Über Jahrzehnte war die Sache klar: Wer verhüten wollte, nahm die Pille. Doch mittlerweile nutzen immer mehr Frauen, die über einige Monate oder Jahre eine Schwangerschaft ausschließen wollen oder die Familienplanung abgeschlossen haben, zur Verhütung sogenannte Langzeitmethoden. Die gibt es mit und ohne Hormone, und alle sind nicht nur sicher – ihr Pearl-Index liegt zwischen 0,1 und 0,8, das heißt, wenn 100 Frauen ein Jahr lang so verhüten, wird weniger als eine schwanger –, sondern auch bequem: An die tägliche Anwendung muss man nicht denken.
Eine Schwangerschaft ist – außer bei der Hormonspritze – jeweils direkt nach dem Entfernen wieder möglich. Und bis auf den Verhütungsring wirken die hormonellen Präparate zudem allein durch ein Gestagen, sodass sie auch in der Stillzeit genutzt werden können oder von Frauen, die z. B. aufgrund eines erhöhten Thromboserisikos nicht die Pille nehmen sollten. Ein Nachteil sind die Kosten, die bei Langzeitmethoden auf einmal anfallen. Außerdem sind fast alle invasiv, man muss sie beim Frauenarzt einsetzen lassen. Bei den Spiralen, die durch den Muttermund eingeführt werden, ist dies oft unangenehm. Und es besteht ein geringes Risiko, dass der Körper die Präparate abstößt oder sie aufgrund von Nebenwirkungen vorzeitig entfernt werden müssen.
Um individuell die passende Verhütungsmethode zu finden, ist immer eine gute Beratung durch Frauenärztin bzw. Frauenarzt erforderlich. Das gilt für Langzeitmethoden mindestens so sehr wie für die Pille. „Laut einer Patientenumfrage geben über 90 Prozent an, sie können die Pille gut einschätzen – die gibt es ja auch schon lange“, sagt Professor Dr. Dr. Elisabeth Merkle, Gynäkologin aus Bad Reichenhall. „Bei der Spirale sieht dagegen jede zweite noch Aufklärungsbedarf, beim Implantat sind es noch mehr.“ Arzt oder Ärztin muss außerdem immer individuelle Risikofaktoren erfragen und über Nebenwirkungen informieren. Hier ein erster Überblick über die verfügbaren Methoden (mehr Info: www.profamilia.de).
Kupferspirale
Pearl-Index: 0,3 bis 0,8, Wirkdauer: 5 Jahre, Kosten: 120 bis 300 Euro
Das T-förmige Kunststoffstäbchen ist am Schaft mit Kupferdraht umwickelt. Es wird in die Gebärmutter eingesetzt und verhütet durch die Abgabe von Kupferionen, die unter anderem spermizid wirken. Der weibliche Zyklus wird nicht beeinflusst. „Leider gibt es bei der Kupferspirale oft das Problem, dass die Blutungen stärker und schmerzhafter werden können“, so Merkle. „Deswegen ist sie nichts für Frauen, die eh schon schmerzhafte Blutungen haben.“ Außerdem gibt es Studiendaten, die vermuten lassen, dass zu Beginn der Verhütung das Risiko für Unterleibsentzündungen erhöht ist. „Frauen, die anfällig für solche Infektionen sind, oder Frauen mit häufig wechselnden Sexualpartnern würde ich deshalb keine Kupferspirale empfehlen“, sagt die Expertin.
Verhütungsring
Pearl-Index: 0,4 bis 0,65, Wirkdauer: 4 Wochen, Kosten: ca. 48 Euro für drei Monate
Dabei handelt es sich um einen flexiblen Kunststoffring, der in die Vagina eingeführt wird, dort eine Kombination aus Östrogen und Gestagen abgibt und damit ähnlich wirkt wie die Pille. „Der Verhütungsring ist eigentlich ein Zwischending zu den echten Langzeitmethoden“, so Merkle. „Man kann ihn selbst einsetzen und die Verhütung jederzeit abbrechen, aber man muss auch nicht jeden Tag dran denken.“ Gerade für Teenager könne dies eine gute Alternative sein.
Hormonspritze
Pearl-Index 0,3 bis 0,8, Wirkdauer: je nach Präparat 2 bis 3 Monate, Kosten: ca. 30 Euro
Etwa alle drei Monate wird ein Depot-Gestagen in den Gesäßmuskel injiziert, das je nach Präparat zum Teil auch den Eisprung hemmt. Die Verhütungsmethode kann bei unerwünschten Nebenwirkungen wie Brustschmerzen oder Libidoverlust nicht umgehend abgesetzt, das Wirk-Ende des Depots muss abgewartet werden. „Die Spritze ist glücklicherweise nicht weit verbreitet“, so Merkle. „Denn wir wissen inzwischen, dass sie die Osteoporose- Gefahr erhöhen kann. Außerdem dauert es sehr lange, nämlich bis zu einem Jahr, bis nach dem Absetzen wieder ein Eisprung stattfindet und damit eine Schwangerschaft möglich ist.“
Hormonimplantat
Pearl-Index: 0 bis 0,08, Wirkdauer: 3 Jahre, Kosten: ca. 300 Euro
Das Kunsstoffstäbchen ist ca. 40 mm lang und 2 mm dick, wird an der Innenseite des Oberarms unter die Haut geschoben und gibt dort kontinuierlich Gestagen ab. „Eine verbreitete Nebenwirkung sind vor allem zu Beginn häufige Zwischenblutungen“, so Merkle. „Allerdings haben die meisten Frauen dann mit der Zeit nur noch schwache oder auch gar keine Blutungen mehr. Viele Frauen empfinden das als angenehm, aber für einige kommt es auch gar nicht infrage. Deswegen sollte man auf jeden Fall vorher darüber Bescheid wissen.“
Hormonspirale
Pearl-Index: 0,16, Wirkdauer: je nach Spiralen- Typ 3 bis 5 Jahre, Kosten: 250 bis 400 Euro
Das Intrauterinpessar, oder kurz Spirale, ist ein T-förmiges Kunststoffstück, das in die Gebärmutter eingelegt wird und dort, sozusagen direkt am Ort der Verhütung, ein Gestagen abgibt. Das Hormon zirkuliert aber in geringer Dosis auch im ganzen Körper. „Der Eisprung wird nicht grundsätzlich unterdrückt, doch er wird meist deutlich seltener“, so Merkle. Anfangs sind Zwischenblutungen häufig, danach wird die Blutung meist schwächer oder bleibt ganz aus. Es gibt drei verschiedene Spiralen: bereits seit 1990 die „Mirena“ mit fünfjähriger Wirkung, dann die „Jaydess“, die auch für Frauen mit kleinerer Gebärmutter, die noch nicht Mutter sind, geeignet ist, eine geringere Hormondosis enthält und drei Jahre verhütet, und seit Mai die „Kyleena“, die ebenfalls niedrig dosiert ist und fünf Jahre wirkt.
Kupferkette
Pearl-Index: 0,1 bis 0,5, Wirkdauer: 5 Jahre, Kosten: 200 bis 350 Euro
Der Kunststofffaden, auf den vier bis sechs Kupferelemente aufgefädelt sind, wird mit einem Knoten in der Gebärmutterschleimhaut verankert. Die Verhütung erfolgt ebenfalls über Kupferionen. Die Kupferkette, Handelsname „Gynefix“, ist auch für jüngere Frauen mit kleinerer Gebärmutter geeignet, aber in Deutschland noch nicht sehr weit verbreitet. Darum haben bisher vergleichsweise wenige Frauenärzte langjährige Erfahrung im Einsetzen der Kette.
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