Trauerland: Trauern in der Corona-Krise

Der Verein Trauerland unterstützt Kinder und Jugendliche, wenn ein naher Angehöriger verstorben ist. Auch hier spürt man die Auswirkungen der Corona-Krise.

Trauerland: Trauern in der Corona-Krise

Der gemeinnützige Verein Trauerland unterstützt Kinder und Jugendliche, die um nahe Angehörige trauern. Bild © Trauerland

In den letzten Monaten hat das Trauerland-Team einen Anstieg von Anrufen verzeichnet, in denen Jugendliche und jungen Erwachsene im Alter von 12 – 20 Jahren anrufen, sich sehr einsam fühlen und niemanden zum Reden haben.
Wenn ein Jugendlicher oder ein junger Erwachsener einen nahestehenden Menschen durch Tod verloren hat, ist das Urvertrauen erst einmal erschüttert. Die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen verstärken diese Unsicherheiten extrem.

Gefühle von Ohnmacht, Vereinsamung und der Eindruck, auf die Rolle als SchülerInnen reduziert zu werden – das sind auch die wesentlichen Erkenntnisse der bundesweiten JuCo-Studie „Erfahrungen und Perspektiven von jungen Menschen während der Corona-Maßnahmen“ von der Stiftung Universität Hildesheim und der Goethe Universität Frankfurt. Über 5.000 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 15 bis 30 Jahren wurden dazu befragt.

Corona-Krise verstärkt negative Gedanken

Trauerland-Gründerin Beate Alefeld-Gerges kann die Ergebnisse der Studie bestätigen. „Der Alltag hat sich in den Zeiten von Corona überall verändert, doch auch die allmählichen Lockerungen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass neben Senioren vor allem junge Menschen beeinträchtigt sind. Wir haben das Gefühl, dass die Perspektiven von Jugendlichen und jungen Erwachsenen von der Politik zu wenig gesehen werden“, so Alefeld-Gerges.

Die Sozialpädagogin, die mit Trauerland seit 20 Jahren Kinder und Jugendliche begleitet, betont, dass in diesen Zeiten vielen Jugendlichen besonders der Austausch untereinander fehlt: „Längst nicht alle haben die Möglichkeit, mit anderen Peers [Freunden] zu kommunizieren, natürlich ist es möglich, gemeinsam Computer zu spielen oder Video-Calls zu machen, aber dies bleibt meistens sehr an der Oberfläche“, sagt Alefeld-Gerges. „Wir haben auch die Erfahrung gemacht, dass die Jugendlichen und jungen Erwachsenen den persönlichen Kontakt den angebotenen Videomeetings gegenüber deutlich bevorzugten.“

Jugendliche haben Existenzangst

Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen haben große Existenzangst, viele schrieben vor kurzem ihr Abitur – an sich schon eine große Herausforderung. „Auch wurden die Abschlussfeiern und -fahrten in den Schulen teilweise ersatzlos gestrichen. Ein immens wichtiger Lebensabschnitt kann so nicht richtig abgeschlossen werden. Dazu gibt es im Hinblick auf Ausbildungsplätze oft nur unklare Antworten, was noch zu mehr Unsicherheiten führt“, so Alefeld-Gerges.

Die Folge der Krise, deren Bewältigung und die komplexen Konsequenzen, betreffen nicht nur die Gegenwart der jungen Menschen, sondern auch ihre Zukunft. Dass die Jugendlichen und jungen Erwachsenen den Eindruck haben, dass ihre Sorgen nicht gehört werden, zeigen die Ergebnisse der JuCo-Studie klar. Knapp ein Viertel der Befragten gibt an, gar nicht den Eindruck zu haben, dass die eigenen Sorgen gehört werden (das sind 23,6%), weitere 22% stimmen „eher nicht“ zu und 30% befinden sich im Mittelfeld.

Trauerland: Trauerbegleitung für Kinder und Jugendliche

Seit 20 Jahren berät und begleitet der gemeinnützige Bremer Verein „Trauerland” Kinder und Jugendliche sowie deren Familien, wenn ein naher Angehöriger verstorben ist. Nun hat Trauerland das umfangreiche Hilfsangebot weiter ausgebaut. Neben den Trauergruppen sowie den Einzelberatungen bietet der Verein auch ein Beratungstelefon an, das jeden Werktag erreichbar ist. Hier können sich z. B. Angehörige informieren, wenn sie unsicher sind, wie sie das trauernde Kind am besten unterstützen können. Alle Angebote sind für Betroffene kostenfrei. Beratungstelefon: 0421/69 667280, Infos unter: www.trauerland.org

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