Für Monatshygiene müssen Frauen höhere Mehrwertsteuern zahlen als für Kaviar. Auch in anderen Ländern wird Frauenhygiene wie ein Luxusgut besteuert und nicht als Güter des täglichen Bedarfs gesehen. Nun gibt es Protest und es zeigen sich erste Erfolge.
Der weltweite Widerstand gegen die Besteuerung von Hygieneartikel für Frauen wird immer größer. Denn seit vielen Jahrzehnten werden Binden, Tampons und Co. in den meisten westlichen Ländern mit dem höchsten Satz versteuert. In Deutschland liegt dieser Satz bei 19% und in Österreich bei 20%, obwohl in beiden Ländern ein vergünstigter Steuersatz für „Güter des täglichen Bedarfs“ existiert (7% bzw. 10%). So können Kaviar, Blumensträuße und Hundefutter in Deutschland mit 7% Steuer eingekauft werden, Binden und Tampons aber nicht. Wie kommt das?
16.000 Euro für Monatshygiene
Vor kurzem interviewte die Youtuberin Ingrid Nilsen US-Präsident Barack Obama. Sie machte ihn darauf aufmerksam, dass auch in den USA die Monatshygiene für Frauen mit dem Satz für Luxusgüter besteuert würde. Obama musste zugeben, dass er darüber nicht informiert war. Wie die „FAZ“ schreibt, äußerte er, „dass Steuergesetze, die Hygiene-Materialien besteuern, nur von Männern geschrieben sein können“. In Amerika unterliegt die Anpassung von Steuersätzen allerdings den einzelnen Staaten und nicht dem Präsidenten.
Nachdem die Zahl an Petitionen zur Steuersenkung von Tampons und Co. immer weiter zunimmt, errechnete die us-amerikanische „Huffington Post“, wie viel Geld Frauen im Laufe ihres Lebens ihre Periode kostet. Die Redaktion kam insgesamt auf etwa 16.000 Euro, eine kleine Pauschale für Schokolade mit einkalkuliert. Frauen könnten durch eine fairere Besteuerung also im Laufe ihres Lebens eine große Summe einsparen.
„Pink tax“ und eine Klage in New York
Dass nun Organisationen und Initiativen in gleich mehreren Ländern protestieren, liegt aber nicht nur an Artikeln für die Monatshygiene. Seit Jahren ist bekannt, dass Cremes, Rasierschaum oder Duschgels für Männer in aller Regel billiger sind als für Frauen. Das Missverhältnis wird als „pink tax“ bezeichnet. Da die Bereitschaft für Kosmetikartikel mehr Geld auszugeben bei Frauen oft höher ist, verlangt die Kosmetikindustrie von dieser Zielgruppe auch mehr Geld. Die „Verbraucherzentrale Hamburg“ kommt nach einer Untersuchung zu dem Ergebnis: Zwischen 17 und 42% werden bei Frauenprodukten aufgeschlagen.
In New York klagten fünf Frauen gegen die Luxusbesteuerung von Tampons und anderen Artikeln, die ausschließlich von Frauen genutzt werden. Sie verlangten die Anpassung sowie eine Wiedergutmachung, da die Preise eine Diskriminierung bedeuteten. Der Staat gab ihnen Recht und schaffte die Luxussteuer ab.
Weitere Erfolge in anderen Ländern
In Spanien gilt eine Steuer zwischen fünf und zehn Prozent für Monatshygieneartikel. Frankreich senkte den Steuersatz nach Petitionen im vergangenen Jahr von 20 auf 5,5% und auch Großbritannien will die „Tamponsteuer“ kippen.
In Kanada und Australien will die Regierung nach den Protesten über eine Anpassung nachdenken. Und auch in verschiedenen Bundesstaaten der USA gibt es nun Initiativen, die sich gegen die Luxusbesteuerung einsetzen. In Österreich arbeitet die Fraueninitiative „Erdbeerwoche“ für eine fairere Besteuerung und eine Petition in Deutschland ist vor kurzem mit über 32.000 Unterstützerinnen und Unterstützern geschlossen worden. Wann die Luxussteuer im deutschsprachigen Raum fällt, ist allerdings völlig offen.
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