Helen hat eigentlich alles, was was das Herz begehrt: einen liebevollen Mann, eine reizende Tochter, und einen Job, den sie liebt. Doch ihre Lebensfreunde schwindet. Immer häufiger denkt die Musikprofessorin an Selbstmord. In dem Film-Drama „Helen“ (2007) erzählt die Regisseurin Sandra Nettelbecks von einer schwer depressiven Frau – und damit von einer Erkrankung, die heutzutage immer noch oftmals unterschätzt und verharmlost wird. Doch Schätzungen zufolge leiden weltweit ungefähr 350 Millionen Menschen unter Depressionen. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sollen Depressionen und affektive Störungen bis zum Jahr 2020 die zweithäufigste Volkskrankheit auf der Welt sein. Als affektive Störungen gelten Störungen, die sich in manischen (gehobenen) oder depressiven (gedrückten) Stimmungs- und Gefühlszuständen äußern können.
Wie aber kann man sich vor einer Depression schützen? Und wie lässt sich ein Rückfall vermeiden? Bekannt ist, dass Sport die Symptome einer Depression mildern kann. Yoga soll ähnlich wirksam wie eine Psychotherapie sein, und auch die positiven Auswirkungen des Kletterns auf depressive Menschen haben Wissenschaftler untersucht: Charakteristisch für Depressionen sind Grübelschleifen, und da Klettern, auch Bouldern genannt, eine punktgenaue Konzentration im Hier und Jetzt erfordert, kann es Betroffenen vorübergehend aus ihrem Stimmungstief heraushelfen.
Nun zeigt eine Studie, dass die Entstehung von Depressionen durch das Ausüben von Sport verhindert werden kann. Die Wahrscheinlichkeit, an einer Depression zu erkranken, sinkt der Untersuchung zufolge bereits bei einer Stunde Sport pro Woche.
Für die Studie wurden die Daten der „Health Study of Nord-Trøndelag County“ ausgewertet. Im Rahmen dieser Untersuchung waren 33.000 Norwegerinnen und Norweger zwischen 1984 bis 1997 aufgefordert worden, Angaben zu ihrem täglichen oder wöchentlichen Sportpensum machen. Außerdem füllten die Teilnehmenden Fragebögen aus, die das Auftreten von Angstgefühlen und Depressionen beschrieben.
Samuel Harvey von der University of New South Wales im australischen Kensington hat die Daten ausgewertet und Einflussgrößen wie Alter, Geschlecht, Einkommen oder soziale Beziehungen herausgerechnet. Dabei zeigte sich: Wer zu Beginn der Studie angegeben hatten, nie sportlich aktiv zu sein, hatte den Forschern und Forscherinnen zufolge ein 44 Prozent höheres Risiko für depressive Beschwerden als Menschen, die nach eigenen Angaben ein bis zwei Stunden in der Woche trainierten. Eine auf wöchentlich vier oder mehr Stunden verlängerte Trainingszeit verstärkte diesen Zusammenhang nicht. Viel half in diesem Fall also nicht viel, sondern wenig Sport zu treiben, reichte aus. „Diese Erkenntnisse sind spektakulär, weil sie zeigen, dass selbst relativ geringe körperliche Anstrengungen – ab einer Stunde pro Woche – einen erheblichen Schutz vor Depressionen bieten können“, sagt Studienleiter Samuel Harvey.
Warum Bewegung diesen schützenden Effekt hat, ist dem Team zufolge erst in Teilen verstanden und muss noch genauer untersucht werden. „Wir glauben aber, dass sowohl körperliche als auch soziale Faktoren eine Rolle spielen“, so der Wissenschaftler.
Weitere Informationen für Menschen, die bereits von Depressionen betroffen sind oder deren Angehörige finden sich unter www.buendnis-depression.de und www.deutsche-depressionshilfe.de.
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