Kein Zweifel, Sport pusht das Immunsystem. Aber stimmt das auch, wenn man erkältet ist oder sich einfach nicht gut fühlt? Natürlich gilt: Wer ernsthaft krank ist, will und soll sich nicht bewegen. Doch längst nicht mit jedem Zipperlein muss man pausieren. Nur weil die Nase läuft, brauchen Sie Ihre gewohnte Walkingrunde nicht abzusagen. „Die Nase ist dafür da, eingeatmete Luft anzuwärmen, zu reinigen und eben auch zu befeuchten. Solange eine freie Atmung möglich ist, sind selbst stärkere Belastungen wie Joggen in Ordnung“, erklärt die Allgemeinmedizinerin Dr. Sabine de Nardi aus München. Ist die Nase jedoch so verstopft, dass Sie durch den Mund atmen müssen, haben Bakterien leichteres Spiel – und das erhöht das Risiko, richtig krank zu werden. Tritt gelbgrüner Schnupfen auf, sollten Sie in jedem Fall eine Pause einlegen und Ihre Nasennebenhöhlen vom Arzt untersuchen lassen. Auch mit leichten Schluckbeschwerden ist zumindest moderate Belastung erlaubt, und Husten oder Ohrenschmerzen sind ebenfalls nicht automatisch ein Grund zum Stillhalten: Reizhusten entsteht oft allein durch kalte oder zu trockene Luft und lässt sich mit Salbeitee oder Salzpastillen beruhigen; leichte Ohrenschmerzen sind manchmal schlicht Zugluftgeschuldet. Sobald in den Atemwegen aber farbiges Sekret entsteht oder der Husten aus der Lunge kommt (bzw. die Ohren trotz Mütze zwiebeln), ist sportliche Betätigung tabu. Aber ganz egal, welches Erkältungssymptom Siegerade ärgert: Beeinträchtigen Sie die Beschwerden stark, sprechen Sie mit Ihrem Arztdarüber, um keinen Keim zu verschleppen.
Laufen Sie der Mattigkeit davon
Und was ist, wenn man sich einfach nur abgeschlagen fühlt? Und sich fragt, ob das vielleichteine Erkältung sein könnte, die sich ankündigt? Dann gilt im Zweifel: Loslaufen! Denn meistens ist Bewegung dann sogar genau das Richtige. „Mattigkeit ist weniger ein Vorbote von Erkrankungen als ein Zeichen der seelischen oder körperlichen Erschöpfung“, so die Expertin. Bewegung hilft, den Kreislaufwieder in Schwung zu bringen.
Bewegung hilft, den Kreislaufwieder in Schwung zu bringen.
Also das Sportprogramm nicht streichen, sondern so anpassen, dass man sich gut damit fühlt. Um die positive Wirkung auf Ihr Immunsystem brauchen Sie nicht zu bangen, schließlich profitiertes von moderaten Belastungen wie Walking oder Radfahren stärker als von körperlichen Höchstleistungen. Dennoch sollten Sie nichtunter allen Umständen bei Ihren sportlichen Plänen bleiben. Halten Sie kurz inne und horchen Sie in sich hinein. „Wenn Sie dann einfach nur auf die Couch möchten, tun Sie das“, meint de Nardi.
Weniger ist mehr
Auch mit Kopfschmerzen sollten Sie Ihr Training anpassen – intensive Sportarten wie Kraft- oder Laufbandtraining sind damit keine gute Idee. Denn oft genug haben die Schmerzen gar nichts mit einer möglichen Erkältung, sondern mit Verspannungen zu tun. Hanteln zu stemmen verursacht hohe Belastungsspitzen, die Spannungskopfschmerzen nur noch verstärken. Und auch Joggen ist problematisch. „Beim Laufen wandert die Stoßbelastung die Wirbelsäule hoch – und der Nacken ist eh schon verspannt“, sagt die Ärztin. Versuchen Sie es auch hier lieber mit einem Spaziergang oder mit lockerem Walking. Und zögern Sie nicht umzukehren, falls die Beschwerden einfach nicht auf der Strecke bleiben wollen. „Wenn das Knie schmerzt, würden Sie doch auch nicht weitermachen“, so die Expertin. Es gibt aber ein paar Erkältungskennzeichen, bei denen Sie wirklich gar nicht erst starten sollten: Gliederschmerzen, das Gefühl, in Watte gepackt zu sein oder zu glühen. „Diese Symptome deuten darauf hin, dass der Körperernsthaft mit einem Virus beschäftigt ist. Wenn Sie ihn zusätzlich mit Sport belasten, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sich der Organismus geschlagen geben muss“, erklärt Sabine de Nardi. Und genau das möchte man ja vermeiden.
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