Leyla, du arbeitest als Kundalini-Yoga-Lehrerin. Welche Tipps hast du für einen entspannten Start in den Tag – wie sieht deine Morgenroutine aus?
Ich stehe schon sehr früh auf, so gegen fünf Uhr. Dann trinke ich ungefähr 600 bis 700 Milliliter warmes Wasser und ziehe mir meine Yoga-Kleidung an. Meine Yoga-Matte liegt schon bereit. Neben der Matte steht nochmal eine kleine Thermosflasche mit warmen Wasser. Dann setze ich mich hin und dehne mich. Nach etwa zehn Minuten beginne ich zu meditieren. Das kann eine Pranayama-Übung sein, eine Atemübung, oder ich sitze einfach still da und konzentriere mich auf den Punkt zwischen den Augen. Genauso ist es entspannend, die Zunge zum Gaumen zu rollen und tief und lang zu atme. Sich einfach auf den Atem zu konzentrierten, macht unglaublich ruhig. Wenn ich es morgens schon mache, hilft es mir in einem manchmal stressigen Alltag.
Wie kann man zwischendurch ein bisschen besser entspannen?
Das muss gar nicht kompliziert sein. Setz dich auf den Boden im Schneidersitz oder auf eine Stuhlkante. Mach den Rücken gerade, den Nacken lang und beobachte erstmal nur deinen Atem. Ganz schön ist, wenn man die linke Hand auf die Brustmitte legt, die rechte Hand auf den Bauchnabel. So spürt man richtig die Atembewegung im Körper. Atme tief in den Bauch hinein. Das beruhigt ungemein. Wir haben ja ein bisschen verlernt, tief zu atmen. Die wenigsten machen es. Hinzu kommt, dass sehr viele Frauen und Männer, das zeigen wissenschaftliche Studien, nicht tief atmen, weil sich der Bauch nach vorne wölbt und man vergleichsweise dick aussieht. Das ist fatal. Denn man nimmt sich dadurch den Platz zum Atmen. Und wenn man sich in seinem Körper nicht genug Raum für etwas Existenzielles wie den Atem gibt – wie will man sich dann im Leben genug Platz für die eigenen Wünsche und Bedürfnisse geben?
Und was rätst du bei Einschlafproblemen?
Es gibt eine ganz tolle Atemtechnik aus der Zen-Tradition. Bei der visualisiert man beim Einatmen die Vorstellung, dass die Energie vom Kopf bis zu den Zehen fließt. Und beim Ausatmen fließt die Energie wieder zurück. Das hilft sehr beim Loslassen, und wenn ich es nur einige Minuten lang mache, schlafe ich wie ein Baby. Sehr schön ist auch die Imagination, dass ein wärmender, heilender Pinsel über den eigenen Körper streicht.
Eine Langfassung des Gesprächs finden Sie hier
Leyla Liebrecht
Leyla Liebrecht hat Jura studiert und sich währenddessen mit Mediation beschäftigt, also der Psychologie der Streitschlichtung. Als sie anschließend in einer Bank arbeitete, merkte sie, dass diese Job nichts für sie war. Also eröffnete einen Fashionshop und führte irgendwann fünf Boutiquen und 25 Angestellte. Bis sie sich selbst neu erfand und Motivationscoach und Kundalini-Yoga-Lehrerin wurde. Heute arbeitet sie außerdem als Geschäftsführerin der gemeinnützigen Organisation 3HO, die von dem indischen Yogameister Yogi Bhajan gegründet wurde.
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