An wen wende ich mich als erstes?
Nicht immer ist professionelle psychologische Hilfe nötig. Wenn ein Gespräch weiterzuhelfen scheint, ist die Telefonseelsorge rund um die Uhr unter den Nummern 0800/1110 111 oder 0800/1110222 erreichbar. Der Anruf ist kostenfrei, und die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen auch online im Chat zur Verfügung. Eine Warteschleife gibt es nicht, manchmal aber ist besetzt.
Eine Alternative ist die Chatseelsorge der Evangelischen Kirche. Sie richtet sich an alle Menschen unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit. Die Möglichkeit zu chatten besteht allerdings nur Montag und Mittwoch zwischen 20 bis 22 Uhr.
Das Muslimische SeelsorgeTelefon (MuTeS) ist durchgehend unter dem Berliner Festnetzanschluss 030/443 509 821 erreichbar.
Und wenn das nicht reicht?
Eine bundesweite Notfallnummer für psychologische Hilfe existiert nicht – das ist anders als bei medizinischen Notfällen, bei denen sich Betroffene an den ärztlichen Bereitschaftsdienst wenden können. Doch der Telefonseelsorger oder die Telefonseelsorgerin wird im konkreten Fall mit Adressen vor Ort weiterhelfen. Denn bei drängenden Selbstmordabsichten oder quälenden Wahnvorstellungen ist der Gang in die Ambulanz einer Klinik anzuraten.
Wie finde ich eine Selbsthilfegruppe oder einen Therapieplatz?
Wer langfristig psychologische Hilfe sucht und sich mit Gleichgesinnten austauschen möchte, kann sich auf der Seite von NAKOS über bestehende Selbsthilfegruppen informieren. NAKOS steht für Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen. In jeder Gemeinde gibt es außerdem sozialpsychiatrische Dienste, die Menschen in psychischen Krisen und bei psychiatrischer Erkrankung beraten und weitere Hilfen vermitteln. Meistens sind die sozialpsychiatrischen Dienste bei den Gesundheitsämtern angesiedelt. In jedem Fall erfährt man die Adresse und Telefonnummer des nächsten Dienstes über die Gemeindeämter.
Beim Psychotherapie Informationsdienst (PID) können Hilfesuchende unter 030/ 20916330 anrufen und sich in der Frage beraten lassen, ob eine Therapie sinnvoll ist und wenn ja, welche. Außerdem können sich Betroffene dort alternativ zur Recherche im Branchenbuch nach einem Therapeuten in Nähe des eigenen Wohnorts umsehen. Der Vorteil des PID: Alle dort verzeichneten Therapeutinnen und Therapeuten haben ihre berufsrechtliche Qualifikation nachgewiesen. Das gilt als Qualitätssiegel.
Wie lange muss ich auf einen Platz für eine Psychotherapie warten?
Mitunter dauert es recht lange, bis eine Therapeutin oder ein Therapeut einen Platz frei hat. Seit April 2017 geht es aber zumindest mit einem Erstgespräch etwas schneller. In einem solchen Erstgespräch wird geklärt, ob Therapiebedarf besteht und welche Therapieform die geeignete wäre. Hintergrund für die kürzeren Wartezeiten auf einen ersten Termin ist die neue Psychotherapie-Richtlinie. Sie verpflichtet Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, für Erstgespräche 100 Minuten pro Woche freizuhalten. Außerdem muss in jeder Praxis eine Ansprechperson, zum Beispiel eine Sprechstundenhilfe, 200 Minuten in der Woche telefonisch für Fragen und Terminabsprachen erreichbar sein. Hält der Therapeut eine Akuttherapie für nötig, hat der Patient ebenfalls das Recht auf schnellstmögliche Behandlung. Möglich sind dann bis zu 24 Gesprächseinheiten zu 25 Minuten, die nicht bei der Krankenkasse beantragt werden müssen.
Außerdem ist neu, dass Patientinnen und Patienten sich von Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen innerhalb von vier Wochen einen Termin bei einem Psychotherapeuten oder einer Psychotherapeutin geben lassen können.
Weitere Informationen finden Sie auch in diesem hilfreichen Artikel von Andreas Humbert: So findest du möglichst schnell einen guten und für dich passenden Psychotherapeuten
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