Übergewicht: Adé BMI, welcome Waist-to-Height-Ratio

Waist-to-Height-Ratio heißt die alternative Formel zum Body-Mass-Index, mit der sich das Körpergewicht einordnen lässt. Was steckt dahinter?

Übergewicht: Adé BMI, welcome Waist-to-Height-Ratio

Übergewicht: Adé BMI, welcome Waist-to-Height-Ratio ©iStock/Mukhina1

Übergewicht im Wandel der Zeit

Bereits im Mittelalter plagte die Menschen Übergewicht, das geht aus medizinischen Aufzeichnungen jener Zeit hervor. So berichtet der Arzt Balthasar Timaeus von Güldenklee in seinem Casus Medicinalis von Patienten, die aufgrund ihres Gewichts unter Atemnot leiden, unter Herzrasen und Herzschwäche. Er, der Leibarzt des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg und andere Mediziner, gingen davon aus, dass das Gleichgewicht der Körpersäfte durcheinander geraten sei. Um die Balance wieder herzustellen, wurden fettleibige Betroffene mit Blutegeln behandelt und Adern gelassen. Dennoch galten dickere Menschen – im Gegensatz zu fettleibigen – über viele Jahrhunderte hinweg als gesund. Denn man sah ihnen an, dass sie über genügend Nahrung und entsprechend ausreichend Fettreserven für schwere Zeiten verfügten.

Dick ist nicht gleich dick

Im 19. Jahrhundert, einer Zeit, in der verschiedene Wissenschaftler den menschlichen Körper vermaßen, erfand der belgische Astronom und Statistiker Adolphe Quetelet den Body-Mass-Index (BMI). Der BMI ist eine Maßzahl für die Bewertung des Körpergewichts eines Menschen in Relation zu seiner Körpergröße und lässt sich errechnen, indem das Körpergewicht in Kilogramm durch das Quadrat der Körpergröße in Metern geteilt wird.
Bedeutung gewann der BMI durch den Einsatz bei US-amerikanischen Lebensversicherern. Die Anbieter von Lebensversicherungen nutzten die Möglichkeit der Einstufung des gesundheitlichen Risikos aufgrund des Körpergewichts, um Prämien zu vergeben. Seit Anfang der 1980er Jahre verwendet die Weltgesundheitsorganisation WHO den BMI. Nach ihrer Einteilung gilt als normalgewichtig, wer einen Wert zwischen 18,5 und 24,9 erreicht. Bei einem BMI über 30 beginnt die Fettleibigkeit, unter 18,5 geht man von Untergewicht aus. Nach der BMI-Definition sind weltweit gegenwärtig 2,2 Milliarden Menschen von Übergewicht betroffen. In einigen Bundesländern, beispielsweise Baden-Württemberg oder Nordrhein-Westfalen, wird der BMI teilweise als Kriterium für die Verbeamtung im öffentlichen Dienst herangezogen. Wer laut dem Index zu dick ist, sollte eher nicht in den Staatsdienst aufgenommen werden.

Waist-to-Height-Ratio

Doch Ärzte kritisieren: Gewicht und Größe alleine sagen wenig aus. „Der BMI spielt keine Rolle für das Schlaganfall-, Herzinfarkt- oder Todesrisiko eines Menschen“ sagt Dr. Harald J. Schneider vom Universitätsklinikum München, Campus Innenstadt. Zu diesem Ergebnis gelangt Schneider aufgrund einer Studie, die er mit Kollegen vom Münchner Max-Planck-Institut für Psychiatrie, der Universität Greifswald, der Technischen Universität Dresden und der Universität Lübeck durchgeführt hat. Bei der Auswertung der Daten von rund 11 000 Studienteilnehmern zeigte sich: Nicht die Menge, sondern die Verteilung des Körperfetts ist entscheidend für bestimmte Krankheitsgefahren. Und diese lässt sich nicht gut durch den BMI ermitteln, sondern durch besser die sogenannte Waist-to-Height-Ratio (WHtR). Deren Wert ergibt sich, wenn der Taillenumfang durch die Körpergröße geteilt wird. Je höher der WHtR, desto größer das Risiko für bestimmte Erkrankungen, so Harald J. Schneider. Denn der Speck um den Bauch, also um die Taille, kann schädliche Fettsäuren abgeben und diverse Botenstoffe in den Körper abgeben, die Entzündungen fördern, auch und gerade in den Gefäßen. Das treibt die Arteriosklerose voran. Hüft-, Oberschenkel- und Gesäßfett hingegen haben nach jüngsten Erkenntnissen nichts mit dem Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen zu tun und wirken mitunter sogar schützend.

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