Zehn statt fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag?

Doppelt so viel Obst und Gemüse wie bisher empfohlen sei besser, behauptet eine Studie. Wirklich? Wir haben uns die Daten genauer angesehen

Zehn statt fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag?

© iStock/leonori

Fünf am Tag“  empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rät zu täglichen fünf Portionen Obst und Gemüse. Eine Studie aus England, die im „International Journal of Epidemiology“ veröffentlicht wurde, legt nun allerdings nahe, dass die doppelte Menge noch gesünder sei. Hauptautor der Studie Dagfinn Aune vom Imperial College London erklärt: „Wir wollten herausfinden, wie viel Obst und Gemüse man essen muss, um den besten Schutz vor Krankheiten und frühzeitigem Tod zu haben. Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass fünf Portionen zwar gut sind, zehn aber sogar noch besser.“

Obst und Gemüse verringern das Risiko von Krankheiten

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werteten verschiedene internationale Studien mit insgesamt etwa zwei Millionen teilnehmenden Menschen aus. Sie verglichen die Daten für verschiedene eingenommene Mengen Obst und Gemüse am Tag mit denen bei komplett obst- und gemüsefreier Ernährung. Dabei zeigte sich, dass schon die tägliche Einnahme von nur 200 Gramm Obst und Gemüse positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit hat. Gar kein Obst und Gemüse zu essen, das muss man allerdings auch erst einmal schaffen. Bei 200 Gramm reduzierte sich im Vergleich dazu das Risiko für Herzkrankheiten und Herzkreislauferkrankungen um 16 Prozent beziehungsweise 13 Prozent, für Schlaganfall um 18 Prozent, für Krebs um 4 Prozent und für vorzeitigen Tod um 15 Prozent.

Die Zahlen bei Menschen, die 800 Gramm Obst und Gemüse am Tag essen, sehen noch besser aus: Herzkrankheiten tauchen 24 Prozent seltener auf, Schlaganfälle sind 33 Prozent seltener, Herzkreislauferkrankungen 28 Prozent, Krebs 13 Prozent und frühzeitiger Tod 31 Prozent.

Wie viel ist eine Portion?

Wie viel mehr müssen wir nun essen, um noch gesünder zu leben? Gar nicht so viel wie gedacht. Die DGE empfiehlt bei ihrer Kampagne „Fünf am Tag“  bisher fünf Portionen von je etwa 130 Gramm, also 650 Gramm insgesamt. Davon sollten rund 250 Gramm Obst sein und 400 Gramm Gemüse. Eine Portion könnte zum Beispiel eine Banane, ein Apfel, ein kleiner Kohlrabi oder eine Paprika sein.

In der Studie und in den Angaben der WHO entspricht eine Portion dagegen lediglich 80 Gramm. Das bedeutet, um auf die vom Hauptautor Dagfinn Aune empfohlenen 800 Gramm zu kommen, fehlen uns nur noch 150 Gramm im Vergleich zu den Empfehlungen der DGE. Anders gesagt: Ein großer Apfel mehr, und die Sache ist geritzt.

Es gibt allerdings auch Kritik an der Interpretation der Ergebnisse: So merkte Ernährungswissenschaftler Karl-Heinz Wagner dem österreichischen Kurier gegenüber an, dass auch in der vorgelegten Studie die größten Effekte bei bis circa 650 Gramm zu sehen seien. Danach flachten die Kurven der Risikoreduktion für Krankheiten ab, so der Professor aus Wien. Seiner Meinung nach reichen also die bisher empfohlenen Portionen aus. Eine frühere Studie, die 2014 im „British Medical Journal“ veröffentlicht wurde, zeigte dementgegen sogar, dass schon 400 Gramm genügen, um das Sterberisiko zu senken.

Deshalb sind Obst und Gemüse so gesund

Was alle Studien und Empfehlungen gemeinsam haben, ist das eindeutige Ergebnis, dass sich Obst und Gemüse positiv auf unsere Gesundheit auswirken. Sie können etwa den Cholesterinwert und den Blutdruck senken und das Immunsystem stärken. Studienautor Dagfinn Aune erklärt, was Obst und Gemüse so gesund macht: „Sie enthalten zum Beispiel viele Antioxidantien, die Schäden an der DNA verringern könnten und so zu einem geringeren Krebsrisiko führen.“ Außerdem sei es möglich, dass Obst und Gemüse positive Auswirkungen auf unsere natürliche Darmflora haben.

Das Team um den Norweger Dagfinn Aune untersuchte auch, welche Arten vor welchen Krankheiten schützen. Kreuzblütler, zum Beispiel Kohl und Brokkoli, schützen demnach vor Krebs. Als mögliche Erklärung nennt der Wissenschaftler die in Kreuzblütlern enthaltenen Glucosinolate, die Enzyme aktivieren, die vor Krebs schützen könnten. Neben diesen schützen den Ergebnissen zufolge auch andere grüne und gelbe Gemüse wie Spinat und Paprika vor Krebs.

Wer sich vor Herz- und Herzkreislauferkrankungen, Schlaganfall und frühzeitigem Tod schützen will, sollte Äpfel und Birnen, Zitrusfrüchte, Salate und grüne Blattgemüse wie Spinat und Chicorée und außerdem ebenfalls Kreuzblütler wie Brokkoli essen.

Möglichst oft bunt und abwechslungsreich zu verschiedenem Obst und Gemüse zu greifen, ist also am besten.


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