. Durch Medikamente heilen sie meist schnell, doch sie können sich auch zu Vorstufen von Krebszellen entwickeln. Menschen mit Sodbrennen haben ein etwa achtfach höheres Risiko für Speiseröhrenkrebs.

Dieser Krebs ist im Vergleich zu anderen bei uns zwar weiterhin selten, doch er hat die höchsten Zuwachsraten: Viermal so viele Menschen wie vor 20 Jahren sind betroffen. Wer seit Jahren mit Sodbrennen zu tun hat, sollte sich auf entsprechende Gewebeveränderungen untersuchen lassen. Meist sind diese gut zu behandeln, z. B. endoskopisch durch eine sogenannte Radioablation, und die Gefahr einer Metastasierung ist glücklicherweise gering. Aber auch, wenn es erst seit Kurzem brennt, gilt: Wiederkehrendes Sodbrennen, das die Lebensqualität beeinträchtigt, sollte vom Arzt abgeklärt und behandelt werden.

WAS TUN, WENN´S BRENNT?

    • Trinken Sie warmen ungesüßten Tee (z. B. Kamille). Flüssigkeit spült den Magenbrei zurück und verdünnt ihn. Und essen Sie trockenes Brot in kleinen Bissen. Speichel neutralisiert die Säure.
    • In der Apotheke gibt es rezeptfrei Mittel, die Säure neutralisieren, und Protonenpumpenhemmer, die ihre Produktion reduzieren. Es gilt: nicht länger als zwei Wochen am Stück auf eigene Faust schlucken! Schwangere sollten die Mittel nur nach Rücksprache mit dem Arzt nehmen.

UND WIE KANN MAN VORBEUGEN?

      • Das Wichtigste: Übergewicht abbauen.
      • Kleine Portionen essen und gründlich kauen.
      • Auf späte Mahlzeiten verzichten und statt eines Mittagsschläfchens einen Verdauungsspaziergang machen. Im Liegen fließt der Mageninhalt eher zurück. Nachts den Oberkörper mit einem Kissen höher lagern.
      • Viel trinken, und zwar besser stilles Wasser als Getränke mit Kohlensäure oder säurehaltige Säfte. Manchmal nützt ein Verzicht auf Kaffee.
      • Fettreiche Speisen vermeiden, sie bleiben lange im Magen. Scharfe Gewürze wie etwa Chili können die Speiseröhre direkt reizen. Auch schlecht: Geräuchertes, Schokolade, Zwiebeln, Hefeteig, Alkohol.
      • Nicht mehr rauchen. Das verdoppelt die Chance, dass Ihre Beschwerden zurückgehen: Nikotin senkt die Spannung des Speiseröhren-Schließmuskels.

 


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